Christian Bock (links) hat 2017 in der Feinau den Weinberg des langjährigen Wengerters Gerhard Dittrich übernommen. Foto: Slotwinski

Vor dem Weingenuss steht ein arbeitsreiches Jahr im Weinberg. Christian Bock, Wengerter in Leonberg-Eltingen, berichtet, was wann zu tun ist und gibt Tipps.

Wein genießen ist eine Sache, was im Weinberg im Verlauf eines Jahres alles getan werden muss, damit er später im Glas den perfekten Eindruck hinterlässt, die andere. Christian Bock, gelernter Winzer und Vorstandsmitglied des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg hat in seinem Vortrag „Weinbau nicht nur für Wengerter“ beides mitgebracht: eine kleine Weinprobe aus unterschiedlichen Rebsorten und viel Information vom Experten rund um das Weinbaujahr.

Vom Hobby-Wengerter zum Berufswinzer

Christian Bock, der ursprünglich aus der Veranstaltungsbranche kommt und Elektroniker ist, hat 2015 sein Hobby zum Beruf gemacht und als zweites berufliches Standbein eine Winzerlehre im Bioweingut Zimmerle im Remstal absolviert, wo er auch heute noch arbeitet. 2017 hat er in der Feinau den Weinberg des langjährigen Wengerters Gerhard Dittrich übernommen und zwischenzeitlich weitere Flächen gepachtet, auf denen er mittlerweile auf 70 Ar seine eigenen Bioweine herstellt.

Zusammen mit seiner Frau Dorit, die das Restaurant Speisekammer West in Stuttgart betreibt, bewirten sie wieder einen der Stände auf dem Leonberger Wengerterfest, das in diesem Jahr vom 28. bis 31. Juli in der Oberen Feinau stattfindet. Hier wird Christian Bock zum ersten Mal seinen eigenen Sekt ausschenken. Er ist aus Kerner-Trauben in traditioneller Flaschengärung gekeltert, zwei Jahre gelagert, mit typischer Frucht und feiner Perlage. In seinen Weinbergen baut er viele verschiedene Rebsorten an, die einen fruchtigen Schiller, einen trockenen Rosé und Weißwein ergeben. In besonderen Jahren wird ein Rotwein im Barrique ausgebaut.

Erste Aufgabe im Jahr ist der Rebschnitt

Auch wenn es den einen oder anderen zumindest der Nichtfachleute überraschen wird: Die Weingärtner starten bereits jetzt im Winter wieder mit den Arbeiten. Nicht gerade bei Schnee und Minusgraden, aber bei trockenem Wetter steht der Rebschnitt an, das ist die ersten Aufgabe des Jahres und auch eine der wichtigsten.

Denn schon jetzt nehmen die Wengerter einen ganz entscheidenden Einfluss darauf, wie viele Trauben sie in welcher Qualität im Herbst lesen können. Wichtige Erkenntnis des Fachmanns Christian Bock: „Um gesunde und voll ausgereifte Beeren zu erhalten, sind eine gute Belüftung und genügend Licht am Rebstock wichtig.“ Alle Triebe aus dem Vorjahr werden entfernt, bis auf die eine oder zwei Zielruten, aus denen die Triebe wachsen, die im neuen Jahr die Trauben tragen.

Gibt es zu viele Triebe und in der Folge auch zu viele Blätter, wird es hierfür im wahrsten Sinne des Wortes eng. Der Fachmann rät deshalb angesichts der mittlerweile heißen Sommer, die Blätter an der Ostseite der Reben teilweise zu entfernen, damit sie die Morgensonne bekommen und die Süd- und Westseite mit den Blättern weiter beschatten zu lassen. Das ist eine Arbeit für den Sommer, um die Laubwand locker zu halten. Auch Düngen und der Pflanzenschutz stehen hier im Mittelpunkt, um die Reben zu stärken und die typischen Krankheiten wie Mehltau oder Schimmelbefall zu verhindern.

Reblaus richtete verheerenden Schaden an

Das Kulturgut Weinbau gibt es seit rund 8000 Jahren, im 8. Jahrhundert wurde die Verbreitung durch den Weinverkauf der Klöster gefördert. Nachdem im 19. Jahrhundert die aus Amerika eingeschleppte Reblaus fast alle europäischen Bestände vernichtet hat, dürfen nur noch resistente Weinstöcke in Europa angebaut werden. Der dabei verwendete Wurzelstock ist reblausresistent und auf ihn werden die hier bekannten Rebsorten aufgepfropft, die Stöcke werden dadurch veredelt.

Insgesamt 13 Weinanbaugebiete gibt es in Deutschland, darunter Ahr, Mosel, Nahe, Saale/Unstrut, Rheingau, Pfalz, Franken, Baden und Württemberg. Dabei hat jede Region auch eine eigene Art, die Reben im Weinberg zu fixieren. Sehr verbreitet ist der Anbau an Drahtanlagen. Aber gerade in Steillagen, zum Beispiel an der Mosel, ist der Anbau an einzelnen Pfählen verbreitet. Statt die Fruchtruten wie an der Drahtanlage in Bögen oder waagrecht anzubinden, werden die beiden neuen Triebe herzförmig aufgebunden, was dieser Technik den Namen „Moselherz“ eingebracht hat.

„Wichtig ist“, so Christian Bock, „dass man sich bei der Arbeit im Weinberg an die Natur anpasst, also beispielsweise vorausschauend das Wetter im Auge behält, um rechtzeitig Pflanzenschutz zu betreiben.“ Kommt dann nach all der Arbeit endlich im Herbst die Lesezeit, ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Das ist laut Christian Bock eines der schwierigsten Themen im Weinbau. Er rät: „Lieber etwas früher die Trauben lesen, solange das Lesegut gesund ist, als zu spät und dann Schäden zu riskieren.“