Familie Chan hat sich für eine Nordmanntanne entschieden. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Das Geschäft mit den Weihnachtsbäumen läuft in Stuttgart noch nicht rund. Die Kundschaft ist zurückhaltend, die Kälte setzt den Verkäufern zu.

Rund um dem Hiller-Hof in Degerloch glitzert der Schnee auf den Feldern. Das Thermometer zeigt am späten Vormittag vier Grad unter null. An einem Feuer wärmen sich einige Väter mit ihren Kindern, essen gebratene Würstchen und erzählen sich Geschichten zum Advent.

„Wir machen jedes Jahr am vierten Samstag vor Weihnachten eine Wanderung hierher und kaufen gemeinsam unsere Weihnachtsbäume“, sagt Martin Schäffer. Die kleine Gruppe ist Teil der evangelischen Kirchengemeinde Plieningen. Um den richtigen Weihnachtsbaum zu finden, dürfte es in Stuttgart derzeit kaum eine schönere Kulisse geben als die verschneite Landschaft bei Bauer Hiller im sogenannten Hoftäle.

Große Bäume liegen nicht im Trend

Martin Schäffer hat sich in diesem Jahr für einen besonders großen Baum entschieden: „Weil wir an Weihnachten viele Gäste haben, stellen wir ihn in den Garten. Deshalb darf er auch größer sein als sonst“, erzählt er. Im Trend liegen die großen Bäume jedoch nicht. Viele kaufen in diesem Jahr preisbewusst, und das heißt oft auch: ein weniger kleiner.

Käufer haben klare Preisvorstellungen

„Die Leute kommen mit genauen Preisvorstellungen“, sagt Landwirt Thomas Hiller, der seine Weihnachtsbäume auf eigenen Parzellen in Möhringen, Degerloch und bei Herrenberg kultiviert – naturbelassen, ungespritzt und ungedüngt, wie er betont. Und: Es kommen in diesem Jahr auch weniger. „Vor jedem Supermarkteingang werden Weihnachtsbäume zum Schleuderpreis angeboten“, sagt Hiller. „So günstig können wir die Bäume hier vor Ort nicht erzeugen.“

Energiekrise, Inflation – der Landwirt aus Degerloch glaubt, dass durch die negativen Nachrichten sich bei den Menschen das Gefühl festgesetzt hat, sparen zu müssen. Nicht zuletzt eben auch am Weihnachtsbaum. „Während der Coronapandemie hatten die Leute Geld und waren zu Hause“, sagt er. Für die Weihnachtsbaumverkäufer eine gute Zeit. „In diesem Jahr läuft das Geschäft dagegen schleppend.“

Die erste Verkaufswoche verlief schlecht

Katharine Roesner, die auf dem Feuerbacher Kelterplatz schon seit zehn Jahren die Weihnachtsbäume vom Odenwälder Erzeuger Stefan Faschingbauer an die Kunden bringt, sieht das ähnlich: Seit 10. Dezember dürfen in Stuttgart Weihnachtsbäume verkauft werden, sagt die 34-Jährige. „Rückblickend verlief diese erste Verkaufswoche sehr schlecht.“

Die große Kälte macht den Verkäufern zu schaffen

Aufs Geschäft drückt demnach auch der frühe Ferienbeginn in Stuttgart: „Es kamen schon Kunden, die wollten nur ein paar Äste oder einen kleinen Baum, weil sie in diesem Jahr schon vor Weihnachten zur Familie oder in den Urlaub fahren“, berichtet Roesner, deren Stimmung sich am Samstag dann doch noch ein klein wenig aufhellt: Erstmals bilden sich an diesem Tag lange Schlangen vor dem Stand.

Zu schaffen macht manchem Weihnachtsbaumverkäufer indes auch die große Kälte: „Ich habe Glück“, sagt Katharine Roesner, „weil ich hier Strom aus der Kelter habe und mich mit einem Heizlüfter im Auto aufwärmen kann.“ Ihr Mann verkaufe Bäume in Stuttgart-Freiberg und sei von 9 bis 18 Uhr der Kälte ausgesetzt. Das sei hart. Übrigens auch für die Bäume selbst, sagt Roesner. Kommen die tiefgefrorenen Nordmann- oder Blautannen plötzlich ins Warme, sei das wie ein Schock für die Pflanzen. „Sie verlieren dann früher ihre Nadeln.“

Weihnachtsbäume sorgen für leuchtende Kinderaugen

Auf dem Hof von Thomas Hiller in Degerloch hat Oliver Franke mit seiner Tochter zwischenzeitlich den perfekten Baum gefunden: Ein Weihnachtsbaum, betont der Vater, gehöre einfach dazu. „Es ist schön, die leuchtenden Augen der Kinder zu sehen.“ Einen etwas kleineren Baum will auch Familie Chan aus Sonnenberg in diesem Jahr: „Eine Nordmanntanne, die nicht so nadelt“, sagt Peggy Chan. Doch nicht um Geld zu sparen, soll der Baum der Familie dieses Mal kürzer ausfallen. Sondern weil Vater Michael den Arm in der Schlinge trägt und beim Schmücken eines allzu großen Weihnachtsbaums nicht helfen könnte.