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Was nach dem Tod kommt, weiß niemand. Ist danach alles vorbei oder lebt die Seele weiter? Über die Jenseitsvorstellungen der fünf Weltreligionen gibt die Eßlinger Zeitung einen Überblick.

Esslingen Was nach dem Tod kommt, weiß niemand. Ist danach alles vorbei? Lebt die Seele weiter im Jenseits wird sie wiedergeboren im Körper eines anderen Menschen? Oder sogar als Tier? Die Antworten darauf unterscheiden sich teils stark in Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus. Über die Jenseitsvorstellungen der fünf Weltreligionen gibt die Eßlinger Zeitung einen Überblick.

Christentum

Die Christen glauben an die Auferstehung nach dem Tod und das ewige Leben im Jenseits. Die Gewähr dafür gibt Ostern: Am Karfreitag wurde Jesus Christus, Gottes Sohn, gekreuzigt und nahm die Sünden aller Menschen auf sich. Nach seinem Tod wurde er begraben, am dritten Tag ist er auferstanden und zu seinem Vater in den Himmel aufgefahren.

Als messianischer Erlöser – dies im Unterschied zu den anderen Weltreligionen – hat Christus allen Gläubigen den Weg zum ewigen Leben gebahnt. Allerdings müssen die Menschen dieses Angebot aktiv annehmen. Dies entscheidet letztlich darüber, ob sie der Erlösung teilhaftig werden oder nicht. Die traditionellen Vorstellungen von Himmel und Hölle als Bestimmungen der gläubig-guten und der ungläubig-verworfenen Seelen spiegeln diesen Gegensatz. Im heutigen Christentum steht freilich der Glaube an die Liebe Gottes auch zu den gescheiterten Menschen im Vordergrund. So werden Himmel und Hölle von vielen Christen nicht mehr als Orte aufgefasst, sondern als seelische Zustände der Gottesnähe und Gottferne.

Judentum

Im Judentum liegt der Fokus auf dem Diesseits und der lebenslangen Verbundenheit mit Gott. Früher wurde davon ausgegangen, dass die Toten in die Unterwelt gehen, wo die lebensspendende Gemeinschaft mit Gott erlischt. Später setzte sich unter persischem und griechischem Einfluss der Glaube an die leibliche Wiederauferstehung der Toten bei der Ankunft des Messias durch.

Auch heute noch glauben konservative und orthodoxe Juden an die Auferstehung, Reformjuden dagegen an die Unsterblichkeit der Seele, die unbefleckt von Geburt, Leben und Tod ohne den Körper zu Gott zurückkehrt. In einer dritten Variante werden beide Lehrmeinungen vermischt zur Auffassung, dass die Seele den Tod des Menschen überdauert und bis zur messianischen Zeit weiterlebt, um sich schließlich mit dem Körper neu zu vereinigen und leibhaftig aufzuerstehen. In der Kabbala, der jüdischen Mystik, ist die Wiederverkörperung eine göttliche Bewährungsstrafe und dient dazu, die Seele im neuen Körper der Vervollkommnung näherzubringen.

Islam

Muslime glauben an ein Leben nach dem Tod – in der Hoffnung darauf, dann in Allahs Nähe zu sein. Der Tod wird aufgefasst als Übertritt in eine andere Ebene des Lebens. Dabei trennt der Todesengel Izrail Körper und Seele voneinander. Die Seele eines Menschen, der im Leben Gutes getan hat, wird von dem Engel in die sieben Himmel zu Gott gebracht. Die Seele eines schlechten Menschen wird vom Engel nur bis zum ersten Himmel getragen, wo ihr der Zutritt verwehrt wird. Danach gelangen beide Seelen wieder zurück in ihre Körper und verweilen im Zwischenbereich (Barzach). Anschließend werden die Seelen vor ein vorläufiges Gericht gestellt. Dort befragen sie die zwei Engel Munkar und Nakir zu ihrem Glauben: Antworten die Seelen richtig, wird ihnen nach der Auferstehung ein Leben im Paradies in Aussicht gestellt. Antworten sie falsch, droht ihnen die Hölle.

Die endgültige Entscheidung fällt beim Jüngsten Gericht. Dann werden die Toten aufgeweckt und ihre guten und schlechten Taten auf eine Waage gelegt. Anschließend überqueren sie eine Brücke, die über die Hölle führt. Sie ist „dünner als ein Haar und schärfer als ein Schwert“, sagt der Prophet Mohammed. Die Ungläubigen und Sünder stürzen in die Hölle, die anderen gelangen ins Paradies. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland schreibt auf seiner Webseite „www.islam.de“ jedoch: „Wir glauben auch an die Barmherzigkeit Gottes. Jeder Diener Gottes kann der Strafe der Hölle entgehen, wenn er Gott aufrichtig und reuevoll um Vergebung seiner Fehltritte bittet.“

Buddhismus

Die Buddhisten glauben an die Wiedergeburt nach dem Tod. War ihr Leben von Begierde, Zorn und Verblendung gekennzeichnet, gelangen sie als Höllenwesen, Tier, Dämon oder Gespenst zurück auf die Erde. Ein Gott, Halbgott oder Geist wird ein Buddhist im nächsten Leben, wenn sein Geist frei ist von grobem Verlangen. Das gelingt durch Meditation und Loslösung von allen irdischen Begierden. Je nach Karma, den positiven und negativen Energien, irrt der Geist der Verstorbenen verwirrt und verängstigt umher, ehe er in den neuen Körper eintritt. Um ihm den Übergang zu erleichtern, vollziehen Angehörige in dieser Zeit Rituale für den Verstorbenen. Auf metaphysische Spekulationen bezüglich einer dem Menschen innewohnenden nicht-materiellen Substanz, die in all den Körpern dieselbe oder eine andere ist, verzichtet der Buddhismus. Da Leben – egal in welcher Form – immer bedingt und somit vergänglich ist, bleibt die vollkommene Erfüllung versagt, und das Leben gilt als leidvoll. Darum versucht der Buddhist, den Kreislauf der Wiedergeburten zu durchbrechen und ins Nirvana einzugehen. Dabei meint Nirvana keinen Ort, sondern einen Zustand, in dem alle menschlichen Wünsche und Sehnsüchte überwunden sind. Wörtlich übersetzt bedeutet Nirvana „Erlöschen“.

Hinduismus

Auch die Hindus glauben an die Reinkarnation. Dabei kehrt die unsterbliche Seele nach dem Tod in einem anderen Lebewesen wieder auf die Erde zurück. Jeder Hindu kann in seinem Dasein millionenfach wiedergeboren werden. Darum versucht er während seines Lebens, gute Taten zu vollbringen. Denn damit beeinflusst er sein Karma. Das Karma entscheidet darüber, in welcher Gestalt der Hindu wiedergeboren wird. Oder ob es ihm schließlich gelingt, den ewigen Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt – Samsara genannt – zu durchbrechen und Moksha, Erlösung, zu erlangen. Dann, hofft er, vollkommenen Frieden zu erreichen und eins zu werden mit dem Göttlichen.