Seit Wochen regnet es fast jeden Tag, teilweise sehr stark. Wetter-Warnmeldungen kommen quasi täglich. Ist das normal?
Immer wieder schüttet es derzeit wie aus Eimern, Gewitter lassen eher an Sommerwetter denken – und auch die Temperatur fühlt sich eher nicht nach Frühjahr an. Spielt das Wetter verrückt?
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am Dienstag via X (vormals Twitter) eine Karte mit den Regensummen der vergangenen zwei Wochen geteilt. Baden-Württemberg ist demnach besonders von starken Niederschlägen betroffen, Warnmeldungen kommen derzeit fast täglich.
Auch die Daten unserer Klimazentrale können helfen, das aktuell sehr feuchte Wetter einzuordnen. Darin stecken Messungen des DWD aus mehr als sechzig Jahren, zum Beispiel am Stuttgarter Schnarrenberg. Daraus haben wir errechnet, wie viel Niederschlag für Mai innerhalb von 30 Tagen typisch ist. Hier zeigt sich: seit Mitte Mai regnet es deutlich mehr als im historischen Vergleich. Das Diagramm zeigt den deutlichen Anstieg:
Zwei weitere Erkenntnisse stecken in dem Schaubild. Erstens: im Mai nimmt die über vier Wochen summierte Niederschlagsmenge typischerweise zu, zu erkennen am grau eingefärbten Normalbereich. Das trockene Frühjahr wird in dieser Zeit zum feuchteren Frühsommer. Zweitens: früher war das viel stärker spürbar.
Früher war mehr Niederschlag
Im Schaubild unterscheiden wir die Zeiträume 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020. Im früheren Zeitraum, als die heutige Großelterngeneration jung war, regnete es im Frühjahr etwa um ein Fünftel mehr – zu erkennen am unterschiedlich hohen, grau eingefärbten Normalbereich.
Die aktuell hohen Niederschläge wären also auch schon den Menschen in den 1970er oder 1980er Jahren aufgefallen – aber viel weniger stark, weil damals im Mai mehr Regen typisch war. Ähnlich verhält es sich mit den aktuell eher lauen Temperaturen: Vor vierzig oder fünfzig Jahren hätten die aktuellen Werte voll im Bereich des Erwartbaren gelegen, mittlerweile liegen sie an der untersten Grenze des Normalbereichs.
Der viele Regen, die ungewöhnlichen Temperaturen: das Klima wandelt sich. Es ist wärmer und trockener geworden. Das nehmen wir derzeit besonders stark wahr, weil Temperaturen und Niederschläge aktuell ungewöhnlich ausfallen – nämlich so, wie es vor Jahrzehnten noch normal gewesen wäre.