Im Småland halten Bauklötze, Filmvorführungen und – besonders wichtig – geschulte Mitarbeiter die Kinder bei Laune. Foto: IMAGO/Karo

Das Highlight für jedes Kind ist beim Ikea-Besuch der riesige Spielebereich, das Småland. Während Eltern sonst Probleme haben, Betreuung für ihren Nachwuchs zu finden, gibt es die hier beim Möbelhausbesuch inklusive. Ist das die Antwort auf den Kita-Mangel?

Schon seit längerer Zeit kriselt es in den Kitas im Kessel: Personalmangel, Notfallbetreuung oder verkürzte Öffnungszeiten sind für Stuttgarterinnen und Stuttgarter keine seltenen Nachrichten. Was also tun mit dem unbeaufsichtigten Nachwuchs, wenn die Eltern in die Arbeit müssen – oder einfach mal ein paar Stunden für sich brauchen? In den urbanen Eltern-Communitys zirkuliert dazu mittlerweile hinter vorgehaltener Hand eine Lösung.

Eine Möbelhauskette ist nämlich bekannt für ihre gute Kinderbetreuung; natürlich nicht aus Eigennutz, sondern um den erwachsenen Kunden ein möglichst sorgloses Einkaufserlebnis zu bieten. In Ikeas hauseigenem Kinderbereich, dem Småland, gibt es alles Mögliche, um Kinder beschäftigt zu halten. Neben einem Bällebad sind Zeichenangebote und Filmvorführungen für die kleinen Gäste zu finden. Das Småland, das sich in den Ikea-Filialen meist direkt am Eingang befindet, ist ausstattungstechnisch auf jeden Fall nicht weit von einigen Kitas entfernt. Sogar Betreuer gibt es hier, die auf alle abgegebenen Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren aufpassen und diese bespaßen sollen. Gibt es für gestresste Eltern eine bessere Möglichkeit, bei einer akuten Kita-Krise Ersatz zu finden? Den Nachwuchs einfach im Möbelhaus abgeben und dann dem eigenen Tagesgeschäft nachgehen? Das klingt – auf den ersten Blick – nach einem hieb- und stichfesten Plan, der hat aber seine Tücken.

Ikea neben Asia-Restaurant und Apotheke

Vor einigen Jahren wurde der Fall einer Ikea-Filiale publik, bei dem dieser Wunschtraum einzelne Male tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde: In Hamburg-Altona gibt es ein Möbelhaus der bekannten schwedischen Marke, das nicht wie die meisten Filialen am Stadtrand liegt, sondern direkt in der Innenstadt. Die gute Lage verleitete anscheinend einzelne Eltern dazu, den Nachwuchs im Småland abzuladen und danach aus dem Haus zu verschwinden. Was die Eltern dann taten – Shoppen, Massage, Fitnessstudio – ist nicht ganz klar. Die Zweckentfremdung des Småland-Kinderbereichs als Babysitter fiel laut der „Süddeutschen Zeitung“ spätestens dann auf, als auch nach einem Lautsprecheraufruf niemand erschien, um die abgelieferten Kinder wieder abzuholen.

Im Raum Stuttgart gab es solche Vorfälle bislang noch nicht, auf jeden Fall sind sie dem Unternehmen noch nicht zu Ohren gekommen. Eine Sprecherin des Möbelhauses bestätigt: „Fälle, in denen Eltern ihre Kinder für mehrere Stunden unbeaufsichtigt im Ikea-Småland lassen, sind extrem unwahrscheinlich.“

Statt Ganztagesbetreuung sind höchstens 1,5 Stunden möglich

Die Ikea-Filialen haben mehrere Maßnahmen getroffen, um den die Zweckentfremdung des Småland als Kita-Ersatz zu verhindern. Möchte man sein Kind im Spielbereich abgeben, benötigt man ein offizielles Ausweisdokument. Dazu bekommt man eine Anmeldekarte, auf der notiert wird, wann das eigene Kind abgegeben wurde und wann man es wieder abholen muss.

Mehr als 1,5 Stunden sind nämlich nicht drin. „Diese Zeitspanne ist sowohl im digitalen Anmeldetool als auch vor Ort deutlich kommuniziert“, erklärt eine Sprecherin des Möbelhauses. „Wenn ein Kind regelmäßig oder über einen längeren Zeitraum anwesend wäre, würde das auffallen - nicht zuletzt, weil wir keine Verpflegung anbieten und mitgebrachte Speisen im Småland nicht erlaubt sind.“

Kaffee und Zimtschnecken?

Ikea als Alternative zur Kita-Betreuung: Das ist auch aufgrund der Öffnungszeiten des Småland kaum möglich. In Ludwigsburg ist der Kinderbereich des Ikea nämlich von 14 Uhr bis 20 Uhr geöffnet, in Sindelfingen kann man seine Kinder dort ab 12 Uhr unterbringen.