Die Fans sind trotz der Niederlage stolz auf ihre Mannschaft. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Am Mittwochabend sind die Bars auf der Theo in Stuttgart wieder gut gefüllt. Zahlreiche Kroaten drücken ihrer Mannschaft die Daumen – am Ende reicht es allerdings nicht.

„Wie soll es schon gehen, schlecht!“ Luca Radanovic ist traurig. Drei zu null führt Argentinien im Halbfinalspiel gegen Kroatien, nur noch wenige Minuten sind offiziell zu spielen. „In der ersten Halbzeit waren wir richtig gut“, kommentiert der junge Mann mit den kroatischen Wurzeln. Aus der Nähe von Plochingen ist er nach Stuttgart gekommen, andere gar aus Karlsruhe: In die Theodor-Heuss-Straße, wo einige Bars die Spiele übertragen. Schon beim Spiel gegen Brasilien waren sie auf dieser „Fanmeile“, darunter auch Radanovic. „Wir hatten durchaus Chancen gegen Argentinien, dachten schon, wir schaffen es weiter“, meint er.

So sieht das auch Tanja Drazenovic. Als die Mannschaften nach der Halbzeitpause wieder auf den Platz kamen – beim Stand von zwei zu null –, war sie noch überzeugt, dass die Kroaten es wieder mal hindrehen. „Wir sind bekannt dafür.“ Nun ist es doch anders gekommen. „Dabei hat unsere Mannschaft ein großes Kämpferherz“, nimmt Felix Livakovic den Faden auf. Aber als dann der Argentinier Julian Alvarez in der 69. Minute das dritte Tor geschossen habe, sei ihm klar gewesen, dass das nur noch schwer aufzuholen sei, so der Stuttgarter.

Mitgefiebert mit der Mannschaft und sie angefeuert hat er dennoch bis zum Schluss. Wie die vielen anderen, die sich außerhalb der Kneipen versammelt und vor allem drinnen dicht an dicht sitzen und stehen. Es ist bitter kalt draußen. Als Kapitän Luca Modric in der 81. Minute den Platz verlässt, wird geklatscht, der Leistung des Fußballnationalhelden Respekt gezollt. Doch je weiter der Uhrzeiger tickt, desto ruhiger wird es. Ernüchterung tritt ein, man sieht die Chancen schwinden. Ein Rettungswagen hält, eine Frau sei in Ohnmacht gefallen, heißt es. Sie wird versorgt und abtransportiert.

„Fahrt doch ab, hier feiert heute eh keiner!“

Schon vor dem Abpfiff machen sich einige auf den Heimweg. Fans rufen desillusioniert in Richtung der Polizisten, die sich auf der Theo postiert haben: „Fahrt doch ab, hier feiert heute eh keiner!“ Und dennoch, eine Bar weiter wird zum Absacker gefühlvoll gesungen – ein kroatisches Volkslied.

Unser Fotograf hat sich das Spiel zusammen mit kroatischen Fans im One angeschaut. Die Fotos finden Sie in der Bildergalerie.