Gerade fürs Lernen wird die Stadtbücherei von vielen sehr geschätzt. Foto: Roberto Bulgrin

Manche würden die Esslinger Stadtbücherei gerne noch intensiver nutzen. Die Stadt will die Öffnungszeiten jedoch nicht verändern.

Bibliotheken sind Orte des Lernens, der Bildung, der Beteiligung, der Kultur und nicht zuletzt der Begegnung – all das sind Bedürfnisse, die viele Menschen nicht nur von 10 bis 19 Uhr bedient sehen wollen. Deshalb werden die Öffnungszeiten immer wieder diskutiert – auch in Esslingen: Soll die Stadtbücherei morgens früher öffnen und abends später schließen? Bleibt sie wie bisher am Sonntag und Montag zu? Und wie sieht es zwischen den Jahren aus? Die Wünsche der Besucherinnen und Besucher sind eine Sache – deren Umsetzung im Bibliotheksalltag ist eine ganz andere. Die AfD-Ratsfraktion hat beantragt, Esslingens Stadtbücherei künftig auch montags zu öffnen, doch weder im Rathaus noch im Ausschuss für Kultur, Sport und Soziales (KSA) fand der Antrag Unterstützung.

AfD-Fraktionschef Stephan Köthe war dafür, „die Erreichbarkeit der Bücherei zu verbessern“. Er verwies auf verändertes Nutzerverhalten und darauf, dass eine Öffnung am Montag für Menschen, die am Wochenende arbeiten müssen, hilfreich wäre. Im Gegenzug beantragte er, die Öffnungszeiten dienstags bis freitags abends um eine halbe Stunde auf 18.30 Uhr zu reduzieren und samstags von 10 bis 15 Uhr zu öffnen. Bislang ist die Hauptstelle der Stadtbücherei Dienstag bis Freitag jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 18 Uhr. In den Sommermonaten wird die Öffnung samstags auf 10 bis 14 Uhr reduziert.

Beitrag zur servicefreundlichen Stadt?

Viele würden die Bücherei gerne länger nutzen. Foto: Roberto Bulgrin

Stephan Köthe räumte ein, dass eine Montags-Öffnung Veränderungen für die Bücherei-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bringen würde, im Sinne einer bürger- und servicefreundlicheren Stadt jedoch eine deutliche Verbesserung für viele Esslingerinnen und Esslinger brächte. Die Stadt Ludwigsburg sei mit ihrer Bibliothek deutlich bürgerfreundlicher unterwegs.

Kulturbürgermeister Yalcin Bayraktar sah den Ausschuss in dieser Frage eigentlich nicht gefragt, schließlich handle es sich um eine Angelegenheit der inneren Verwaltung, die das Rathaus in eigener Regie entscheiden könne. Gleichwohl antwortete er ausführlich auf den AfD-Antrag. Bayraktar verwies darauf, dass die Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof schon jetzt die höchste Kundenzufriedenheit aller städtischen Einrichtungen genieße. Das spreche für eine gute Dienstleistung.

„Aktuell nicht realisierbar“

Montags bleibt die Bibliothek bislang fürs Publikum geschlossen. Foto: Roberto Bulgrin

Bücherei-Leiter Kevin Butler und seine Stellvertreterin Katrin Hellerich hatten in der Sitzungsvorlage gewarnt: „Eine zusätzliche Öffnung der Hauptstelle am Montag würde für das gesamte Team zu einer Sechs-Tage-Woche in Präsenz führen, was aktuell nicht realisierbar ist. Arbeiten im Backoffice und Freizeit müssten umstrukturiert werden.“ Ziel sei es, die Öffnungszeiten so einheitlich wie möglich zu gestalten. Und mit Blick auf die von der AfD vorgeschlagene Kürzung der Abend-Öffnung um eine halbe Stunde verwies die Bücherei-Leitung darauf, dass gerade die Randzeiten sehr stark frequentiert seien: „Unter der Woche kommen während der neunstündigen Öffnungszeit rund 20 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer in der letzten Öffnungsstunde zwischen 18 und 19 Uhr.“ Menschen, die am Wochenende berufstätig sind, müssten nicht zwingend am Montag die Bücherei besuchen.

Der Antrag war damit vom Tisch – ob die Diskussion über die Öffnungszeiten der Esslinger Stadtbücherei damit beendet ist, bleibt abzuwarten. Gerade in Prüfungszeiten, wenn viele Schüler und Studierende die Bibliothek zum Lernen nutzen, wird schon jetzt mit Sonderöffnungszeiten reagiert. Und auch in der Fachwelt werden die Öffnungszeiten heiß diskutiert – nicht zuletzt mit Blick auf so genannte Open-Library-Modelle, die vorsehen, Bibliotheken zu bestimmten Zeiten personallos zu öffnen.

Bund schafft Möglichkeit zur Sonntagsöffnung

Beim Bibliothekartag 2018 wurde schon festgestellt: „Die Bibliothek ermöglicht im Zeitalter der Digitalisierung analoge Begegnungen in einem nicht-kommerziellen Wohlfühlort: zweifellos ein wichtiger Baustein für eine funktionierende, moderne Gesellschaft. Die Erweiterung der Öffnungszeiten ist daher eine der zentralen Grundlagen, dass Bibliotheken als derartige Orte funktionieren können.“ Und der Deutsche Bibliotheksverband hat es erst kürzlich ausdrücklich begrüßt, dass die Möglichkeit zur Sonntagsöffnung öffentlicher Bibliotheken im Koalitionsvertrag der neuen schwarz-roten Bundesregierung verankert wurde.