Selbstbewusst wie ein Mann: „Selbstbildnis mit Hut“ (1904) von Ottilie Roederstein (Ausschnitt). Foto: Städel Museum

Tabus und Traditionen scherten sie nicht: Ottilie Roederstein war eine charismatische Künstlerin. Höchste Zeit, dass an sie und ihre Freundin erinnert wird.

Nackte Männer? Wieso nicht? Weil es sich nicht schickte. Deshalb durften Künstlerinnen lange Zeit keine männlichen Aktmodelle zeichnen. Ottilie W. Roederstein mochte das nicht hinnehmen. Sie wagte sich selbstbewusst an biblische Szenen, ein Genre, das bis ins 19. Jahrhundert wegen der Männerakte eine reine Männerdomäne war. Roederstein provozierte mit Bedacht. Sie wollte zeigen, dass sie es mit den männlichen Kollegen aufnehmen kann.