Siegmund Großmann als Till behält den Überblick beim Häs-Abstauben. Wernaus Ehrenzunftmeisterin Rita Zink begutachtet das Häs der Laichleshex. Wenn alles einwandfrei ist, gibt es einen Laufbändel. Foto: Zimmermann Quelle: Unbekannt

Volles Haus im Wernauer Vereinsheim „Löwen“: 200 Wernauer Narren kamen an Dreikönig zum traditionellen Häs-Abstauben. Dabei nehmen der Zunftmeister, die Ehrenvorsitzende, der Till und die Häswarte das Narrengewand und die Masken der Narren unter die Lupe. Nur wer ein einwandfreies Häs vorweisen kann, bekommt den „Laufbändel“ für die närrische Zeit.

Wer nachbessern muss, der hat schon die Einladung auf ein Glas „Hexentrunk“ in der Tasche. Der wird am „Schmotzigen Donnerstag“ ausgeschenkt. Während für die Jecken am Rhein die Fasnet bereits am 11. November startete, schlägt für die Narren bei der schwäbisch-alemannischen Fasnet der Ernst der Stunde am Dreikönigstag. Erst ab diesem Tag darf sich ein Narr mit seinem Häs in der Öffentlichkeit zeigen.

Für den guten Ton sorgten zum Auftakt die „Bodenbach Symphoniker“. Die Wernauer Guggenmusiker brachten den „Löwen“ zum Beben und heizten die Stimmung kräftig an. Ganz offiziell eröffnete dann Zunftmeister Marcel Reith mit einem dreifachen „Hecka Heala! - Hoi Hoi Hoi“ die närrische Saison: „Endlich geht’s los!“ Nachdem der Till mit seinem Stab zehn Neue in den Bund der Narren aufgenommen hatte, ging es ans Häs-Abstauben und durch den „Narren-TÜV“: In Reih und Glied marschierten dabei die Figuren der Wernauer Fasnet, die „Geesgassdeifl“, die „Brotlaible“, Guggenmusiker, „Baur“, „Heckarutscher“ und „Laichleshexa“ an der Ehrenvorsitzenden Rita Zink, dem Till und dem Zunftmeister vorbei. Die warfen einen kritischen Blick auf das Häs der Narren. Während die überwiegende Mehrheit der Narren in ihrem Häs eine Tiptop-Figur abgaben und ihren Laufbändel bekamen, gab es bei manchen Kritik am närrischen Outfit: Das Gewand zerknittert? Da fiel den Wernauer Obernarren die Entscheidung schon mal schwer: „Den kann man grad noch laufen lassen!“, kam eine Laichleshex gerade noch so durch die Prüfung - eine andere musste ohne Laufbändel von der Bühne.„Da musst Du nochmal mit dem Bügeleisen ran!“, gab der stellvertretende Zunftmeister Frank Hauber der Hexe mit auf den Weg.

Für ein Highlight des Abends sorgte der Narrensamen, der sehr zahlreich beim Häs-Abstauben mit dabei war. Eine Gruppe der kleinsten Narren heimste sich mit einem gut einstudierten Tänzchen auf der Bühne dröhnenden Beifall der Wernauer Narrengemeinde ein. Nachwuchssorgen, das zeigte dieser Abend offensichtlich, braucht sich die Wernauer Narrenzunft nicht machen.

Nachdem sich alle Narren dem Häs-Abstauben gestellt hatten ging es hinaus in die Öffentlichkeit: Bei einer Kneipentour durch die Stadt wurde auch dem letzten Wernauer Bürger, der einem Hästräger begegnete, klar: Die Narren sind los. Von Aschermittwoch 2017 bis vergangenen Samstag, das war nur die Ruhe vor dem Sturm.

Von Martin Zimmermann