In normalen Zeiten würde die Württembergische Weinkönigin von Termin zu Termin hetzen und überall fröhlich in Kameras lächeln. Während der Coronapandemie fallen nun sämtliche Termine aus. In die Kamera lächelt sie dennoch. Online ist sie präsenter als jede Weinkönigin vor ihr.
Stuttgart - Tamara Elbls Amtszeit als Württemberger Weinkönigin wurde extra um ein Jahr verlängert. Trotzdem kam die 23-Jährige seit ihrer Wahl Ende 2019 wegen der Coronapandemie kaum dazu, ihr Amt auszuüben. Aber sie hat das Beste daraus gemacht.
Frau Elbl, das Coronavirus ist Ihnen ziemlich in die Parade gefahren. Ist Ihnen langweilig?
Es ist wirklich ganz anders gekommen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Von Dezember 2019 bis Anfang März 2020 hatte ich noch eine tolle Zeit. Die Berlinale und die Grüne Woche in Berlin waren meine Highlights. Danach kam schlagartig der Lockdown – und die Weinkönigin ist seither mehr oder weniger im Homeoffice. Aber langweilig ist mir nicht.
Eigentlich sollten Sie auf Weinfeste, Empfänge und auf Reisen gehen.
Normalerweise hätte ich jede Woche mindestens zwei bis drei Termine gehabt, das stimmt. Reisen nach Brüssel und eventuell nach Indien waren geplant. Immerhin war ich virtuell in Indien und habe dort einen Vortrag gehalten. Mitte April hätte die Weinfestsaison beginnen sollen, die Feste sind jetzt alle abgesagt. Nur im September stehen noch ein paar im Kalender. Ich dachte ja, in meiner zweiten Amtszeit kann ich durchstarten. Aber man wächst an den Herausforderungen: Ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen.
Und was ist das Beste?
Online-Weinproben haben sich beispielsweise sehr gut etabliert. Da ist ein neuer, sehr lukrativer Markt entstanden, der auch Kunden im Ausland erreicht. Ich bin sehr aktiv im Internet, um für den Württemberger Wein zu werben. Außerdem habe ich eine weitere Aufgabe übernommen als Ambassador für Aus- und Weiterbildung in der Weinbranche für die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg.
Wie wirkt sich die Coronapandemie auf die Branche aus?
Natürlich haben viele Weingüter zu knabbern, weil die Gastronomie für sie ein wichtiger Absatzkanal ist. Allerdings wurden in der Pandemie auch mehr regionale Weine getrunken als zuvor. Wein ist ein ganz starker Genussfaktor im Lockdown. Die Menschen beschäftigen sich mehr mit dem, was sie essen und trinken. Ich habe die Pandemie auch als Entschleunigung erlebt. Dabei ist die Regionalität ein neuer Zeitgeist geworden, das ist eine positive Entwicklung. Aber man sollte eine eiserne Regel beachten: Nie Wein trinken, wenn man traurig ist.
Sind Sie ein bisschen traurig darüber, wie Ihre Amtszeit verlaufen ist?
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht enttäuscht bin. Dafür bin ich mit Sicherheit die Württemberger Weinkönigin, von der es so viele Videos gibt wie noch nie zuvor.