Die Volksbank Stuttgart stoppt zum 1. März in vier Filialen in Stuttgart und der Region die Beratungen. Ihr Chef Stefan Zeidler begründet das mit einem veränderten Kundenverhalten.
Die Volksbank Stuttgart baut zum 1. März vier Filialen zu reinen Selbstbedienungsbereichen ohne Beratungsmöglichkeit um. Konkret sind dies die Filialen Seelberg (Bad Cannstatt), Großheppach (Weinstadt), Bittenfeld (Waiblingen) und Weiler zum Stein (Winnenden). Die Filiale Neugereut in Bad Cannstatt wird zur Beratungsfiliale mit SB-Bereich. Das bestätigte der Vorstandsvorsitzende Stefan Zeidler am Mittwoch zur Vorstellung der Volksbank-Bilanz in Stuttgart. Zeidler begründete dies mit dem veränderten Kundenverhalten und betonte: „Wichtig ist, dass mit diesen Veränderungen weder Standorte komplett geschlossen werden noch Arbeitsplätze wegfallen.“
Generell sieht Zeidler infolge der Zinswende eine Hinwendung zu traditionellen Sparprodukten. „Es sind wieder Anlageformen wie Anleihen im Kommen, die man in den vergangenen Jahren praktisch nicht mehr kannte.“ Auch Festgeld werde durch die steigenden Zinsen gerade für ältere Sparer wieder attraktiv. „Zinsanlagen sind in dieser Lebensphase wichtiger als Aktien. Es ist gar nicht so schlecht, wenn man Erspartes für zwei, drei Jahre anlegt“, so Zeidler. Von den 280 000 Privat- und Firmenkunden sowie den rund 175 000 Teilhabern sind überdurchschnittlich viele ältere Menschen.
Vor allem im dritten und vierten Quartal vergangenen Jahres, wo hohe Gas- und Strompreise, aber auch die Inflation zu schaffen machten, war die Stimmung in dieser Zielgruppe deutlich gedrückt, sagte Zeidler. „Die Menschen fragten sich, was sie sich noch leisten können. Kunden haben teils ihre Sparpläne ausgesetzt.“ Nach den Preisbremsen und Hilfen der Bundesregierung habe sich die Lage aber mittlerweile wieder beruhigt.
Die Banks sieht sich auf gutem Kurs
Auf einem soliden Kurs steuerte die Volksbank auch durch das turbulente vergangene Jahr. Die Zahl der Beschäftigten stieg leicht auf 974. Die Bilanzsumme wuchs im Vorjahresvergleich um 3,9 Prozent auf rund 9,2 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern sank um sechs auf 41 Millionen Euro. Die Niedrigzinsen aus dem ersten Halbjahr befeuerten die Kreditvergabe für Baufinanzierungen, die derzeit wegen der steigenden Zinsen wieder rückläufig ist. Dennoch steht für 2022 ein Plus von zehn Prozent.
Die Zahl der Mitglieder stagniert bei rund 175 000 – hier profitierte die Bank, dass acht so genannte Finanzscouts 850 neue, junge Mitglieder gewonnen haben. Bei dem Programm beraten junge Beschäftigte Jugendliche und junge Erwachsene bei den ersten Schritten zur finanziellen Eigenständigkeit. Mehr als 3600 Gespräche wurden hierfür zwischen April und Dezember 2022 geführt. Das zeige, dass auch die junge, digitale Generation noch Wert auf persönliche Beratung lege, betonte Zeidler.