Der Mann mit Zylinder ist der Schauspieler Roland Reber. Als Johann Daniel Kettner leitet er durch den Rundwanderweg, dessen Verlauf den aktuellen räumlichen Gegebenheiten angepasst wurde. Foto: /Theater- und Kulturverein Musberg/cf

Der Johann-Daniel-Kettner-Wanderweg in und um Musberg (Kreis Esslingen) ist wieder eröffnet. Jetzt gibt es auch interessanter gestaltete Tafeln mit vielen Informationen über den Namensgeber.

Leinfelden - Johann Daniel Kettner war ein guter Mensch. Damit 27 Tagelöhner, in Musberg wohnend, nicht mehr ausschließlich vom Holzdiebstahl leben müssen, hat er für sie 1827 insgesamt 50 Morgen Land auf der Waldheide Hohenwart erworben, damit sie dort fortan eigene Felder bestellen können. Dafür hat Kettner lange mit der monarchischen Obrigkeit gerungen, das hat den Stuttgarter Bäckerobermeister selbst in finanzielle Bedrängnis gebracht. Kettner hat den Hilfsbedürftigen dazu noch Saatgut, Ackergeräte und schließlich noch zehn Kühe als Starthilfe finanziert.

Und die Musberger sind dankbare Leute: 1952, die Landzuteilung jährte sich da zum 125. Mal, wurde dort das Stück „Heimat in Not“ aufgeführt, geschrieben und inszeniert von Bezirkskantor Emil Kübler. Und im Jahr 2000 wurde dies mit dem Titel „König – Bäcker – Besenbinder“ erneut aufgeführt, wieder mit reger Beteiligung der Musberger an diesem Heimatspiel.

Der Mann mit Zylinder weist jetzt den Weg

Und es wurde der Johann-Daniel-Kettner-Weg ins Leben gerufen. Das ist ein Wanderweg, rund um Musberg, der durch Teile des Siebenmühlentals führt und schließlich auf das Stück Land, das Kettner einst erworben hat. Doch diese Wanderung war in den vergangenen Jahren nur noch Spezialisten vorbehalten: Die Schilder waren verwittert oder beschädigt, die Wege zum Teil zugewachsen.

Das ist nun anders. Roland Reber, der Mann mit Zylinder, weist künftig den Weg. Er hat im Jahre 2000 bei dem Heimatspiel den guten Menschen Kettner gespielt. Und sein Konterfei ist jetzt auf allen Schildern, Plakaten und Flyern zu sehen, die mit dem Johann-Daniel-Kettner-Weg zu tun haben. 14 Tafeln säumen wieder wie einst den Rundwanderweg, dessen Verlauf den aktuellen räumlichen Gegebenheiten angepasst wurde. Die neuen Tafeln sind haltbarer, sie sind gemäß den heutigen Möglichkeiten in Farbe und mit Fotos versehen. Wer fit ist mit Smartphone und Handy, kann auch noch per QR-Code Informationen abrufen.

Entlang der Ackerfläche von einst

Hinter dieser Arbeit steckt vor allem der Theater- und Kulturverein Musberg, und dort vor allem Markus Heinle vom Vorstand, der in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv die ganze Sache nochmals gründlich angegangen ist. Deshalb sind noch drei weitere Tafeln hinzugekommen, auf denen die geschichtlichen Hintergründe erläutert werden. Die gibt es aber auch samt der Wanderroute auf einem neuen Flyer. Und der Weg führt auch durch jene 50 Morgen Land, die den Musbergern eine bessere Zukunft bescheren sollte. „Das kann man heute noch gut erkennen“, so Heinle, „heute ist das eine Streuobstwiese. So unterscheidet sie sich gut von der umgebenden Vegetation.“

Das Experiment ist gescheitert

Ein Experiment, das allerdings gescheitert ist, so Heinle: „Der Boden war nur schwer zu bewirtschaften. Und der Weg dahin war teilweise lang, beschwerlich und sehr steil. 1838 wurde das Projekt beendet.“ Wer sich heute auf die Kettner-Tour begibt, die in etwa zwei Stunden gelaufen werden kann, wird dies bestätigen können. Doch jene, die am Montagvormittag bei der Präsentation der Neugestaltung am Parkplatz der Esels- und der Mäulesmühle anwesend waren, verzichteten angesichts des durchwachsenen Wetters auf eine Wanderung. Leinfeldens Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell hatte eh nicht das richtige Schuhwerk dabei. Dafür aber die passenden lobende Worte: „Im vergangenen Jahr haben wir ja unser Interesse geäußert, dass die bestehenden Geschichtspfade erneuert werden sollen. Und haben eine entsprechende finanzielle Unterstützung zugesagt. Der Theater- und Kulturverein hat das hervorragend umgesetzt. Der reaktivierte Kettner-Weg ist hervorragend gelungen.“

Wer den Weg laufen will – die offizielle Eröffnung ist am 13. Juni – hier die Beschreibung: Beginn in der historischen Ortsmitte Musbergs um die Dreifaltigkeitskirche. Er führt vorbei am Alten Friedhof, über Eichberg und Schlossberg ins Siebenmühlental. Entlang idyllisch gelegener Mühlen durchquert man das zweite Viadukt der ehemaligen Bahnlinie nach Waldenbuch. Durch schattigen Waldgrund erreicht man die Hochfläche der Hohewarte. Über die Häfner Steige geht es zurück zur Ortsmitte. Zustiege sind möglich vom Parkplatz Häfner Steige und vom Parkplatz am ersten Viadukt.