In vielen Häusern gibt es zu wenig Steckdosen. Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen lösen das Problem nicht auf Dauer. Foto: dpa - dpa

Der Bedarf an Strom- und Datenanschlüssen im Haus wächst - ob im Altbau oder im Neubau. Kann man beim Bau oder der Sanierung jetzt schon absehen, wie viele Anschlüsse man am besten einplant, damit man morgen all seine Geräte gut gebrauchen kann?

FrankfurtDurchschnittlich 5,4 Steckdosen sind in einem deutschen Wohnzimmer installiert. Das ist zu wenig, um alle Geräte anzuschließen, die die meisten Menschen heutzutage benutzen. Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen lösen das Problem nicht. Aber wie viel ist ausreichend – gerade mit Blick auf heutige Umbauten und Neubauten? Wie viele Steckdosen und Stromkreise sollte man einplanen, um sicher zu sein?

Für Bernd Dechert vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke steht die Bestandsanalyse an erster Stelle. „Dazu müssen die heutigen und künftigen Bedürfnisse der Bewohner erfasst werden.“ Das ist eine Aufgabe mit vielen Unbekannten, denn heute kann niemand genau voraussagen, wie sich die Technologie entwickeln wird.

Was man im Kopf durchspielen sollte: Mit der Entwicklung zum vernetzten und digital steuerbaren Smart Home wird der Bedarf an Steckdosen, Schaltern und Stromkreisen im Privathaus wahrscheinlich noch steigen. Decherts Tipp lautet daher: „Wer sichergehen will, kann Leerrohre einplanen, in die sich später unkompliziert weitere Kabel verlegen lassen.“ Vorsorge ist also die beste Absicherung.

Daneben stehen einzelne Zimmer im Fokus der Überlegungen. Ein Beispiel: Besonders viele Steckdosen werden üblicherweise in der Küche gebraucht. Denn hier nutzen die Bewohner regelmäßig mehrere verschiedene Elektrogeräte, die idealerweise in der Nähe der Arbeitsfläche angeschlossen werden. „Wenn jedes Mal der Stecker in einer Verteilersteckdose ein- und ausgesteckt würde, um ein Gerät zu benutzen, wäre das ziemlich unkomfortabel“, findet Michael Conradi, Projektleiter der Initiative Elektro+ in Berlin.

Handlungsabläufe visualisieren

Hier lohnt es sich also, gedanklich durch den Raum zu gehen und Handlungsabläufe zu visualisieren. Braucht man vielleicht mehr Steckdosen? Und will man hier künftig auch smarte Unterhaltungsgeräte wie einen TV haben?

Es gibt verbindliche technische Vorgaben für neue und modernisierte Elektroinstallationen. Die Mindestausstattung eines Hauses ist in den Normen DIN 18015-2 und -4 beschrieben. „Die Richtlinie RAL-RG 678 enthält darüber hinausgehende Festlegungen für Standardausstattung und Komfortausstattung“, erklärt Dechert. Sie sind auch eine tolle Planungshilfe für Bauherren, die ihren Bauplan überprüfen wollen. Oder für Sanierer, die sich orientieren wollen, wie viel mehr Steckdosen und Stromkreise sie benötigen. Aber auch Beleuchtungs- und Kommunikationsanschlüsse werden aufgelistet.

Festgehalten sind verschiedene Ausstattungswerte – 1, 2 oder 3. „Der Mindeststandard ist die Stufe 1. Je höher die Ausstattungsstufe, desto großzügiger ist die Installation ausgelegt“, erklärt Dechert. Ein Beispiel: Für die Küche sieht die Mindestausstattung der Stufe 1 fünf allgemeine Steckdosen, zwei Beleuchtungsanschlüsse, einen Radio-, TV- oder Datenanschluss, drei Steckdosen für Radio, TV oder Daten, zwei Anschlüsse für Kühlgeräte und einen für den Dunstabzug vor. Für Stufe 3, die Komfortausstattung, sind es unter anderem schon zwölf allgemeine Steckdosen.

Wichtig zu wissen: Für Elektroherd, Backofen, Mikrowellenkochgerät, Geschirrspülmaschine, Waschmaschine, Wäschetrockner und andere größere Geräte müssen jeweils eigene Stromkreise vorgesehen werden.

Außerdem sollte ein Überspannungsschutz vorgesehen werden. Dieser ist im privaten Wohnungsbau inzwischen Pflicht. Witterungs- oder anlagenbedingte Netzausfälle oder Überbelastungen sind zwar selten, kommen aber durchaus vor. Überspannungsschäden können nicht nur elektronische Geräte außer Gefecht setzen, sondern Kurzschlüsse auslösen und zu Bränden im Haus führen.

Im Altbau kommen bei einem Umbau ähnliche Überlegungen zum Tragen, aber hier fehlt noch mehr: etwa in vielen Gebäuden der Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schalter). Er schützt vor gefährlichen Stromschlägen. „Viele Elektroleitungen sind nicht nur zu gering dimensioniert, sondern auch marode und damit unsicher“, erläutert Michael Conradi, Projektleiter der Initiative Elektro+ in Berlin.

Es kann also in Altbauten durch aus nötig sein, dass eine Sanierung quasi zur Neuinstallation wird, erklärt Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren. „Hausanschluss, Verteiler und Unterverteiler sollten dann auf den aktuellen Standard aufgerüstet und, wenn nötig, komplett erneuert werden.“

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