In zwei Monaten wird in der Türkei gewählt, Recep Tayyip Erdogan will an der Macht bleiben. Foto: AFP/ADEM ALTAN

Staatschef Recep Tayyip Erdogan liegt in Umfragen weit abgeschlagen. Abschreiben sollte man den machtbewussten Politiker aber noch lange nicht – selbst wenn er die Wahl verlieren sollte, warnt Gerd Höhler.

Meinungsumfragen zur türkischen Präsidentenwahl sehen den Oppositionskandidaten Kemal Kilicdaroglu mit deutlichem Abstand vorn. Ob er Recep Tayyip Erdogan als Staatschef ablösen kann, wird sich bei der Abstimmung in zwei Monaten entscheiden. Erdogan ist in die Defensive geraten, nicht nur durch die Hyperinflation, die an den Einkommen der Menschen zehrt, sondern auch wegen seines chaotischen Krisenmanagements nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe.

Unterschätzen sollte man den türkischen Staatschef nicht. Er wurde schon oft politisch totgesagt, hat sich aber immer wieder als ein machtbewusster Überlebenskünstler erwiesen. Erdogan führt das Land seit nunmehr 20 Jahren und hat noch nie eine Wahl verloren. Der Staatschef hat über die Jahre einen schlagkräftigen Machtapparat aufgebaut. Er wird alles daransetzen, auch diesen Urnengang für sich zu entscheiden. Bei einer Niederlage könnten auch Korruptionsvorwürfe aus früheren Jahren wieder hochkommen. Entscheidend wird deshalb nicht nur sein, wie die Wahlberechtigten in der Türkei abstimmen. Sondern auch, wie Erdogan mit einer eventuellen Niederlage umgeht.