Zwiespalt des (Tages-)Tourismus: Die Schwäbische Alb lockt noch in diesen Tagen mit winterlicher Natur. Aber mit den Ausflüglern fräßen sich die Blechlawinen in die Landschaft. Foto: Horst Rudel

Tourismus klebt sich gern das Etikett „nachhaltig“ an. Zurecht? Nachhaltigen Tourismus gibt es nicht, denn er ist immer mit Ressourcenverbrauch verbunden. Aber es gibt einen nachhaltigeren Tourismus, an erster Stelle bei der Wahl der Verkehrsmittel: weg von Auto und Flugzeug, hin zu Bahn, Bus und Fahrrad.

Touristen sind bekanntlich immer die anderen: Hausen in den Betonburgen an Ex-Traumstränden, fliegen zum Shoppen mal schnell nach London, stehen im Wochenendstau die Alb rauf und runter. Und selbst? Es ginge auch anders: An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (natürlich außer dem Flugzeug); keine Kurztrips, sondern ausgiebiger und dafür seltener reisen, denn das macht dank eingesparter Mobilität einen schlankeren ökologischen Fußabdruck; sein Geld nicht bei den Filialisten lassen, die es überall gibt, sondern regionalen Handel und Gewerbe fördern; einfache Unterkünfte dem Wellness-Bombast vorziehen; und vor allem: Respekt vor Fauna und Flora, Natur und Landschaft, Land und Leuten. Ja, auch die soziale Komponente ist unabdingbar für verträglichen Tourismus. Schließlich führen nur wenige Touren in unberührte Natur, das Gros in Städte oder Kulturlandschaften – Bio- und Soziotope mit eigener Authentizität und spezieller Schutzbedürftigkeit, wenn man etwa an den sogenannten Overtourism in Städten wie Barcelona, Venedig oder Paris denkt. Wie definiert sich also nachhaltiger Tourismus? Gar nicht, sagt Martina Shakya, Professorin für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Heilbronn, zumindest nicht in so absolutem Sinne. „Tourismus ist grundsätzlich nicht nachhaltig, aber es gibt viele Möglichkeiten, ihn nachhaltiger zu gestalten.“ Heißt: Auch der sanfteste Ökotourismus kommt nicht ohne Ressourcenverbrauch aus. Aber man kann letzteren reduzieren und ausgleichen.