Viel Nebel im November, viel Schnee im Winter: Das prophezeit eine Bauernregel. Doch was ist dran an der alten Weisheit? Hanns Ulrich Kümmerle vom Deutschen Wetterdienst (DWD) klärt auf und gibt einen Ausblick auf den bevorstehenden Winter.
Autofahrer müssen sich auf dem Weg zur Arbeit in den frühen Morgenstunden derzeit besonders konzentrieren. Denn teilweise starker Nebel und Hochnebel schränken die Sicht auf den Straßen ein. Wie viel Nebelaufkommen für den Herbst normal ist und ob sich daraus eine Vorhersage für den Winter machen lässt, weiß Meteorologe Hanns Ulrich Kümmerle vom Deutschen Wetterdienst (DWD).
Viel Nebel im Herbst soll einen harten Winter nach sich ziehen, so besagt es zumindest eine alte Bauernregel. Die Anzahl der Nebelstunden entsprechen in diesem Jahr nach Angaben des DWD jedoch ziemlich genau dem statistischen Mittelwert der vorausgegangenen Jahre 2004 bis 2023.
Nicht anwendbar
„Zwischen dem Wetter an einzelnen Tagen mit Nebelereignissen und der Witterung in der darauffolgenden Jahreszeit, hier der folgende Winter, gibt es keinen Zusammenhang“, klärt er außerdem auf. Denn: Nebel entsteht im Herbst häufig durch nächtliche Abkühlung. Dann kondensiert in der Luft vorhandener Wasserdampf zu kleinen Wassertröpfchen und trüben die Luft. Sinkt die Sichtweite unter einem Kilometer spricht man von Nebel. Diese feucht kühle Nebelluft sammelt sich oft in Tälern an. In höheren Berglagen ist es hingegen bei oft über Tage andauernden herbstlichen Inversionslagen sonnig und nebelfrei. „Würde man die Regel auf die im Herbst häufigen Inversionslagen mit Nebel in den Tälern und sonnigen Wetter in den Höhenlagen anwenden, müsste der folgende Winter den Tallagen Schnee bringen, den Höhenlagen hingegen eher nicht“, so der Meteorologe. „Dies zeigt, dass diese Bauernregel in Südwestdeutschland nicht anwendbar ist.“
Vorhersage: feucht milder Winter
Eine Vorhersage für den bevorstehenden Winter könne man allerdings durchaus machen. „Der aktuellen Jahreszeitenvorhersage folgend deutet sich für Mitteleuropa eher ein feucht-milder Winter an“, so Kümmerle.
Augen auf im Straßenverkehr
Bis zum Wintereinbruch sollte man derzeit im Straßenverkehr auf Grund der durch Nebel eingeschränkten Sichtweiten die eigene Fahrweise anpassen und langsamer fahren, mahnt der Meteorologe. „Aber auch als Fußgänger sollte man sich bewusst sein dass man gegebenenfalls schlechter von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen werden kann.“
Bei Nebel und gleichzeitigem Auftreten von Frost könne es zusätzlich zur Glätte auf Straßen und Wegen kommen. „Wer in freier Natur und auf unbekannten Wegen bei Nebel unterwegs ist, sollte die deutlich erschwerte Orientierung bedenken“, so Kümmerle. „Besonders die Kombination aus dichtem Nebel und Schnee, dem sogenannten Whiteout, kann im weglosem Gelände zum vollständigen Orientierungsverlust führen.“
Wie häufig entsteht Nebel?
Nebel
ist definiert als horizontale Sichtweite von weniger als einem Kilometer. Diese Bedingung ist im Schnitt an rund 100 Stunden im Jahr, vor allem im Herbst und Winter in den Nachtstunden erfüllt. Das sind gerade mal knapp über ein Prozent aller Stunden im Jahr. Sehr viel häufiger kommt hingegen neblig trübes Wetter vor, bei dem die Sichtweite etwas über einem Kilometer liegt und bei gleichzeitig grauem wolkenverhangenem Himmel.