Das Waldschlössle ist wieder belebt. Foto: Gottfried Stoppel

Mit Papierfeuerwerk und Musik: Fellbach feiert das neue Waldschlössle und die Rückkehr des Waldheims auf den Kappelberg. Lange Jahre war es im Dornröschenschlaf, nun ist es wieder erwacht. Und wie.

Weiße Papiergirlanden sollten vom Himmel auf die Menschenmenge regnen. Ein Windstoß vereitelte das Vorhaben. Die Flatterbänder flogen in eine andere Richtung und blieben dekorativ in den Ästen von Bäumen hängen. Diese kleine Episode bei der Wiedereröffnung des Fellbacher Waldschlössles am Samstag hatte durchaus Symbolcharakter. Viele Pläne mit dem charakteristischen Ort auf dem Kappelberg scheiterten, doch am Ende wurde alles gut.

Am Wochenende ist das Waldschlössle, erbaut in den Jahren 1910/11, aus dem Dornröschenschlaf erwacht – mit Musik und gut gelaunten Fellbacherinnen und Fellbachern aller Generationen, die zum Feiern und Gucken auf den Hausberg kamen. Nicht nur für Oberbürgermeisterin Gabriele Zull war es ein besonderer Moment, als das schwarze Tuch fiel, das den Giebel des Waldschlössles bedeckt hatte, und den Blick auf den vertrauten, frisch renovierten Namensschriftzug freigab. Auch für Diakon Michael Franz, der viele Jahre das Herz des evangelischen Ferienwaldheims auf dem Kappelberg gewesen ist. Und für Architekt Manfred Aichele, der Ende der 1960er Jahre mit seinem Vater für den lichtdurchfluteten Anbau verantwortlich gezeichnet hat, der sich an den steilen Nordhang schmiegt.

Es war einmal ein mehr als 100 Jahre altes Haus mit vielen Zinnen und Erkern auf dem Kappelberg. In seinen Gasträumen wurden viele Feste gefeiert, und im Anbau aus den 70er-Jahren verbrachten Generationen von Mädchen und Jungen einen Teil ihrer Sommerferien.. Doch nachdem 2012 das Ausflugslokal geschlossen wurde und auch das evangelische Waldheim 2014 umzog, erst nach Oeffingen auf den Tennwengert, dann in die Wichernschule in der Stadtmitte, fiel das Waldschlössle in einen langen Dornröschenschlaf.

Alle Versuche, den Ort, mit dem so viele Ausflügler, junge wie alte, schöne Erinnerungen verbinden, wiederzubeleben, scheiterten zunächst. Auch ein Sternekoch mühte sich lange, aber letztlich vergebens. Und so lag der beliebte Ort einige Jahre verlassen und einsam auf der Höhe. Bis die Stadt es schließlich selbst in die Hand nahm. „Die Entscheidung zum Kauf fiel im Gemeinderat mit nur einer Gegenstimme“, sagte Gabriele Zull.

Der Kostenrahmen wird wohl gesprengt

Die umfangreichen Renovierungsarbeiten sind fast abgeschlossen. Das evangelische Waldheim, nicht mehr Eigentümer der Immobilie, kehrt mietfrei mit dem Ferienbetreuungsangebot auf den Berg zurück. Ein junges Pächterehepaar, Annika und Manuel Braun, wird ab Sommer den Gastronomiebetrieb wiedererwecken. Derzeit ist das Innere des historischen Hauses im Rohbau. „Die Fertigstellung des Restaurants bis zum Sommer ist noch eine sportliche Aufgabe“, sagt Andreas Dietmann von der Feel GmbH, ehemals Schwabenlandhallen GmbH, die den Veranstaltungsort im Portfolio hat. Er geht davon aus, dass der Kostenrahmen von insgesamt 3,4 Millionen Euro gerissen wird.

Viel Geld wurde bereits investiert: Die Technik ist neu und außen der alte Glanz aufgefrischt. Fertig ist der Anbau mit dem großen Saal und den bodentiefen Fenstern, die den Blick auf die Stadt und das Remstal freigeben. Ralf Holzwarth, der mit seiner Frau Heike Härter-Holzwarth seit vielen Jahren einen Waldheim-Abschnitt leitet, verriet, dass es die Fenster immer gegeben habe. „Sie wurden bisher nur von der Heizung und der hölzernen Verschalung verdeckt.“

„Fürwahr ein herrlicher Punkt, dieser Kappelberg, und es darf uns nicht wundern, wenn schon vor mehr als 50 Jahren ein Comite mit dem Plan umging, hier oben, anlehnend an den schützenden Wald, ein Kur- und Erholungshaus zu erstellen“, zitierte die OB Oberlehrer Georg Eppinger aus dessen 1908 erschienenen Heimatbuch „Beschreibung, Geschichte und Führer von Fellbach“. An der Einschätzung hat sich nichts geändert.