Traditionelle Fahrgeschäfte, wie dieses aus dem Jahr 1951, laden zum Mitfahren ein. Foto: Rehberger - Rehberger

Mit einem Historischen Volksfest feiert die Landeshauptstadt vom 26. September bis 3. Oktober 200 Jahre Cannstatter Volksfest und das 100. Landwirtschaftliche Hauptfest.

StuttgartMit einem „Historischen Volksfest“ mitten im Herzen Stuttgarts feiert die Landeshauptstadt vom 26. September bis 3. Oktober jeweils von 11 bis 22 Uhr ein einzigartiges Doppeljubiläum: 200 Jahre Cannstatter Volksfest und das 100. Landwirtschaftliche Hauptfest. Mit einem Historischen Volksfest wird auf dem Schlossplatz an die Gründung des größten Festes des Landes im Jahre 1818 durch den württembergischen König Wilhelm I. und seiner Frau Katharina erinnert. „Wir freuen uns, dieses so bedeutsame Jubiläum inmitten der einmaligen Kulisse zwischen Königsbau und Neuem Schloss feiern zu können“, betont Andreas Kroll, Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft. Was einst am 28. September 1818 als landwirtschaftliches Fest mit einem kleinen Rummel begann, ist 200 Jahre später eines der größten Volksfeste weltweit.

Das Historische Volksfest 2018 möchte die 200-jährige Geschichte aufgreifen und in vielfältiger Form lebendig werden lassen. „Die Besucher dürfen sich auf einen historischen Schausteller-Rummel mit zahlreichen Überraschungen freuen“, sagt Andreas Kroll. Mit dabei sind Gaukler, Quacksalber, Feuerspucker, die berühmte Seiltänzerfamilie „Geschwister Weisheit“, der „Original Floh-Circus“ der Schaustellerfamilie Robert Birk und viele andere traditionsreiche Fahrgeschäfte. „Kommen Sie näher, kommen Sie ran“ – in der Illusionsschaubude erwarten die Gäste Darbietungen wie die „Frau ohne Kopf“, die „Dame ohne Unterleib“ oder die „Schwebende Jungfrau“. Ebenso mit von der Partie ist der berühmte „Vogel Jockel“ mit seinem Plättchen zur Vogelstimmen-Imitation. „Hurra, hurra! Der Kasperle ist da“ – auf ihn dürfen sich die Jüngsten beim Historischen Volksfest freuen. „Kasperl und der Räuber im Blaubeerwald“ heißt das dargebotene Stück mit typischen Jahrmarktszenen des 19. Jahrhunderts.

Zudem machen die „Nostalgische Schießbude“, Schiffschaukeln, die Kraftmesser „Hau den Lukas“ oder eine knapp 120 Jahre alte Hutwurfbude das Historische Volksfest zu einem Ausflugsziel für die ganze Familie. Letztere ist ein besonders authentisches Stück Volksfestgeschichte, stand diese doch bis in die 1960er-Jahre regelmäßig auf dem Wasen.

Zum Mitfahren laden zahlreiche traditionsreiche Fahrgeschäfte ein, die im 20. Jahrhundert auf vielen Rummelplätzen zu sehen waren. Zu den Attraktionen dabei gehören ein altes Riesenrad aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts mit einer Höhe von rund 15 Metern, eine nostalgische Berg- und Talbahn, ein Schwanenflieger – ebenfalls mit Wasen-Vergangenheit – ein Spiegelkabinett aus den 1920er- sowie ein Autoskooter aus den 1930er-Jahren. Ein besonderer Blickfang ist auch die von 1926 stammende Raupenbahn, die ihren Namen einer besonders trickreichen Erfindung zu verdanken hat. Da es früher von Seite der Kirche nicht gern gesehen war, wenn sich Paare öffentlich küssten, war Einfallsreichtum gefragt. So fuhr gegen Ende einer jeden Fahrt automatisch für wenige Sekunden ein Planendach über die Sitze, wodurch darunter für einen kurzen Moment Zweisamkeit garantiert war und bis heute ist. Von außen sieht die Bahn dann wie eine Raupe aus.

Musikalisch ist auf dem Schlossplatz einiges geboten. Jeder Tag steht ganz im Zeichen einzelner Trachten- und Brauchtumsgruppen. Es gibt den Tag der Schäferlaufstädte Bad Urach und Markgröningen, den Tag der Fahnenschwinger oder den der Region Stuttgart. Die Gruppen unterhalten das Publikum mit Auftritten im Musikpavillon an der Königstraße und kleineren Umzügen über den Festplatz. So bekommt der ganze Schlossplatz eine authentische und lebhafte Atmosphäre. Durch Laienschauspieler, die in traditionsreiche Figuren des Landes schlüpfen und die Besucher mit ihren Erzählungen aus vergangenen Tagen überraschen, wird die Geschichte lebendig. Dazu gehören unter anderem König Wilhelm I., seine Frau Königin Katharina, seine Maîtresse Amalie von Stubenrauch oder der schwäbische Bauer. „Es ist immer was geboten“, sagt Brauchtumsexperte Wulf Wager.

Ein traditioneller Krämermarkt mit Lederwaren, Haushaltswaren und vielem mehr sowie ein Handwerkermarkt mit traditionellen Betrieben wie einer „Alten Seilerei“, einem Papiermacher, Bürstenbinder, Drechsler oder einer Klöpplerin ergänzen das Unterhaltungsprogramm. Die kulinarischen Gesichtspunkte kommen nicht zu kurz: Eine Waffelbäckerei, ein historischer Oberleitungswagen mit Süßwaren, Imbisse mit Getränken und Speisen der jeweiligen Zeit wie Most, Apfelsaft, Dinnede oder Sauerkraut bieten den Gästen alles, was das Herz begehrt. red