Konstantin Wecker setzt sich für Frieden und eine bessere Gesellschaft ein Foto: Rainer Kellmayer

Der Liedermacher Konstantin Wecker hatte zum Auftakt des Wendlinger Zeltspektakels einen starken Auftritt. Die gelungene Mischung aus politischen Liedern und kritischer Poesie begeisterte das Publikum.

Zum Auftakt des 43. Wendlinger Zeltspektakels hatten die Organisatoren eine besondere Überraschung parat. Mit Konstantin Wecker stand im Zirkuszelt beim Sportpark ein Urgestein der deutschsprachigen Liedermacher-Szene auf der Bühne: Ein Musiker und Poet, der sich unermüdlich für Frieden und Freiheit engagiert.

Obwohl der Münchner inzwischen auf 77 aufregende Lebensjahre zurückblicken kann, war nicht die Spur von Müdigkeit zu spüren. Im Gegenteil: Der agile Senior, der vom Pianisten Jo Barnikel und Fany Kammerlander (Violoncello) musikalisch unterstützt wurde, brannte unter dem Motto „Lieder meines Lebens“ ein Feuerwerk seiner bekannten Melodien ab, die allesamt das politische Engagement Weckers und seinen Kampf für eine mitmenschliche und gleichberechtigte Gesellschaft widerspiegelten. Großen Raum nahmen zudem seine sozialkritischen Gedichte ein, die Missstände brandmarkten, gegen die Macht der Obrigkeit opponierten und für eine bessere Welt plädierten.

Das Publikum lauscht aufmerksam dem Liedermacher

Wenn auch Konstantin Weckers Gesangsstimme nicht mehr die Geschmeidigkeit und Strahlkraft früherer Jahre haben mag, so machte er das durch eine unglaubliche Bühnenpräsenz wett. Man spürte: Er steht hinter jedem seiner Worte und vertritt die Ideale, an die er zeitlebens geglaubt hat. Kompromisse sind nicht sein Ding. So kann er auch zornig werden. Wenn er gegen drohendes politisches Unheil Position bezieht, kommt seine Wut ungefiltert über die Bühnenrampe.

Die Mischung aus engagierten Liedern und tiefsinniger Poesie faszinierte das Publikum: Man hätte im Zelt eine Stecknadel fallen hören können. Bei allem politischen Poltern und dem Anprangern sozialer Untiefen verschonte Wecker auch sich selbst nicht. Ehrlich und schonungslos setzte er sich mit den Fehltritten seines Lebens und der Periode seiner Drogenabhängigkeit auseinander.

Rührend waren hingegen Weckers Rückblicke in die eigene Kindheit und die tiefe Verehrung für seine Eltern. Als er eine Tonbandsequenz aus seinen frühesten Jahren einspielte, in der er – unterstützt vom veritablen Bariton seines Vaters – mit glockenhellem Kindersopran ein Duett aus Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“ singt, spürte man seinen Stolz: Hinter dem vor Jahren berühmten Jungstar Heintje hätte er keineswegs zurückstehen müssen.

Heute hat Weckers Stimme einen eher rauen Touch. Doch das passt zu den Liedern, die sich mit ihren aufmüpfigen Texten keineswegs in einer heilen Welt bewegen. Im Kontrast zur Kratzbürstigkeit von Liedtexten und Poesie entpuppte sich Wecker als charmanter Plauderer, der die Lacher auf seiner Seite hatte: Es entwickelte sich ein spannendes Spiel im Gegenüber von radikalen politischen Aussagen und unterhaltender Conference. Diese Mischung kam beim Publikum gut an. „Wenn auch gelegentlich etwas Schwermut in den Titeln mitschwingt, gefällt mir Konstantin Weckers Auftritt dennoch sehr gut“, sagte Susanne Salzer.

„Wehret den Anfängen. Nie wieder Faschismus“

Instrumentale Akzente von Klavier und Cello kolorierten die Performance mit aparten Farbtupfern. Dabei war die Musik weit mehr als reine Hintergrunduntermalung: Die Stimmung der Lieder wurde treffend unterstrichen, mal mit weichen Cellokantilenen, dann wieder mit einschmeichelnder Harmonik im Klavierpart, der gelegentlich mit schroffen Akzenten überraschte. „Ich bin ein spiritueller Mensch“, sagte Wecker, der aus seiner politischen Gesinnung kein Hehl machte. Er betonte den Einsatz für die Friedensbewegung, plädierte für einen menschlichen Umgang mit Flüchtlingen und stellte sich vehement gegen aufkommende nationalistische Strömungen: „Wehret den Anfängen. Nie wieder Faschismus.“