Martin Kikiny an seinem Verkaufsplatz: Vorne steht der vermisste Scoubidou, der Hund dahinter heißt Benny. Foto: Alexander Kappen

Der Trottwar-Verkäufer Martin Kikiny vermisst seinen Hund „Scoubidou“. Eine unbekannte Frau soll den Cocker Spaniel aus der Arnulf-Klett-Passage mitgenommen haben. Martin Kikiny sucht nun verzweifelt nach seinem Begleiter.

Stuttgart - Die Arnulf-Klett-Passage ist das Revier von Martin Kikiny. Die meisten Menschen, die die Unterführung am Stuttgarter Hauptbahnhof regelmäßig durchqueren, kennen den Mann im roten Leibchen – wenn auch nur vom Vorbeihasten. Kikiny verkauft für den Stuttgarter Verein Trott-war Zeitungen, vorher bettelte er auf der Straße. An seinem Verkaufsplatz liegt eine Decke, darauf meistens Benny und Scoubidou. Die Hunde, beide Cocker, beobachten das Treiben, brechen oftmals das Eis mit den Passanten. Nun fehlt einer dieser Begleiter. Scoubidou soll am helllichten Tag von einer Frau mitgenommen worden sein. Nach einem Tag erfolglosen Suchens sagt Martin Kikiny am Dienstagabend mit trauriger Stimme am Telefon: „Mir geht es schlecht“. Was war passiert?

Frau passt auf den Hund für kurze Zeit auf

Malin Schmid, die im Sozialdienst für Trott-war arbeitet, steht im engen Kontakt mit ihren Verkäufern. Martin Kikiny bat die Sozialhelferin auf Anfrage unsere Redaktion, zu erklären, was am Montag, den 7. Dezember, in der Unterführung gegen 13 Uhr vorgefallen war. Sie erzählt, dass eine noch unbekannte Frau mit dem Trottwar-Verkäufer einen netten Plausch geführt habe. Dabei habe sich die Frau auch explizit nach Scoubidou erkundigt, der diesmal ohne Benny angeleint war. Der Begleiter wurde an diesem Tag anderswo betreut.

Die Frau habe beispielsweise gefragt, warum sich der Mann keinen anderen Job suche, damit es dem Hund besser gehe. Die Antwort von Kikiny sei gewesen, dass seine Cocker für ihn alles seien, er könne durch den Straßenverkauf immer bei ihnen bleiben, erzählt die Sozialhelferin.

Der Trottwar-Verkäufer wollte sich anschließend ein Mittagessen kaufen, die Frau habe angeboten, auf den Hund an der Leine aufzupassen. Als Kikiny mit seinem Essen zurück kam, sei die Frau mit Scoubidou verschwunden gewesen. „Er war voller Panik, suchte die Gegend nach der Frau ab und befragte Menschen auf der Straße“, schildert Schmid die Situation. Auch bei der Stuttgarter Polizei ist der Fall bekannt. Zusammen mit Martin Kikiny ist Sozialhelferin Schmid zum Revier gegangen, um den mutmaßlichen Diebstahl zu melden. Sie entschieden sich dort dafür, nicht direkt eine Anzeige zu stellen, sondern zuerst auf eigenen Wegen nach der Frau und dem vermissten Hund zu suchen.

Es soll keine Hetzjagd nach der Frau geben

Der Stuttgarter Verein postete auf seinen sozialen Kanälen einen Aufruf, Hinweise zum Aufenthalt zu geben. Martin Kikiny hat außerdem eine Belohnung von 100 Euro ausgesetzt. Eine Täterbeschreibung ist nicht dabei. „Wir wollen keine Hetzjagd nach der Frau“, betont Schmid. Mittlerweile führt die Spur zur Bahnlinie der U6, die nach Gerlingen fährt. Die Frau soll zwischen Feuerbach Bahnhof und Landauer Straße ausgestiegen sein.

Bei Trott-war sind aufgrund der viralen Vermisstenmeldung zahlreiche Anfragen für direkte Spenden an Martin Kikiny eingegangen. Der Verein weist darauf hin, dass Geldbeträge über Trott-war aus solidarischen Gründen und aus Schutz vor Missbrauch nicht direkt an einen Verkäufer ausgezahlt werden können. Allgemeine Spenden fließen immer an die Menschen bei Trott-war, die sich in der größten Not befinden – und damit die meiste Hilfe benötigen. Wer Martin Kikiny direkt helfen will, kann das natürlich in einer Begegnung tun. In seinem Revier, der Arnulf-Klett-Passage, ist der Verkäufer fast immer anzutreffen. Wenn die Suche erfolgreich verläuft, sitzen dann auch wieder Scoubidou und Benny gemeinsam auf ihrer Decke.