Die Stuttgarter Krawallnacht, die Corona-Pandemie und die Querdenkerbewegung waren für unsere Videoredakteure in diesem Jahr mit die spannendsten Themen. Foto: Lichtgut/dpa/imago images/Rettig/Cdc/Hettrich

Die Corona-Pandemie, die Protestbewegung Querdenken 711 und die Stuttgarter Krawallnacht – diese, aber auch andere Themen waren für unsere Videoredaktion in diesem Jahr besonders spannend.

Stuttgart - Das Jahr 2020 war in vielerlei Hinsicht ein ereignisreiches und bewegendes Jahr. Zum Jahresende blicken wir Videoredakteure zurück auf zurückliegende Interviews und spannende Drehtage – eine persönliche Auswahl sechs prägender Ereignisse.

Die Highlights von Videoredakteur Hannes Opel

1. Zeitzeugen blicken auf Kriegserlebnisse zurück: Mit meinen Kollegen Ingmar Volkmann und Armin Käfer haben wir Anfang des Jahres – noch bevor das Coronavirus in Deutschland angekommen war – mit Stuttgarterinnen und Stuttgartern auf ihre Kriegserlebnisse zurückgeblickt. Es hat mich beeindruckt, wie offen und anschaulich unsere Gesprächspartner von dieser schrecklichen Zeit berichteten, die nun mehr als 75 Jahre zurückliegt.

Ich habe das Video ausgewählt, weil ich es einerseits sehr berührend finde, wie etwa Liselotte Mühleisen schildert, wie sie sich im Bunker um Kinder kümmerte, während draußen Bomben auf Stuttgart fielen. Andererseits zeigt das Video meiner Meinung nach aber auch, warum es so wichtig ist, dass wir uns immer wieder mit dieser Zeit und der daraus für uns erwachsenden Verpflichtung zum Frieden auseinandersetzen.

2. Coronavirus und die Querdenken-Bewegung: Das Coronavirus ist natürlich das dominierende mediale Ereignis dieses Jahres. Auch wir haben versucht, die verschiedensten Aspekte, Debatten und Sachverhalte dazu in unserer Berichterstattung abzubilden.

Ein besonderes Phänomen, dem wir uns ab April immer wieder gewidmet haben, ist die Bewegung Querdenken 711. Da sie in Stuttgart gegründet wurde und von hier aus innerhalb eines Jahres eine doch sehr breite Anhängerschaft quer durch alle politischen Lager mobilisieren konnte, haben wir die Initiative, ihre Demonstrationen und die Radikalisierungstendenzen immer wieder thematisiert.

Das Video, das ich ausgewählt habe, zeigt die Bewegung in Mai in einer noch sehr frühen Phase. Gemeinsam mit vielen Kollegen, blicken wir hinter die Kulissen. Wir haben vor Ort nachgefragt, warum die Menschen dort demonstrieren, und haben vergeblich versucht, mit den Veranstaltern zu sprechen.

3. Sonnenaufgang im Zeitraffer: Wenn man an einem Mittwoch im August um 6 Uhr morgens den Sonnenaufgang auf dem Birkenkopf erleben und auch noch filmen will, dann sollte man genug Zeit einplanen. Das habe ich lernen müssen, als ich für unseren Tag im Zeitraffer den Anstieg im Laufschritt nehmen musste, um nicht zu spät an Ort und Stelle zu sein. Das Ergebnis, das in Teamarbeit mit meinen Kollegen Laura Hornberger und Felix Ogriseck entstanden ist, schaue ich mir allerdings auch zum Jahresende immer noch gerne an.

Die Highlights von Videoredakteurin Ann-Kathrin Schröppel

1. Stuttgarter Krawallnacht: Als ich am Morgen des 21. Juni 2020 die Bilder der vergangenen Nacht auf Nachrichtenseiten und in sozialen Medien sah, war ich erst einmal baff. Für mich war es nicht logisch, wie sich Aggression und Gewalt plötzlich in einer Nacht an den Orten der Stadt entladen konnte, an denen ich selbst oft mit Freunden unterwegs bin.

In der Videoredaktion war schnell klar, dass die sogenannte Krawallnacht in Stuttgart das beherrschende Thema der nächsten Tage sein würde. Über unsere Social-Media-Kanäle suchten wir nach Augenzeugen, von denen wir uns vor der Kamera ihre Erlebnisse aus der Nacht schildern lassen wollten. Meine Kollegin Laura Hornberger und ich trafen die jungen Menschen dann drei Tage nach den Ausschreitungen am Eckensee – dem Ort, an dem die Ereignisse ihren Lauf genommen hatten.

2. Corona lässt ungewöhnliche Freundschaft entstehen:

Die Corona-Pandemie hat unser Leben 2020 wohl so stark beeinflusst, wie kein vergleichbares Ereignis zuvor. Ich habe in diesem Jahr unzählige Videobeiträge zu diesem Thema gedreht, aber es gibt einen Termin, an den ich noch immer oft denken muss: Das Interview mit zwei ehemals Corona-Infizierten aus Ludwigsburg. Beide überlebten ihre Erkrankung nur knapp und hatten großes Glück. Jetzt verbindet sie eine besondere Geschichte, die sie mir vor der Kamera erzählt haben.

3. Leben mit Tourettesyndrom: Wie fühlt es sich wohl an, das Tourettesyndrom zu haben? Darüber habe ich im Video mit Jean-Marc Lorber gesprochen. Mit 15 Jahren bekam er die Diagnose, davor war ihm nie klar, warum er eigentlich so anders ist als andere Menschen.

Ab diesem Moment änderte sich alles. Er lernte mit seiner Krankheit zu leben und fand die zwei Dinge, die ihm den Umgang und seinen Alltag mit dem Tourettesyndrom stark erleichtern sollten: Musik und Akupunktur. Ein besonderer Mensch, der mich viel über ein Leben mit Tourette lehrte.