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Unter Veranstalters gibt es eine Diskussion darüber, ob die Vorteile von Luftballon-Starts die ökologischen Nachteile überwiegen. Die ersten Entscheidungen sind gefallen.

StuttgartEs war ein schöner Brauch und ein symbolischer Akt: Am Tag gegen Homophobie, der alljährlich am 17. Mai stattfindet, ließen die Veranstalter bislang regelmäßig Luftballons steigen. „Akzeptanz steigen und Homophobie fliegen lassen“, lautete das Motto. Vom kommenden Jahr an sollen aber keine Luftballons mehr steigen. Das hat Christoph Michl, der als Geschäftsführer des Christopher Street Day (CSD) den Tag gegen Homophobie ausrichtet, entschieden.

Die Entwicklung der letzten Jahre mache den Entschluss unumgänglich, so Michl. Luftballons sind zunehmend als umweltschädlich verpönt. Vor allem jene, die mit Helium gefüllt sind. Sie fliegen hunderte Kilometer lang umher, vermüllen Land und Wasser und gefährden Tiere, die die Ballons fälschlicherweise für Nahrung halten könnten. Zwar seien die Ballons symbolträchtig und brächten Menschen ins Gespräch, so Michl. Doch die Umwelt gehe vor. Derzeit suche man nach einer umweltverträglichen Alternative.

Der Verzicht fällt anderen schwerer

Laut Michl macht sich auch die Aids-Hilfe Gedanken über den Umweltaspekt. Der Verein veranstaltet jedes Jahr im Rahmen der CSD-Hocketse eine Gedenkveranstaltung und lässt schwarze Ballons mit roten Bändern in den Himmel steigen. Die Zukunft dieses schönen Spektakels ist noch offen. Die Aids-Hilfe bestätigt, dass sie überlegt, sich von den Luftballons aus Umweltgründen zu verabschieden. Auch andere Veranstalter sind sich der steigenden umweltpolitischen Brisanz der Luftballons bewusst – ganz verzichten wollen indes bislang nur wenige.

Beim SWR-Sommerfestival auf dem Schlossplatz kamen erst vor Kurzem mit Gas befüllte Luftballons zum Einsatz. So konnten Kinder den Namen ihres Lieblingsbuchs auf einer Postkarte notieren und diese mit dem Ballon auf die Reise schicken. Wenn jemand den Ballon fand und die beigefügte Postkarte zurückschickte, nahmen die Kinder an einer Verlosung teil und konnten ihr Wunschbuch gewinnen. Gerade bei Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche liege der Einsatz von Luftballons nahe, sagt Wolfgang Meyer-Benz von der Kommunikationsabteilung des SWR. Die beliebten Ballons ganz zu verbieten sei deshalb schwierig, doch reduziere man ihren Einsatz stetig.

Im Sinne der „Green Production“ bemühe man sich aber auf verschiedene Art und Weise um mehr Umweltschutz: Werbegeschenke wie Kugelschreiber sollten biologisch abbaubar sein, man setze auf Mülltrennung und richte Ladestationen für vom Unternehmen eingesetzte Elektrofahrzeuge ein. „Das sind alles kleinere Faktoren, die in der Summe aber doch eine große Wirkung haben können“, so Meyer-Benz.

Auch der Veranstalter des Frühlingsfests und Cannstatter Volksfests, die städtische Gesellschaft in.Stuttgart, macht sich Gedanken. „Wir werden mit den Verkäufern über mögliche Alternativen reden und sind da auch schon im Gespräch“, sagt Geschäftsführer Jörg Klopfer. Immerhin verzichtet in.Stuttgart bereits heute darauf, Ballons mit Metallbeschichtung zu verwenden. Und ein Umdenken hat auch bei der Evangelischen Kirche in Stuttgart eingesetzt: „Luftballons fliegen zu lassen, war früher eine beliebte Kinderattraktion, aber es gibt viele andere Möglichkeiten, Feste schön zu gestalten“, sagt Dekan Eckart Schulz-Berg. Für die Kirche gehöre die Erhaltung von Natur und Umwelt zu ihrem besonderen Auftrag. Deshalb gehe er davon aus, dass man künftig andere Aktionen bevorzuge.

Andere Veranstalter müssen nicht umdenken, weil Luftballons nie eine Rolle gespielt haben: so etwa das Forum der Kulturen, das bei seinem jährlichen Sommerfestival auf dem Marktplatz auf andere Attraktionen setzt.