Wer braucht eine Wärmepumpe, wo soll Fernwärme kommen? Das Regierungspräsidium hat die Pläne für Stuttgart nun offiziell bestätigt. Was das bedeutet – und wo die Stadt gerade steht.
Die Hügel, die Weinberge, der Bahnhof: Stuttgart ist in vielen Dingen besonders. Das gilt auch für das Thema Heizen. So ist es laut dem Leiter des Amtes für Umweltschutz, Andreas Neft, nicht selbstverständlich, dass seine Mitarbeitenden die Wärmeplanung in Eigenregie gemacht haben. In Baden-Württemberg sei Stuttgart die einzige Großstadt, die so vorgegangen ist. „Dadurch hat das Ganze eine größere Detailtiefe und stärkere Belastbarkeit“, sagt Neft. Die Pläne, welche zeigen, wo in Stuttgart Fernwärme möglich ist und wo sich die Menschen selbst um eine klimafreundliche Heizung kümmern müssen (Stichwort: Wärmepumpe), seien „dadurch einigermaßen realistisch“.
Es müsste viel weniger Energie verbraucht werden
Das sehen offenbar auch die Mitarbeitenden des Regierungspräsidiums so. Diese haben die Stuttgarter Wärmeplanung nun offiziell bestätigt. Auch das ist nicht selbstverständlich. Nur wenige Kommunen in Baden-Württemberg haben bereits eine geprüfte Wärmeplanung.
Das Ziel der Stadt Stuttgart ist, dass bis 2035 keine fossilen Energiequellen mehr importiert werden und die Abhängigkeit von Lieferanten und Preissteigerungen gesenkt. Zudem müssen 34 Prozent Energie eingespart werden, um das Ziel der Klimaneutralität bis in elf Jahren zu erreichen.
Die Ziele klingen gut, doch der Abgleich mit dem heutigen Ist-Zustand sei „schmerzhaft“, räumt Neft ein. So seien 2023 nur ein paar wenige Hundert Wärmepumpen installiert worden. „Das zeigt die große Verunsicherung in der Bevölkerung.“ Er sei deshalb froh, dass die Organisationsuntersuchung zur internen Aufstellung der Stadt Stuttgart bei der geplanten Klimaneutralität nun beendet sei. Denn ein Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass die Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich stärker aufgestellt werde.
Teils müssen Parkplätze wegfallen und Bäume gefällt werden
In einigen Quartieren wird bereits geplant und gebaut: So werden in Feuerbach bereits Leitungen für Fernwärme verlegt. Der Stadtteil Heslach in S-Süd soll voraussichtlich von 2027 an Leitungen erhalten. Auf dem Fasanenhof in Möhringen ist unterdessen Geothermie eine realistische Option. Andere Quartiere sind herausfordernder, etwa in Botnang rund um die Franz-Schubert-Schule. Dort müssen voraussichtlich sowohl Parkplätze wegfallen als auch Bäume gefällt werden, um eine Energiezentrale zu bauen.
„Die Flächenkonkurrenz in Stuttgart ist eine Herausforderung“, sagt Jean-Claude Schmiedle, Leiter für den Bereich Energiewirtschaft, Unternehmensentwicklung und Recht bei den Stadtwerken Stuttgart. „Bebauungspläne wurden geschrieben, als es noch keine Wärmepumpen gab.“ Dazu kämen ästhetische Bedenken manches Stadtplaners, wenn es etwa um Anlagen auf Dächern gehe. Die Stadtwerke haben sich vorgenommen, in den kommenden elf Jahren 40 000 Wohneinheiten mit regenerativen Energiequellen zu versorgen, davon seien 32 700 derzeit in Planung.
Inwiefern in Stuttgart auch der Neckar als Wärmequelle genutzt werden kann, dazu wollen sich Vertreter der Stadt sowie der Stadtwerke bald äußern. Forscher der TU Braunschweig hatten berechnet, dass der Neckar 56 Prozent der Raumwärme in Stuttgart decken könnte; pickt man nur die Haushalte heraus, sogar 82 Prozent. Jürgen Görres, Leiter der Energieabteilung im Amt für Umweltschutz, betont allerdings, dass man mit der Wärme des Neckars keine Gebäude auf den Fildern wird versorgen können.
Die Steckbriefe, in welchem Stuttgarter Quartier künftig wie geheizt werden soll, sind online abrufbar unter: https://maps.stuttgart.de/waermeplanung/.