Weingärtner-Chef Matthias Hammer und Vivien Jesse, Weinprinzessin aus Löchgau , stoßen auf das Fest rund um die Kelter an. Foto: Werner Kuhnle

Das Kelterfest der Weingärtner Marbach (Kreis Ludwigsburg) rund um die Kelter hat Tradition – und seine vielen Fans. Das hat sich am Wochenende einmal mehr gezeigt.

Es ist ein wahrer Vollblutsommerabend, der den Weingärtnern Marbach am Samstag noch einmal beschert wird, bevor sich die hochsommerlichen Temperaturen wohl fürs Erste verabschieden werden. Im Lichtermeer, das von der stimmungsvoll illuminierten Cocktailbar ebenso ausstrahlt wie von Weinwagen, von Terrasse und Hof, baden die vielen Kelterfestbesucher in einer Partystimmung. Nicht wenige schwingen zur Musik der DJ’s Max und Schubi ausgelassen das Tanzbein.

Das Gelände ist von Lebenslust und Leichtigkeit geprägt. Ein aromatischer Mix von Zwiebel- und Flammkuchen, Würsten, Lachsbaguette oder Pommes wabert über den Hof. Im Gegensatz zu früheren Jahren, wo das Kelterfest mit einer stillen Eröffnung begann, entstand im vergangenen Jahr die Idee, das Fest offiziell zu starten.

Diesen Start legte um 18 Uhr die Aufsichtsratsvorsitzende Annette Fiss mit einer launigen Gesprächsrunde hin. Ihre Gäste waren die amtierende Weinprinzessin Vivien Jesse, der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Marbach, Ekkehard Graf, sowie fünf der sieben Bürgermeister, deren Gemeinden zum Anbaugebiet der Weingärtner Marbach zählen. Drei davon – Marbach, Murr und Benningen – sind sogar kommunale Weinbergbesitzer. Bis auf Murr, wo der Gemeindewein selbst gekeltert und für Geschenke verwendet werde, wie der Bürgermeister Torsten Bartzsch wissen ließ, bringen die zwei anderen Kommunen ihre Trauben in die Marbacher Genossenschaft mit ein. Annette Fiss wollte von ihren Gästen zum Beispiel wissen, was sie für den Wein tun, fragte auch nach den alten Keltergebäuden und welches Dasein diese in den jeweiligen Gemeinden fristen. Bürgermeister Jan Trost etwa, dessen Amtsvorgänger den Marbacher Weinberg bereits erstanden haben, nahm eine klare Haltung zum Weinbau ein. Er finde es wichtig, dass der – unter städtischer Regie bewirtschaftete Weinberg – in der Stadt verankert sei, wo er auch zum ästhetischen Gesamtbild beitrage.

Viele Besucher ließen den lauen Sommerabend bei einem Glas Wein ausklingen. Foto: WG Marbach

In Benningen, wo sich viele Steillagen befinden und sich junge Menschen in einem Pilotprojekt als Hobbywinzer engagieren, ist derzeit demnach nur eine Rebfläche personell nicht versorgt. Die aber wird vorübergehend von Mitarbeitern des Bauhofs betreut, wie Bürgermeister Klaus Warthon informierte. Dekan Graf, selbst aus der Weingegend Untertürkheim stammend, hatte vor wenigen Jahren die Idee, das Kelterfest am Sonntag mit einem Gottesdienst zu starten. Er erzählte bei einer Talkrunde von „Gott, als Erfinder des Weinbaus“. Jesus sei immer gerne dort gewesen, wo Menschen fröhlich zusammensaßen, berichtete Graf und ergänzte: „Asketen haben Jesus, weil er Freude am Feiern hatte, den Vorwurf gemacht, er sei ein Fresser und Weinsäufer.“

Der Dekan zeigte sich beeindruckt von den Ansichten der Weinprinzessin: Diese will in ihrer Funktion bewusst junge Menschen motivieren, in den Weinbau zu gehen und appellierte deshalb: „Wir sollten auch mal etwas riskieren, und jeder sollte tun dürfen, was ihm wirklich Freude macht.“