Wirtin Sonja Merz will am Donnerstag ihren Biergarten mit Bier von Hofbräu starten. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Künftig fließt heimisches Bier aus den Fässern im Stuttgarter Schlossgarten: Hofbräu ist es gelungen, nach 25 Jahren die badische Brauerei Eichbaum im Biergarten von Sonja Merz abzulösen. Am Donnerstag kann es nach Corona-Regeln losgehen.

Stuttgart - In der Pandemie brechen die Umsätze der Brauereien gewaltig ein – vor allem von jenen, deren Hauptabnehmer Gaststätten sind. Der Konkurrenzkampf ist größer denn je. Umso bemerkenswerter ist, dass es Stuttgarter Hofbräu gelungen ist, die badische Konkurrenz Eichbaum im Biergarten des Schlossgartens auszustechen. Wie unsere Zeitung erfuhr, wechselt die Wirtin Sonja Merz bereits vom kommenden Donnerstag an, wenn es dank stabilier Inzidenz unter 100 mit dem Ausschank losgehen darf, zu Hofbräu, zu jenen Lieferanten also, mit denen sie bereits auf dem Cannstatter Volksfest zusammenarbeitet.

Entscheidung für Eichbaum war 1994 ein Politikum

Als im Jahr 1994 der damalige Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder (CDU) das Prestige-Projekt des Landes, einen neuen Biergarten mit über 800 Sitzplätzen im Mittleren Schlossgarten, an die badische Brauerei Eichbaum vergab, war die Aufregung bei den heimischen Brauereien groß. Von einem „Tiefschlag“ sprachen die hiesigen Brauereichefs, von einem „gnadenlosen Verdrängungswettbewerb“ zu Lasten der Stuttgarter Traditionshäuser. 1996 hat Klaus Schöning mit Eichbaum den Betrieb unweit vom Bahnhof gestartet, später übergab er den Biergarten an Sonja Merz. Da ihre Verträge mit Eichbaum nun ausgelaufen sind, konnte die Wirtin das Liebeswerben von Hofbräu zum verspäteten Start der neuen Saison erhören.

Umsatz brach im Schnitt um 33 Prozent ein

Jede vierte deutsche Brauerei bangt in der Pandemie um ihren Fortbestand. Nach einer Branchenumfrage des Deutschen Brauer-Bundes (DBB) sehen 25 Prozent ihre Existenz gefährdet. Demnach brach der Umsatz der Brauereien von Januar bis einschließlich März dieses Jahres im Schnitt um 33 Prozent ein. Besonders schwer getroffen sind Brauereien mit hohem Gastronomieanteil. Durch den kompletten Zusammenbruch des Fassbiermarktes beklagen Betriebe Umsatzrückgänge von bis zu 85 Prozent. Der Brauer-Bund spricht von „historischen Verlusten“.

Dinkelacker hat seine Marketingabteilung freigestellt

Für Aufsehen in den heimischen Brauereikreisen hat die Entscheidung bei Dinkelacker gesorgt, angesichts des Umsatzeinbruchs und zur Kostenersparnis die eigene Marketingabteilung freizustellen und künftig auswärtige Agenturen für die Vermarktung zu engagieren. Für Unverständnis in der Gastroszene sorgt, dass es selbst Marketingchef Stefan Seipel getroffen hat, der es doch war, der vor Jahren im Hause Dinkelacker der alten Marke Wulle zu einem grandiosen Comeback verholfen hat.