Nicht nur die Landesstraße L 1201 ist seit vergangener Woche wieder für den Verkehr geöffnet. Radfahrer und Fußgänger können künftig den neuen Radweg, der Hochdorf mit dem Filstal verbindet, entlang der Straße nutzen.
Zwar waren einige Personen am Freitagnachmittag an der Fahrradrampe nahe der L 1201 in Hochdorf versammelt, eine feierliche Eröffnung des neuen Radwegs zwischen Hochdorf und Reichenbach oder offizielle Testfahrt gab es jedoch nicht. „Wir haben den Termin aufgrund der aktuellen Lage abgesagt“, erklärte Hochdorfs Bürgermeister Gerhard Kuttler am Freitagnachmittag. Kurz zuvor war ein 56-Jähriger nach einem Angriff in der Kirchheimer Straße seinen Verletzungen erlegen. „Eine feierliche Eröffnung wäre zu diesem Zeitpunkt nicht angebracht, unsere Gedanken sind bei den Betroffenen“, sagte Kuttler.
Schüler erreichen besser ihre Schulen in Reichenbach und Plochingen
Für die bereits Anwesenden zog Andreas Hollatz, Leiter der Abteilung Straßenverkehr, Straßeninfrastruktur im Verkehrsministerium, dennoch ein kurzes Fazit zum neuen Radweg. Viele der Hochdorfer Schüler, die auf die Realschule in Reichenbach oder auf das Gymnasium in Plochingen gingen, würden im Sommer das Rad nutzen, erklärte er. Bislang hätten sie meist den Forstweg oder – verbotenerweise – den Gehweg nutzen müssen. „Diese waren in keinem guten Zustand. Wir haben immer versucht, den Weg zu flicken“, sagte Hollatz. Vor allem das starke Gefälle sorge für hohe Geschwindigkeiten, weshalb ein gut ausgebauter Weg notwendig sei, erklärte er. Dass der Bau des etwa ein Kilometer langen Radwegs circa 2,6 Millionen Euro gekostet habe, liege auch daran, dass an vielen Stellen der Hang abgesichert werden musste, sagt Hollatz.
Eine Leitplanke trennt den Weg von der Landesstraße, Geländer verhindern ein Abrutschen die steile Böschung hinab. Auch die Rampe am Hochdorfer Ortsausgang wurde abgeflacht, um sie für den Verkehr sicherer zu machen. Eine „kleine Besonderheit“ sei die neue Querungshilfe auf der L 1201, erklärte Hollatz. Es mag den einen oder anderen verwirren, dass es nur auf einer Seite einen Gehweg gebe, sagte Hollatz. Dies liege jedoch daran, dass es eine Querungshilfe speziell für Radfahrer sei, die von Reichenbach kommend innerorts auf die rechte Straßenseite wechseln müssten. „Ich denke, man hat hier sehr viel getan“, sagte Hollatz.
Indessen führte in Hochdorf der Bau des Radwegs und die damit verbundene Sperrung der L 1201 seit dem vergangenen Frühjahr auch zu Spannungen. Gewerbetreibende bemängelten eine unzureichende Kommunikation seitens der Gemeinde und klagten über fehlende Kundschaft aufgrund des geringeren Durchgangsverkehrs. Die Türen der Tankstelle am Ortsausgang blieben nach einem Pächterwechsel gänzlich geschlossen. Auch im Gemeindeteil Ziegelhof hatte sich Unmut breit gemacht, da es aufgrund der Sperrung und der Busrouten hier bis zur Errichtung einer Ampelanlage immer wieder zu Staus kam. „Unser Dank gilt auch allen Anwohnern, die die Sperrung durchgestanden haben“, sagte Hollatz.
Der Radweg ist auch ein Zubringer zum geplanten Radschnellweg RS 4
Der neue Radweg sei zudem Teil der Radwegskonzeption des Verkehrsministeriums. Der Radschnellweg RS 4 soll künftig Reichenbach und Stuttgart verbinden und Radfahrern eine gut ausgebaute Strecke mit möglichst wenigen Hindernissen bieten. „Das Konzept sieht vor, dass wir für den Radschnellweg Zubringerstrecken haben, wie beispielsweise diese hier“, erklärte Hollatz.
Die Strecke habe sowohl eine örtliche als auch eine überörtliche Bedeutung, erklärte Bürgermeister Kuttler. „Sie ist die flachste Anbindung aus dem Filstal“, fügte er hinzu. Das jetzige Ende der Radstrecke am Ortseingang sei jedoch nur ein Zwischenschritt. Es bestehe von Seiten der Verwaltung der Plan, die Route im Zuge des Radwegeausbaus entlang des Talbachs durch den Ort bis zur Brücke am Feuerwehrhaus zu verlängern, erklärte Kuttler.