Auf den gut funktionierenden Bürgerbus in Wendlingen ist Fred Schuster, der das Ordnungsamt leitet, sehr stolz. Er gibt sein Wissen als Geschäftsführer des Landesverbands auch an andere Initiativen weiter. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Bürgerbusse verhelfen gerade älteren Menschen zu mehr Mobilität im Alltag. Um dieses Modell stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, haben Vertreter von 17 Bürgerbus-Initiativen in Baden-Württemberg 2014 einen Landesverband gegründet. Geschäftsführer ist der Wendlinger Ordungsamtsleiter Fred Schuster. „Mit den Bussen ermöglichen wir Senioren, länger selbstständig zu bleiben.“

Seit zwei Jahren bedient der Bürgerbus in Wendlingen erfolgreich die Stadtteile. 44 ehrenamtliche Fahrer sorgen dafür, dass die Haltestellen im Stadtgebiet täglich außer sonntags zu festen Zeiten angefahren werden. Professor Harry Dobeschinsky, der kürzlich gestorben ist, hatte mit der Gründung eines Bürgerbusvereins in Salach vor zehn Jahren den Anstoß für viele Initiativen im Land gegeben.

2014 beschlossen Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger und Schuster, einen Landesverband zu gründen. „Das hilft uns dabei, unsere politischen Ziele durchzusetzen“, sagt Schuster. So macht sich der Verband bei der Landespolitik dafür stark, dass Bürgerbusse, die einen rundum barrierefreien Zugang über eine Rampe ermöglichen und die behindertengerecht gebaut sind, höhere Zuschüsse bekommen als Fahrzeuge, die nachträglich umgebaut werden.

Den Alltag selbstständig meistern

Erstere seien in der Anschaffung deutlich teurer, weiß Schuster, „aber sie geben den Menschen das Gefühl, ihren Alltag selbstständig zu meistern.“ Das sei bei Bussen, in denen nachträglich eine Hebevorrichtung eingebaut wird, nur bedingt der Fall. Aus Schusters Sicht könne man da für Kommunen, die mehr investieren, „Anreize schaffen“. Präsident des Landesverbands ist der Geislinger Landtagsabgeordnete Sascha Binder (SPD). Er unterstützt die Lobbyarbeit.

Auch auf Bundesebene will Schuster politisch einiges erreichen. Deshalb gab er den Anstoß für ein bundesweites Treffen in Hannover. Da ging es um das Thema Fahrerlaubnis: Elektrisch betriebene Bürgerbusse sollen bis zu einer zulässigen Gesamtmasse von 4,75 Tonnen mit dem PKW-Führerschein betrieben werden.“ Eine solche Ausnahme gibt es bereits für die Mitglieder der Feuerwehren. Für die ehrenamtlichen Bürgerbus-Fahrer gilt bisher die Beschränkung für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen. Beim Einsatz von Elektromobilität, Allradantrieb und Niederflurtechnik wird diese Grenze aber überschritten. Eine Ausnahme auch für Bürgerbus-Fahrer fordern die Landesverbände gegenüber dem Bundesverkehrsministerium nachdrücklich.

Ein wichtiger Baustein der Arbeit im Landesverband ist es, Initiativen zu beraten. „Es ist schön, in die Kommunen zu gehen und mit ihnen individuell zugeschnittene Lösungen zu besprechen, wie man einen Bürgerbus aufbauen kann“, erzählt Schuster. Derzeit entwickelt die Gemeinde Köngen ein Modell für einen Bürgerbus. Da steht Schuster gerne mit Rat und Tat zur Seite. „Viele Probleme tauchen ja bei jedem neuen Bürgerbus auf“, sagt der Geschäftsführer. Man habe den Verband auch deshalb gegründet, „weil man das Rad nicht immer neu erfinden muss“.

Mit dem Fachwissen, das der Verband interessierten Städten und Gemeinden bietet, hofft Schuster, dass sich Bürgerbusse immer mehr etablieren. Albert Kamm, der in Aichwald für den Bürgerbus verantwortlich ist, arbeitet ebenfalls an der Verbandsspitze mit.

Auf eine Herausforderung für den Wendlinger Bürgerbus, dessen Fahrer der Bürgerverein betreut, freut sich Schuster besonders: Die Stadt nimmt mit vier anderen Kommunen im Land an einem Modellversuch teil, in dessen Rahmen ein E-Bürgerbus getestet wird. Schuster hofft, dass sich diese umweltfreundliche Technik durchsetzt.