Das Gewicht eines Igels ist entscheidend, ob er den Winter überlebt. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Dieses Jahr sind viele Igel nicht gerüstet für die kalte Jahreszeit. 46 stachlige Wildtiere werden derzeit im Tierheim Filderstadt versorgt. Bald gibt es keinen Platz mehr.

Filderstadt - Das Tierheim Filderstadt weiß fast nicht mehr wohin mit all den Igeln, die dort abgegeben werden. In den vergangenen Tagen und Wochen waren es 46 Tiere, die von besorgten Bürgern gebracht wurden. Langsam wird es eng, sagt Sabine Klein vom Tierheim. Woher kommt der aktuelle Ansturm? „Wir haben überwiegend Jungtiere hier, die im Herbst geboren wurden“, sagt die Tierpflegerin. Oft hätten die kleinen Igel noch nicht so viel an Gewicht zugelegt, dass sie allein über den Winter kommen könnten. Daher werden die stachligen Wildtiere ordentlich gefüttert, um sich genügend Fettreserven anzulegen.

Katzenfutter ist am besten geeignet für Igel

Weil es im Winter nichts zu fressengibt, verschlafen Igel die kalte Jahreszeit. Die Insektenfresser ernähren sich primär von Käfern, Maden, Schnecken und Regenwürmern. Spätestens nach dem ersten Frost ist die Speisekarte leer gefegt. Die Tierheimmitarbeiter und Helfer füttern die 46 Igel mit hochwertigem Katzenfutter, das einen hohen Fleischanteil aufweist und ohne Getreide- und Zuckerzusatz ist. „Als Topping gibt es ein paar getrocknete Insekten oben drauf“, erklärt Sabine Klein. Zu Trinken bekommen Igel frisches Wasser, keine Milch. Der darin enthaltene Milchzucker ist für sie unverdaulich, und sie bekommen Durchfall.

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Gut 500 Gramm Körpergewicht sollte ein junger Igel haben, bevor er in den Winterschlaf gehen kann. „Das ist nur ein Richtwert, es kommt natürlich noch auf den Gesundheitszustand des Tieres an“, erklärt Sabine Klein. Viele der Igel seien auch mit Parasiten befallen, das heißt, sie müssten gleichzeitig gesund werden und zunehmen. Ein erwachsener Igel hat ein Gewicht von rund 800 bis 1500 Gramm und besitzt etwa 8000 Stacheln.

Mit der Versorgung der Igel – vom Füttern übers Ausmisten bis zum täglichen Wiegen – sind im Wechsel 15 Mitarbeiter und Freiwillige Helfer beschäftigt. Da Igel Einzelgänger sind, benötigt jeder sein eigenes Reich. In das Gehege mit Häuschen kommt Nistmaterial hinein, damit es die Igel kuschelig warm haben. Wenn die Winterschläfer im Frühjahr aufwachen, bleiben sie noch etwa eine Woche bis zehn Tage im Tierheim und werden dann in die Natur entlassen.

Igel sind nachtaktive Tiere

„Aktuell sind wir froh, wenn die Menschen, die einen geschwächten Igel in ihrem Garten finden, ihn auch selbst versorgen können“, erklärt die Tierpflegerin. Dass ein Igel hilfebedürftig ist, merke man an verschiedenen Anzeichen. „Wenn der Igel tagsüber unterwegs, sehr klein, mit Parasiten befallen oder verletzt ist oder hustet, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er Hilfe braucht“, erklärt Klein. Während untergewichtigen Igeln mit Unterkunft und Nahrung geholfen werden kann, benötigen kranke und verletzte Tiere dringend fachmännische Hilfe. Gefüttert werden sollte ausschließlich nicht verderbliches Feucht- oder Trockenfutter für Katzen, keinesfalls Speisereste oder Dosenfutter. Das ideale Winterquartier für die Wildtiere besteht aus einem Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub. Wer mag, kann zusätzlich zur natürlichen Behausung ein Igelhäuschen aufstellen. Dieses kann man kaufen oder selbst bauen.

Die kleinen Wildtiere nehmen aber nicht nur viel Zeit der Tierheimmitarbeiter und freiwilligen Helfer in Anspruch, sondern kosten auch viel Geld. „Ohne unsere Spendenaufrufe könnten wir die Igel-Hilfe so nicht leisten“, bringt es Sabine Klein auf den Punkt.