Der Festumzug ist ein Herzstück des Vinzenzifests. Foto: Archivfoto: Bulgrin - Archivfoto: Bulgrin

Ohne die Wendlinger Vereine ist das Vinzenzifest nicht mehr denkbar. Seit neun Jahren mausert sich das ehemalige Traditionsfest der Egerländer immer mehr zum Stadtfest.

WendlingenTrachten und Heimat stehen beim Vinzenzifest im Mittelpunkt, das von 23. bis 25. August rund um das Rathaus in Wendlingen stattfindet. „Der Begriff Heimat ist gerade bei jungen Leuten oft negativ besetzt“, sagt Bürgermeister Steffen Weigel. „Dem wollen wir mit einem vielseitigen Festprogramm entgegenwirken.“ Denn wer in seinem Umfeld fest verwurzelt sei, begegne auch Menschen anderer Kulturen offener, ist Weigel überzeugt.

Das dreitägige Fest, das die Egerländer ins Neckartal mitgebracht haben, mausert sich seit neun Jahren immer mehr zum Stadtfest. „Obwohl Sommerferien sind, machen unsere Mitglieder an den Bewirtungsständen mit großem Engagement mit“, schwärmt Lothar Schindler, der Sprecher der Wendlinger Vereine. Am Samstag sind 160 freiwillige Helfer im Einsatz, am Sonntag 200. „So ein gemeinsames Fest verbindet die Menschen mehr, als wenn jeder seine eigene Hocketse veranstalten würde“, ist auch Gunter Dlabal überzeugt. Der Vorsitzende des Südwestdeutschen Gauverbands der Heimat- und Trachtenvereine freut sich auf das 85. Gautrachtentreffen, das im Rahmen des Vinzenzifests stattfindet.

Festumzug mit 38 Gruppen

Herzstück des Fests sind die Vinzenziprozession und der Festumzug am Sonntag, 25. August. Ab 9.30 Uhr bewegt sich der Zug der Gläubigen von der Kirche St. Kolumban zum Marktplatz. Nach dem Festgottesdienst mit Dekan Paul Magino wird dann der traditionelle Birnsonntag gefeiert, denn mit dem Vinzenzifest dankten die Egerländer einst auch für die gute Ernte. 38 Gruppen, die zu Fuß, in Wagen oder in Schleppern unterwegs sind, wirken beim Festumzug mit. Beginn ist um 13.30 Uhr. „Ich freue mich, dass das Interesse bei den Gruppen groß ist wie eh und je“, sagt Horst Rödl, der Vorsitzende der Egerländer Gmoi. Nur bei den Musikgruppen sei es nicht immer leicht, Teilnehmer zu finden. „Das Laufen im Umzug ist für Musiker einfach eine besondere Herausforderung.“

Bereits um 8 Uhr am Sonntag beginnt im Bereich Unterboihinger-, Brücken und Kirchheimer Straße der Vinzenzimarkt mit mehr als 100 Ständen. Neben Tradition und Brauchtum hat das dreitägige Fest für Bürgermeister Weigel aber auch eine politische Tradition. Deshalb gibt es seit einigen Jahren wieder die Vinzenzirede, die Staatssekretär André Baumann vom baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft hält. „Die Schöpfung bewahren – Natur und Umwelt europaweit schützen“ lautet der Titel der Rede. „Auf den ersten Blick liegt der Bezug des Heimatfests zum Klimaschutz nicht nahe“, sagt Steffen Weigel. Wer mit seiner Heimat verbunden sei, schütze diese aber auch eher. Deshalb freut er sich auf den ungewöhnlichen Blick, den der Staatssekretär auf das Traditionsfest und auf seine Werte wagt. Der Empfang der Stadt mit der Rede beginnt um 11 Uhr im Treffpunkt Stadtmitte.

Bereits am Freitag, 23. August, beginnt das Vinzenzifest um 18 Uhr im Rathaus. Da wird die Ausstellung „Schuhe zur Tracht“ eröffnet, die Gunter Dlabal eigens für die Wendlinger zusammengestellt hat.“ Über die Trachten lässt sich viel über Gesellschaften und ihre Geschichte erfahren“, sagt der Vizepräsident des Deutschen Trachtenverbandes. Er ist bestens vernetzt und hat die Schuhe von einer Firma bekommen. Um 20 Uhr beginnt das Volksmusikkonzert im Treffpunkt Stadtmitte. Bei freiem Eintritt spielen am Freitag ab 20 Uhr im Treffpunkt die „Egerländer Buom“, die Formation „Liederhannes“ mit traditioneller Musik des 17. bis 19. Jahrhunderts, die Egerländer Bauernmusik „Bojaz“, die „Verwandtschaftsmusi“ und das „Benni Herd Trio“. Das habe nichts mit einer „Hitparade der Volksmusik“ zu tun, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, sagt Bürgermeister Weigel. Es gehe darum, Musiktradition zu pflegen.

Weißwurst und Akkordeon

Der Samstag, 24. August, beginnt um 10 Uhr mit einem Weißwurstfrühstück auf dem Platz vor dem Rathaus, das der Akkordeonclub begleitet. „Weil das so ein großer Erfolg war, haben wir den Auftritt dieses Jahr auf drei Stunden ausgedehnt“, sagt Lothar Schindler. Um 10 Uhr beginnt für geladene Gäste die Sitzung des Patenschaftsrats. Horst Engel, der für das Karlsbader Museum zuständig ist, spricht im Treffpunkt Stadtmitte über die Geschichte der Firma Becher, bekannt durch den Kräuterschnaps Becherovka (ehemals Becher-Bitter). Um 15.30 Uhr wird das Fest vor dem Rathaus offiziell eröffnet. Um 19 Uhr ist auf dem Marktplatz Fassanstich. Dann spielt die Band „Midnight Special“ aus Bad Saulgau. „Wir feiern ein relativ günstiges Fest“, umreißt Bürgermeister Weigel den finanziellen Rahmen der dreitägigen Veranstaltung. 10 000 Euro investiert die Gemeinde in die 68. Auflage des Vinzenzifests, dazu kommt ein Landeszuschuss von rund 7000 Euro. Außerdem hat die Stadt einige Sponsoren gewonnen. „Ohne das Engagement der Vereine und die vielen freiwilligen Arbeitsstunden wäre das Festprogramm so nicht zu machen“, lobt der Verwaltungschef den Einsatz der Wendlinger für ihr Stadtfest.

Der Eintritt zu den meisten Veranstaltungen des Vinzenzifests ist frei. Für die Party am Samstag Abend wird ein Unkostenbeitrag von 3 Euro erhoben. Wer das Konzert miterleben möchte, braucht einen Festbändel. Nach dem Konzert wird der Rathausplatz mit seinen Gebäuden illuminiert.

www.vinzenzifest.de