Turkana-Frauen sammeln in Kenia Wasser aus einem 10 Meter tiefen mit den Händen gegrabenen Brunnen in einem trockenen Flussbett am Rande des Dorfes im Norden Kenias. Foto: Stephen Morrison/epa/dpa

In vielen Regionen der Welt sinken die Grundwasserspiegel. Die Folge: Brunnen drohen zu versiegen. Die Wasserversorgung von Millionen Menschen ist gefährdet.

Los Angeles - In vielen Regionen der Welt drohen Grundwasser-Bohrlöcher trockenzufallen. Klimatische Veränderungen oder die Entnahme zu großer Wassermengen sind die Hauptgründe für diese Entwicklung, berichten Scott Jasechko und Debra Perrone von der University of California im Fachmagazin „Science“.

In einigen Fällen sei es möglich, neue Brunnen tiefer zu bohren, das geschehe aber nicht immer. Millionen Menschen drohten Engpässe in der Versorgung, etwa in der Landwirtschaft.

Hälfte des Wasser aus der Landwirtschaft

Aus Grundwasser-Quellen stamme etwa die Hälfte des Wassers, das in der Landwirtschaft zur Bewässerung eingesetzt wird, schreiben die Umweltwissenschaftler in ihrer Studie. Sie lieferten zudem Trinkwasser für Milliarden von Menschen.

Rund um den Erdball würde in vielen Grundwasserleitern, also den wasserführenden Schichten im Boden, der Wasserspiegel fallen. Trotz dieses bekannten Problems sei der Zustand der Grundwasser-Ressourcen nur schlecht überwacht und gemanagt, Informationen etwa über Lage und Tiefe der Bohrlöcher seien bisher nicht zusammengefasst und analysiert worden.

20 Prozent der Brunnen betroffen

Die Wissenschaftler werteten nun Informationen zu 39 Millionen Grundwasserbohrungen in 40 Ländern und Territorien aus. Sie sammelten Angaben zum Ort des Brunnens, zur Tiefe, dem Zweck der Anlage und dem Datum des Baus.

Die Auswertung ergab, dass bis zu 20 Prozent der Brunnen aufgrund sinkender Grundwasserspiegel trockenzufallen drohen. Dies könne passieren, wenn zu viel Wasser entnommen werde oder der Wasserspiegel saisonal oder von Jahr zu Jahr schwanke, etwa infolge von Dürren.

Die Daten zu einer Million Bohrlöcher schauten sich die Forscher genauer an. Die Ergebnisse bestätigten die Befürchtungen: In der Hälfte dieser Brunnen schwanke der Wasserspiegel saisonal um mindestens einen Meter. Neu angelegte Brunnen würden meist, aber nicht immer, tiefer gebohrt als die alten, berichten die Wissenschaftler weiter. Dies passiere vor allem dort, wo bereits ein Absinken des Grundwasserspiegels festgestellt wurde.

Ernährung und medizinische Versorgung gefährdet

Tiefer zu bohren könne zwar die Gefahr des Trockenfallens mindern, bringe aber andere Probleme mit sich: Der Bau und die Förderung tieferliegenden Wassers sei meist aufwendiger und teurer. Das würde einige Nutzer vom Zugriff auf Wasser abschneiden. So zeigten Daten aus Indien, dass die Tiefe von Brunnen mit der Größe des Grundbesitzes und der Höhe der landwirtschaftlichen Produktion zusammenhingen.

Im kalifornischen Central Valley und anderen Landwirtschaftszentren würden Bohrlöcher oft tiefer gebohrt als etwa häusliche Brunnen auf dem Land. Diese würden in der Folge eher trocken fallen, obwohl sehr viel weniger Wasser daraus entnommen würde. Zudem sei nicht überall brauchbares Wasser in tieferen Schichten vorhanden.

Das Absinken von Grundwasser bereite in vielen Regionen bereits Probleme und könnte in Zukunft weitere Regionen betreffen, schreiben die Wissenschaftler. Das Trockenfallen von Grundwasserbohrungen könne weitreichende Konsequenzen haben: Es gefährde die Nahrungsmittelproduktion sowie die Gesundheit und die Lebensgrundlage von Millionen bis Milliarden betroffener Menschen.