Freude bei Vertreterinnen und Vertretern der sozialen Einrichtungen und Beratungsstellen, die Spenden bekommen. Foto: Roberto Bulgrin

Der Verein Gemeinsam helfen, der hinter der EZ-Weihnachtsspendenaktion steht, hat an Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen und Einrichtungen die ersten Spenden ausgezahlt. Nun können sie damit Menschen in Not helfen.

Armut gibt es auch in einer reichen Region wie dem Landkreis Esslingen. Sie nimmt sogar weiter zu. Das zeigt sich auch im Esslinger Tafelladen, den die Caritas Fils-Neckar-Alb seit Jahren betreibt. Nicht zuletzt durch die steigende Inflation hat sich dort die Zahl der Kunden fast verdoppelt. Um mehr Menschen helfen zu können, die dringend auf günstige Lebensmittel angewiesen sind, zieht der Tafelladen in größere Räume in der früheren Esslinger Wirtschaftshilfe um, die derzeit umgebaut wird. „Es muss viel investiert werden, das müssen wir finanziell stemmen“, sagte Helga Rütten von der Caritas. Hilfe gibt es nun von der EZ-Weihnachtsspendenaktion. Groß war die Freude bei den Vertreterinnen und Vertretern von Beratungsstellen und Wohlfahrtsorganisationen, als Schatzmeister Norbert Kindler im Verlagsgebäude die ersten Gelder überreicht hat.

Dass die Arbeit des Vereins „Frauen helfen Frauen“, der in Esslingen das Frauenhaus und eine Beratungsstelle betreibt, wichtiger denn je ist, hat der jüngste Lagebericht gezeigt. Laut Bundeskriminalamt stieg 2023 die Zahl der weiblichen Opfer allein bei der häuslichen Gewalt um 5,6 Prozent. Diese Entwicklung spürt man auch bei „Frauen helfen Frauen“, berichtete Katrin Heubach, die in dem Verein für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Die Beratungstermine würden deutlich zunehmen und immer häufiger müssten Frauen, die alleine oder mit ihren Kindern Schutz suchen, mangels Plätzen abgewiesen werden. Die Frauen sollen aber so gut wie möglich unterstützt werden.„Die Bedarfe sind sehr unterschiedlich“, sagte Katrin Heubach. Beispielsweise werde den Frauen beim Kauf von Möbeln oder Kleidung unter die Arme gegriffen werden, wenn sie sich eine neue Existenz aufbauen. Oft seien es auch kleinere Dinge wie ein Busticket, die nicht auf andere Weise finanziert werden könnten.

Die Inflation macht Menschen im Kreis Esslingen zu schaffen. Foto: dpa

„Es gibt immer wieder Lücken, bei denen die Hilfesysteme nicht ausreichend greifen“, bringt Martin Abel, Amtsleiter Soziale Dienste und Psychologische Beratung beim Landkreis Esslingen, die Bedeutung der Spendenaktion auf den Punkt. „Die Aktion ist für viele Menschen ein wichtiger Lichtblick“, so Abel. Verschiedene Abteilungen des Landratsamtes haben Klienten vorgeschlagen, die sich alltägliche Dinge wie eine neue Matratze nicht leisten können. Einigen wird nun durch die EZ-Aktion, hinter der Verein Gemeinsam helfen steht, unbürokratisch geholfen.

Wenn Energieschulden zur Last werden

„Es ist toll, dass es Menschen gibt, die das finanzieren. Das ist ein Zeichen von Menschlichkeit und Nächstenliebe“, bedankte sich der Esslinger Sozialamtsleiter Marius Osswald, in dessen Zuständigkeitsbereich ebenfalls Bedürftige beschenkt werden können. Auch bei der Heimstatt Esslingen, die sich um Menschen in Wohnungsnot kümmert, ist die Freude groß. „Dank der Spenden können wir Klienten beispielsweise helfen, ihre Energieschulden zu begleichen“, berichtete Geschäftsführerin Janina Baaken. In einem anderen Fall übernahm die Heimstatt die Kindergartengebühren, die eine Familie nicht mehr zahlen konnte. Sonst hätte das Kind die Einrichtung verlassen müssen.

Warum Stromfresser ersetzt werden

Der Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen kann mit den Spenden unter anderem sein Projekt „Gleichstrom“ umsetzen. Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten hätten die Not vieler Menschen verschärft. Sie sollen deshalb bei der Anschaffung neuer Geräte wie Waschmaschine oder Herd unterstützt werden. „Veraltete Geräte verbrauchen viel Strom, und der ist teuer“, sagte Lisa Pranter, Beraterin beim Kreisdiakonieverband Esslingen.

Hilfe für Opfer sexualisierter Gewalt

Auch die evangelische und die katholische Kirche werden bedacht. Immer wieder würden verzweifelte Menschen vor den Türen des Dekanats und der Pfarrämter stehen und um um Hilfe bitten. „Wir sind sehr dankbar für die Spenden, denn sie geben uns die nötige Flexibilität“, sagte Bernd Weißenborn, Dekan der evangelischen Kirche. Monika Wiggert, Vorstandsmitglied von Wildwasser Esslingen, schloss sich dem Dank an. Der Verein unterstützt Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Nach dem Umzug in die neuen Räume in der Richard-Hirschmann-Straße hat der Verein finanziell viel zu stemmen. Unter anderem mussten die Räumlichkeiten umgebaut werden. Geld soll zudem in die Erwachsenenberatung fließen.

Unterdessen läuft die Weihnachtsspendenaktion der EZ weiter und auch nach den Feiertagen kann noch gespendet werden, damit im Januar weitere Organisationen bedacht werden können.