Am Freitag geht es im Leinfelder Haus um das einstige Bordell in Leinfelden-Echterdingen. Was steckt dahinter?
Am Samstag, 15. März, ist die Ausstellung „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“ von 14 Uhr an im Leinfelder Haus noch einmal zu sehen. Doch auch der Abend zuvor dürfte spannend werden: An diesem Freitag, 14. März, kommen mit Wolfgang Fink und Helmut Sporer an der Aufklärung des Paradise-Prozesses beteiligte Polizeiermittler zu Wort.
Zur Erinnerung: Jürgen Rudloff, der in Leinfelden-Echterdingen das Bordell Paradise betreiben hat, war im Februar 2019 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Das Stuttgarter Landgericht hatte ihn wegen Beihilfe zum Menschenhandel und Zwangsprostitution sowie Betrugs schuldig gesprochen. Das Paradise gibt es nicht mehr. Am selben Ort, also im Echterdinger Gewerbegebiet, läuft das Geschäft mit der Prostitution allerdings weiter. Das Haus hat einen neuen Besitzer, Luxor lautet nun der Schriftzug.
Der Vortrag, der um 19 Uhr beginnt, ist kostenlos und Teil des Programm der aktuellen Schau im Leinfelder Haus. Biografische Interviews sind die Grundlage für die Schwarz-Weiß-Fotografien, die dort einen Monat lang zu sehen waren. Der Fotograf und Künstler Hyp Yerlikaya hat die Aufnahmen erstellt und dafür Mannheimer Prostituierte sowie Frauen, die es geschafft haben auszusteigen, mehr als zwei Jahre lang begleitet. Keine hatte sich freiwillig für diese Arbeit entschieden. Vielmehr wurden sie mit der Loverboy-Methode oder anderen falschen Versprechen hineingelockt, sind Opfer von Menschenhandel geworden. 1800 Bilder hat der Mann aufgenommen, 40 davon ausgewählt und mit Aussagen aus den Interviews gekoppelt.
Die Ausstellung wurde erstmals 2021 in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen gezeigt und mittlerweile schon an 26 Orten in Deutschland und Frankreich präsentiert. Die Schau wird durch die Mannheimer Beratungsstelle Amalie verliehen. Eine Initiative von zehn Frauen und Männer aus Leinfelden-Echterdingen hat die Foto-Ausstellung mit ihren brisanten Texten ins Leinfelder Haus geholt, um in der Messe- und Flughafenstadt über Sexarbeit, Menschenhandel und Zwangsprostitution zu informieren – schon allein deshalb, weil es dort ebenfalls zwei große Bordelle gibt.