Colette (Keira Knightley) sucht und findet ihren ganz eigenen Weg. Foto: DCM - DCM

Zu Begin ihrer Karriere musste die französische Schriftstellerin Sidonie-Gabrielle Claudine Colette ihre Bücher unter dem Namen ihres Ehemannes veröffentlichen. Wie die Autorin der Claudine-Geschichten um die verdiente Anerkennung kämpfte, erzählt der Regisseur und Drehbuchautor Wash Westmoreland in seinem Biopic „Colette“.

EsslingenEigentlich empfand sie die Liebe als „eine der größten Banalitäten des Lebens“. Trotzdem spielen die ganz großen Gefühle in den Romanen der französischen Schriftstellerin Sidonie-Gabrielle Claudine Colette eine Hauptrolle. Als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten „Claudine“-Romane erschienen, die in seltener Intensität und Direktheit vom Leben einer jungen Frau erzählen, wurde als Autor ein gewisser „Willy“ genannt – das Pseudonym des erfolgreichen Pariser Schriftstellers Henry Gauthier-Villars. Dass die „Claudine“-Romane in Wahrheit aus der Feder seiner Ehefrau Colette stammten, wurde erst viel später bekannt. Nun erzählt Wash Westmoreland die wahre Geschichte der Sidonie-Gabrielle Claudine Colette. Westmorelands Film „Colette“ darf sich als erster Höhepunkt des Kinojahres feiern lassen.

Colette (Keira Knightley) wächst im ländlichen Burgund auf. Als sie den charismatischen Schriftsteller Willy (Dominic West) heiratet, zieht sie mit ihm nach Paris, wo er sich als strahlender Mittelpunkt der Gesellschaft inszeniert. Weil er unter einer Schreibblockade leidet, überredet Willy seine junge Frau, für ihn zu schreiben. Colette zeigt Talent und erzählt in ihrem ersten Roman von einer selbstbewussten, jungen Frau namens Claudine, die sich – wie die Autorin – von den gesellschaftlichen Konventionen der Zeit nicht einschränken lässt. Das Buch wird dank seiner Authentizität und seiner Direktheit zum Bestseller, Willys Stern strahlt heller denn je. Und er würde nie zugeben, dass seine Frau die Geschichte geschrieben hat. Weil das Publikum nach neuen „Claudine“-Romanen lechzt, muss Colette immer mehr schreiben. Wenn sie sich weigert, wird sie von ihrem Gatten schon mal im Arbeitszimmer eingesperrt. Das Geschäft läuft immer besser, bald kommen auch Parfum, Make-up und Seifen mit „Claudine“-Logo auf den Markt. Und irgendwann hat Colette genug davon, immer im Hintergrund zu stehen, während ihr Mann allen Ruhm für sich einheimst. Sie beginnt, gegen die gesellschaftlichen Zwänge aufzubegehren, die es einer jungen Frau nicht erlauben, als Schriftstellerin erfolgreich zu sein. Doch Willy versucht mit allen Psycho-Tricks, Colette kleinzuhalten und ihr die verdiente Anerkennung vorzuenthalten.

„Viele Jahre lang habe ich gemeinsam mit meinem Partner Richard Glatzer Drehbücher entwickelt und Filme inszeniert“, erzählt Wash Westmoreland. „Es war um das Jahr 1999 herum, als Richard damit begann, sich ausführlich mit den Werken von Colette zu beschäftigen und auch mich davon überzeugte, mich mit ihr auseinanderzusetzen. Uns wurde schnell bewusst, dass man daraus einen großartigen Film entwickeln könnte. Vor allem, wenn man sich auf ihre erste Ehe konzentrieren würde – damals, zu Beginn des modernen Zeitalters. Es war ein Zeitalter der Veränderung, vor allem in Bezug auf Geschlechterrollen: Frauen forderten mehr Mitspracherecht und Einfluss in allen Bereichen des Lebens und trafen beim anderen Geschlecht auf enormen Widerstand. All das wurde, so schien es, durch die Heirat zweier fantastischer Charaktere repräsentiert: Colette und Willy.“

Glatzer und Westmoreland zeichnen Colette nicht als unbedarftes Mädel vom Land, das sich vom Glanz des Pariser Star-Autors blenden ließ. Die vorzügliche Keira Knightley zeichnet Colette als eine junge Frau, die schon vor ihrer Heirat – und vor dem literarischen Erfolg – ziemlich genau wusste, was sie vom Leben erwartet. Und von der Liebe. „Colette“ ist ein lebenspraller, großartig ausgestatteter und klug inszenierter Film, der viel über eine der bekanntesten französischen Autorinnen verrät – und über eine Zeit, in der Frauen weit mehr noch als heute um die verdiente Anerkennung kämpfen mussten.

Wash Westmoreland erzählt die Geschichte der Bestsellerautorin Colette, die durch ihre „Claudine“-Romane und durch ihr wild bewegtes Leben zur Legende wurde.