Isabel Hendak hat die Reste der fremden Sause zusammengeräumt. Foto: privat

Unbekannte hinterlassen eine riesen Sauerei an der Aussichtsplattform in den Marbacher Weinbergen – eine Spaziergängerin schreitet daraufhin selbst zur Tat.

Wer feiern kann, kann auch aufräumen. Sollte man meinen. Eine partywütige Gruppe hat diesen Grundsatz am Montagabend in Marbach indes nicht beherzigt. Dienstagmorgen am Aussichtspunkt in den Weinbergen: Scherben sind auf den Wegen verteilt, Flaschen im Wengert verstreut. Dosen, Pizzakartons, Plastiktüten, Kunststoffbecher, Bierkästen und einiges mehr liegen auf der und um die Plattform mit Aussicht herum. kurz: eine riesen Sauerei.

Wer gefeiert und seinen Müll nicht weggeräumt hat? Man weiß es nicht. Es scheint eine größere Gruppe gewesen zu sein. Der Menge und den Hinterlassenschaften nach zu urteilen ging die Feier wohl nicht allzu zivilisiert vonstatten. Denn ein gediegenes Beisammensein sieht anders aus.

„Man kann feiern, aber dann muss man auch aufräumen.“

Nicht wenige Spazier- und Gassigänger laufen daran am Tag nach der großen Party kopfschüttelnd und fluchend vorbei. Auch Isabel Hendak aus Erdmannhausen spaziert mit ihren beiden kleinen Kindern am Dienstagvormittag zur Aussichtsplattform hoch über dem Neckar. Total zufällig, denn sie hat gerade ihre Mutter zu einem Arzttermin im nahe gelegenen Gesundheitszentrum gebracht und will einfach nur die Wartezeit überbrücken.

„Was ist denn hier los?“, denkt sich die 41-Jährige, als sie die unschönen Relikte der Sause entdeckt. Und dann greift sie beherzt zu und fängt an aufzuräumen. „Ich wollte auch, dass meine Kinder das lernen: So etwas macht man nicht. Man kann feiern, aber dann muss man auch aufräumen.“

Das weiß auch Isabel Hendaks großer Sohn, der 17 Jahre alt ist, betont sie. Bei den beiden Kleinen, zwei und drei Jahre alt, ist es zwar noch ein wenig hin, bis sie große Partys feiern werden. Mitgeholfen beim spontanen Saubermachen an der Aussichtsplattform haben sie dennoch.

Ganz vorsichtig natürlich, denn Scherben sind bekanntlich spitz, und der Kleine hat sich auch prompt einen Mini-Splitter eingefangen. „Was ging, haben wir zusammengesammelt“, erzählt Isabel Hendak. Chipstüten, große Scherben und Plastikbecher werfen sie in die Mülleimer. Wodkaflaschen und andere Einweg-Gefäße stellen sie zusammen, die nehmen später hinzugerufene Bauhofmitarbeiter mit.

Für die Pfandflaschen und die Kisten holt Isabel Hendak ihr Auto vom Parkplatz des Gesundheitszentrums. Denn da kam bei der nächtlichen Party der Unbekannten Einiges zusammen. Bons im Wert von knapp 18 Euro spuckt später der Pfandautomat im Kaufland aus. „Das Pfand hat sie sich redlich verdient“, sagt der Marbacher Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Er findet es super, was die Erdmannhäuserin gemacht hat. „Das ist nicht selbstverständlich.“

Pfand im Wert von knapp 18 Euro

Die Pfand-Ausbeute war enorm. Foto: privat

Im Gegenzug hat er absolut kein Verständnis für die Feiernden, die eine solche Sauerei hinterlassen. „Leute, bitte, was soll das? Die haben ihre Sachen da hochgeschleppt, also können sie sie auch wieder mit hinunter nehmen und entsorgen.“ Jeder, der am Aussichtspunkt ein (feucht-)fröhliches Zusammensein abhalte, solle ihn so hinterlassen, dass auch andere dort noch eine schöne Zeit verbringen können.

Bußgelder bei wild entsorgtem Müll

Grundsätzlich bewegt sich der Bußgeldrahmen bei unsachgemäßer Abfallentsorgung zwischen fünf und 100.000 Euro – je nach Schwere des Falls.

Im Bußgeldkatalog wird unterschieden:

  • Das Entsorgen oder Liegenlassen von Gegenständen des Hausmülls unbedeutender Art wie etwa Zigarettenschachteln, Gebrauchsgegenstände aus Papier, Kaugummis oder Lebensmittelreste kostet demnach zwischen 50 und 250 Euro.
  • Übersteigt die Menge das Gewicht von zwei Kilo oder zwei Liter erhöht sich das Bußgeld auf 100 bis 800 Euro.
  • Scharfkantige, ätzende oder schneidende Gegenstände (Glasflaschen, Glasscherben, Nägel, Metallreste) werden ebenfalls mit 100 bis 800 Euro Bußgeld belegt.

Die Konsequenzen, so der Ordnungsamtsleiter, seien klar. Sollten sich solche Vorfälle mit extremer Vermüllung häufen, müsse man über Nutzungsbeschränkungen oder ähnliches nachdenken. „Das will ja keiner, denn die Aussichtsplattform in den Weinbergen ist ein wahrlich schöner Platz.“ Damit das so bleibe, müssten aber alle Besucher mitziehen und diesen Platz pfleglich behandeln. So wie Isabel Hendak und ihre Kinder. Von der Pfand-Ausbeute dürfen sich die Kleinen übrigens ein Eis aussuchen.