Wie begeistert man mehr Mädchen für technische Berufe? Zum Beispiel über Vorbilder, sagen Forscherinnen. Foto: picture alliance / dpa/Christoph Schmidt

Ob sich ein Mädchen einen technischen Beruf zutraut oder nicht, kann auch davon abhängen, ob er in der weiblichen oder in der männlichen Form bezeichnet wird. Das zeigen Studien.

Bamberg/Stuttgart - Ob sich ein Mädchen für einen technischen Beruf entscheidet oder nicht, kann auch davon abhängen, ob er in der weiblichen oder in der männlichen Form bezeichnet wird. Das sagt Bildungsforscherin Ilka Wolter vom Leibnitz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg unserer Zeitung. „Wir wissen aus Studien, dass Mädchen sich eher einen Beruf zutrauen, wenn er in der weiblichen Form bezeichnet wird, also wenn da Ingenieurin statt nur Ingenieur steht“, sagt Wolter, die die Bildungskarrieren von Mädchen und Jungen erforscht.

Technisch interessierte gelten schnell als Nerds

Dass in technischen und naturwissenschaftlichern Studiengängen und Berufen nur wenige Frauen zu finden sind, liegt laut Wolter nicht daran, dass diese geringere Kompetenzen hätten, sondern vor allem an deren Selbstbild. „So sind Mädchen zum Beispiel in Chemie durchschnittlich besser als Jungen, schätzen sich aber deutlich schlechter ein als diese“, sagt Wolter. Letztendlich gehe es bei der Wahl eines Studienfachs oder Berufes auch darum, „ob man sich selbst damit identifiziert kann“. Und das tun Jungen bei technischen Berufen viel häufiger als Mädchen. Um daran etwas zu ändern müssten sich die Geschlechterstereotype und Rollenerwartungen ändern, mit denen Kinder nach wie vor konfrontiert würden, ist Wolter überzeugt.

Auch die Gleichstellungsexpertin Barbara Lutz sieht ein Imageproblem von technischen Fächern bei Mädchen: „Diejenigen, die sich dafür interessieren, gelten schnell als Nerds, die nur vor dem Computer sitzen.“ Dadurch entstehe ein Bild von naturwissenschaftlich-technischen Fächern, das auf Frauen besonders unattraktiv wirke. Unter anderem in osteuropäischen Ländern sei das anders. Dort seien Frauen stark in technischen Berufen vertreten. Von mehr Frauen würde auch die hiesige Wirtschaft profitieren, so Lutz. Firmen mit vielgestaltiger Mitarbeiterschaft kämen besser durch Krisen.