Vor der großen MGV-Filder-Fasnet-Show verbringt Peter Klapper viele Abende Foto: in seinem Studio im Keller: Entw - in seinem Studio im Keller: Entweder arrangiert er am PC Noten für seine Chöre oder er probt die Auftritte, wie auf dem Foto unten mit seiner A-cappella-Truppe Nearly Hat. Gaby Weiß

Vier Ensembles aus der großen Chorfamilie des Männergesangvereins (MGV) Neuhausen werden neben Tanzgruppen, Büttenrednern und einer Live-Band bei der großen Filder-Fasnet-Show im Februar auftreten. Seit vielen Wochen proben die Ensembles sehr eigenständig: Jede Gruppe entwickelt ihren Part von der Idee über die Präsentation bis hin zu Kostüm und Maske selbst und sorgt damit für Abwechslung und musikalische Vielfalt. Viele der Songs werden eigens arrangiert und den Sängern auf den Leib geschneidert.

NeuhausenDie Dominos, eine reine Männertruppe, schreiben pfiffige Texte, vertonen sie auf bekannte Melodien und versprechen, „Kaninchen aus dem Hut“ zu zaubern. Die M-Singers inszenieren als gemischtes mehrstimmiges Chorensemble augenzwinkernd „Haribo Fantasia“ als kabarettistisch-musikalischen Sketch. Sieben „Hexen“ stürmen singend und tanzend als Fam Fatal die Bühne. Und bei Nearly Hat erzählen sechs stimmgewaltige Herren a cappella „Herr der Ringe – die wahre Geschichte“. Diese vier Ensembles aus der großen Chorfamilie des Männergesangvereins (MGV) Neuhausen werden neben Tanzgruppen, Büttenrednern und einer Live-Band bei der großen Filder-Fasnet-Show im Februar auftreten. Jede Gruppe entwickelt ihren Part von der Idee über die Präsentation bis hin zu Kostüm und Maske selbstständig und sorgt damit für Abwechslung und musikalische Vielfalt.

„In den letzten Wochen mussten wir richtig Gas geben“, erzählt Peter Klapper, der oft nachts bis um ein Uhr in seinem Studio im Keller an den Arrangements für seine beiden Ensembles arbeitet. Dort stapeln sich die archivierten Noten der vergangenen zwei Jahrzehnte in Ordnern und Kisten deckenhoch in Regalen: „Früher habe ich jede einzelne Note von Hand geschrieben und dann für die Chorsänger kopiert.“ Heute entstehen die Arrangements mit Hilfe eines Kompositionsprogramms am PC und werden auf Festplatte archiviert. Für seine beiden Chöre Nearly Hat und Fam Fatal arrangiert er für die Fasnet-Show je vier bis fünf Lieder. Während einfachere Werke nach zwei Stunden fix und fertig sind, sitzt er an komplexeren Stücken auch mal 20 Stunden, um sie seinen Sängerinnen und Sängern auf den Leib zu schneidern.

Wenn etwa ein Jahr vorher das Motto der Fasnet-Show feststeht, treffen sich die MGV-Ensembles und entscheiden, wie sie dieses Thema musikalisch interpretieren wollen. Die Herren von Nearly Hat haben ihre Pläne diesmal dreimal umgeschmissen und sind nach „Harry Potter“ und „Superhelden“ nun bei „Herr der Ringe“ gelandet. In dieser Phase der Ideenfindung laufen beim MGV-Vergnügungsausschuss die Fäden zusammen, damit es keine Überschneidungen gibt: „Das Publikum will nicht zweimal dasselbe Lied hören. Und wir möchten ja auch nicht, dass womöglich zwei Gruppen über Feinstaub lästern oder Donald Trump als Thema haben“, grinst Peter Klapper.

Ist die Entscheidung für die Songs gefallen, beginnt Klappers Arbeit: Er hört Harmoniestrukturen, Rhythmen und die Stimmen für Chor und Instrumente aus den Originalsongs heraus und gibt die Noten via Tastatur in sein Kompositionsprogramm ein. Beim Arrangieren hat Klapper immer seine Ensembles und Solisten im Kopf: „Ich kenne ihre Stimmen, ich weiß, wer was kann und wo bei meinen Sängerinnen und Sängern die Höhen- und Tiefengrenzen sind. Wenn Laien-Chöre Arrangements singen, die für Profi-Chöre mit ausgebildeten Sängern geschrieben wurden, klingt das schnell schräg oder scheppernd. Wenn ich das aber eine Terz herunternehme, klingt das gut und keiner ist gestresst. Ich mache das für meine Gruppen genau passend.“

Abwechslungsreich und kurzweilig

Und weil der MGV sein Publikum keineswegs langweilen, sondern eine abwechslungsreiche Show präsentieren möchte, kürzt Klapper viele Lieder, damit die inklusive Ein- und Ausmarsch etwa 20-minütigen Auftritte der Gesangsgruppen möglichst kurzweilig sind: „Wir brauchen ja nicht sechsmal Vers und Refrain, Vers und Refrain, dreimal tut’s oft auch.“ Peter Klapper, im Hauptberuf Jurist, empfindet es als Vorteil, dass er das Komponieren nicht studiert hat: „Arrangier-Regeln, wie man einen Chorsatz zu setzen hat, können auch Fesseln sein. Ich muss nicht dem Diktat des studierten Musikers folgen. Ich setze das so, dass es klingt, dass meine Leute es singen können und dass ich den Charakter des Liedes treffe. Ich möchte die musikalische Essenz herausholen.“ Besonders freut er sich, wenn es ihm gelingt, einen Song, der im Original mit großem Orchester gespielt wird, nur mit Sängern und der kleinen Live-Band authentisch klingen zu lassen.

Ehrensache bei der MGV-Fasnet-Show ist es, dass alle Chor-Ensembles live von der Band Seven Up begleitet werden, deren Noten Klapper ebenfalls schreibt. Und er fertigt ein so genanntes Play-Along an, eine Instrumental-Version ohne Singstimme, damit seine Ensembles diese beim Proben dann dazu singen können. Damit erarbeiten sich zum Beispiel die sieben Frauen von Fam Fatal ihren Part der Show, sie entwickeln eine kleine Geschichte, schreiben die Moderation und eigene Texte zur Melodie, choreografieren die Tanzschritte und proben den Gesang. „Die Mädels sind besser organisiert, sie proben seit November 14-tägig und seit Januar wöchentlich ein- bis zweimal. Wir Männer bei Nearly Hat schaffen das erst seit Januar“, gesteht Peter Klapper. In diesem Jahr ist die Probenzeit für die Fasnet-Show besonders kurz, da alle MGV-Gruppen bis Oktober intensiv für die große Musical-Show „Fantasia“ im Herbst trainiert haben. „Aber wir sind im Verein, um Gemeinschaft und Geselligkeit zu leben. Wir sind beseelt, wenn wir so eine Show gemeinschaftlich hinbekommen, da denkt hinterher keiner mehr an die viele Arbeit, die darin steckt“, betont Peter Klapper.