Gefechtsbereite Flugabwehrraketensysteme vom Typ „Patriot“ des Flugabwehrraketengeschwaders 1 der Bundeswehr stehen auf dem Flugfeld des Militärflughafens Schwesing. Foto: Axel Heimken/dpa

Die Ukraine hat bereits massive Unterstützung aus Deutschland für die Abwehr von Luftangriffen bekommen. Jetzt geht die Bundesregierung neue Wege, um noch mehr zu tun. Sie kauft zwei Patriot-Systeme von den USA für das kriegsgeplagte Land.

Deutschland und die USA bereiten gemeinsam die Lieferung von zwei weiteren Patriot-Luftverteidigungssystemen im Wert von etwa zwei Milliarden Euro in die Ukraine vor. Finanziert werden soll die Lieferung von Deutschland. Letzte technische, logistische und finanzielle Details müssten aber noch geklärt werden, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach einem Treffen mit seinem US-Amtskollegen Pete Hegseth am Montag (14. Juli) in Washington.

Die Ukraine brauche dringend zusätzliche Luftverteidigungssysteme, fuhr Pistorius fort. Vor einigen Wochen habe er Hegseth deswegen in einem Telefonat bereits den Vorschlag gemacht, den USA zwei Patriot-Systeme abzukaufen, um sie in die Ukraine zu liefern. Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder Deutschland kauft zwei sofort verfügbare Systeme aus US-Beständen, die dann von dort direkt in die Ukraine geliefert werden. Oder die Bundeswehr stellt der Ukraine zunächst zwei ihrer Systeme zur Verfügung und bekommt später Ersatz aus den USA. 

Was kann die Patriot?

MIM-104 Patriot („Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target“) zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper werden damit bekämpft. Auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern können die Abwehrraketen in einer gedachten Glocke um die Stellung Ziele treffen - abhängig vom eingesetzten Lenkflugkörper. 

Die mobile Startstation erinnert an große Lastwagen und enthält bis zu vier Startbehälter. Nach US-Militärangaben können damit insgesamt je nach Konfiguration bis zu 16 Abwehrraketen geladen werden.

Mit einem Radar stuft das Patriot-System zunächst Flugobjekte am Himmel in die Kategorien Freund und Feind ein. Im Bedrohungsfall feuern Soldaten im Leitstand die Lenkflugkörper ab, um die Objekte der Angreifer unschädlich zu machen. Überwacht werden können gleichzeitig bis zu 50 mögliche Ziele, aktiv bekämpft bis zu fünf.

Was kosten Patriot-Raketen?

Ein Patriot-System ohne Raketen kostet 400 Millionen Dollar (342 Millionen Euro). Die Stückkosten variieren je nach Raketentyp. Eine ältere Pac-2-Rakete kostet zwischen 800.000 (685.000 Euro) und 2 Millionen Dollar 1,7 Millionen Euro), die weit verbreitete Version Pac-3  Rakete je nach Variante zwischen 3,4 (2,9 Millionen Euro) und 8 Millionen Dollar (6,85 Millionen Euro) pro Stück.

Die Bundeswehr verfügt über das System seit 1989. Einige Jahre zuvor wurden die ersten Patriot-Einheiten bei der US-Armee in Dienst gestellt. Seitdem ist das System weiter ntwickelt worden. Erstmals im Kriegseinsatz war die Flugabwehr während des Golfkriegs 1991.

Die Nato selbst schützt ihren Luftraum vor allem mit Patriot-Raketen. Nach Angaben des Center for Strategic and International Studies (CSIS) ist die Ukraine das 19. Land, das dieses System im Einsatz hat.