Feiernde MTV-Volleyballerinnen vor einer voll besetzten Tribüne: Solche Bilder wird es nächste Saison in Stuttgart erst mal nicht geben. Foto: Baumann

Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart hat einen Hygiene-Plan für die Heimspiele der nächsten Saison erarbeitet. Er würde zwar das Überleben sichern, taugt aber nicht als Modell für die Zukunft.

Stuttgart - Bisher ist immer nur darüber gesprochen worden, wie stark der Kader von Allianz MTV Stuttgart nächste Saison sein müsste. Nun wird an der Qualität gearbeitet. Seit Montag sind alle Volleyballerinnen des Teams in Stuttgart, die ersten Einheiten unter Chefcoach Giannis Athanasopoulos wurden bereits absolviert. Allein Maria Segura Pallerès hat gefehlt, die neue Außenangreiferin aus Spanien befindet sich, um sicher zu gehen, noch in Quarantäne. Doch bei dem ehrgeizigen Bundesligisten geht es nicht nur in der Halle rund, sondern auch hinter den Kulissen. Weil noch nie eine Saison so gut vorbereitet werden musste.

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Der Club hat ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept erarbeitet, das derzeit zur Prüfung und Genehmigung bei der Stadt Stuttgart liegt – das erste Bundesliga-Heimspiel soll am 3. Oktober gegen die Roten Raben Vilsbiburg stattfinden. Detailliert ist in dem Papier zum Beispiel aufgelistet, in welche Zonen die Scharrena aufgeteilt werden müsste, um die Spielerinnen beider Teams möglichst gut abschotten zu können, wie die Datenerfassung der Fans ablaufen soll und wie oft welche Bereiche desinfiziert würden (bis hin zu den Trainerbänken während eines Seitenwechsels). „Das alles bedeutet einen riesengroßen logistischen Aufwand, vor allem für unsere vielen ehrenamtlichen Helfer“, sagt Aurel Irion, der Geschäftsführer von Allianz MTV Stuttgart. „Aktuell ist zwar eine große Solidarität spürbar. Aber das Ganze geht schon an die Grenze des Machbaren.“ Und das, obwohl viel weniger Zuschauer in der Halle wären als zu normalen Zeiten.

Manch treuer Anhänger wird leer ausgehen

Erlaubt sind in Baden-Württemberg Sportveranstaltungen mit 500 Personen, allerdings unter Berücksichtigung des Abstandsgebotes. Diese Regelung gilt bis 31. Oktober. Für die Scharrena bedeutet das: Volleyball-Spiele mit etwas mehr als 400 Zuschauern wären möglich. Der MTV plant mit 150 bis 160 Business-Gästen. Sie müssten für den Vip-Raum wie in einem Restaurant einen Tisch reservieren, in der selben Aufteilung und im selben Abstand würden sie dann auch auf der Tribüne sitzen. Zudem gingen bis zu 250 Tickets in den freien Verkauf, immer als Zweier-Paket für Personen aus einem Haushalt. Dauerkarten wird es nächste Saison nicht geben. „Wir hoffen sehr auf das Verständnis unserer Fans für diese Regelungen“, sagt Geschäftsführer Irion, „wir haben keine andere Wahl, als so vorzugehen.“ Und die Befürchtung, dass die Zwänge trotzdem nicht ohne Folgen bleiben.

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Klar ist: Es wird treue Anhänger geben, die bei dem einen oder anderen Spiel leer ausgehen – weil sie nicht schnell genug waren, um beim Online-Verkauf Tickets zu ergattern. Was natürlich umso bitterer ist, weil es dem Volleyball-Bundesligisten in den vergangenen Jahren immer häufiger gelungen ist, die Scharrena gut zu füllen. „Wichtig war uns, etwas zu kreieren, das sich vermitteln lässt. Zum Beispiel sollte die Zahl der Fans in der Halle auf jeden Fall höher sein als die Zahl der Karten für Sponsoren. Das ist gelungen“, sagt Irion, „nun müssen wir mit unserem Team, dem Publikum und den Sponsoren ein Event entwickeln, das uns mit möglichst viel Freude durch die Saison trägt, ohne um Jahre zurückgeworfen zu werden.“ Dazu gehört auch der finanzielle Aspekt.

Porsche-Arena könnte zur Option werden

Rund 20 000 Euro Umsatz macht der Verein bei einem Spiel in einer voll besetzten Scharrena. Zu Beginn der neuen Saison wäre es, wenn das Konzept genehmigt wird, gerade mal ein Drittel davon. Das reicht (auch dank der versprochenen Hilfen von Bund und Stadt), um zu überleben. Es ist aber kein Modell für die Zukunft. Deshalb schielt der MTV in Richtung Porsche-Arena, einzelne Spiele wären dort machbar, sollte die Veranstaltungsgrenze von 500 Personen aufgehoben werden. „Eventuell ist das ja eine Option für die Play-offs“, sagt Aurel Irion, der aber auch den umgekehrten Fall im Hinterkopf hat: „Wir müssen zunächst schauen, was nach den Ferien passiert. Nichts wäre schlimmer, als ein erneuter Saison-Abbruch.“ Weil dann keine Rolle mehr spielen würde, wie stark der Kader von Trainer Giannis Athanasopoulos tatsächlich ist.