Torschütze Tim Boldt und Jona Reichardt (v.l.) bejubeln den 3:2-Führungstreffer in der Schlussphase. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Die U17 des VfB Stuttgart hat in der DFB-Nachwuchsliga die Stuttgarter Kickers mit 4:2 geschlagen. Das Derby auf der Waldau war packend und hitzig.

Die Favoritenrolle war vor dem Stadtduell am Mittwochnachmittag zwischen den Stuttgarter Kickers und dem VfB Stuttgart in der B-Junioren-Bundesliga relativ klar vergeben. Die Blauen konnten aus den ersten drei Partien in der Gruppe A, die aus acht Mannschaften besteht, erst einen Punkt ergattern. Der VfB startete dagegen furios in die neue Runde. Die Mannschaft von Trainer Daniel Jungwirth ging bei allen Partien als Sieger vom Platz – und das mit einem Torverhältnis von +13. Auch die Bilanz der bisherigen Aufeinandertreffen sprach nicht für die Degerlocher. Aus 15 Liga-Duellen konnten nur drei gewonnen werden, zuletzt gelang dies in der Saison 2015/2016. Neunmal ging der VfB als Sieger vom Platz.

Kickers wirkten hoch motiviert

Um 16 Uhr wurde angepfiffen. Unter den Zuschauern waren unter anderem auch der Direktor des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) des VfB Stuttgart, Stephan Hildebrandt, und der Übergangsmanager Tobias Werner – der die „jungen Wilden“ auf ihrem Weg in den Profi-Fußball unterstützen soll.

Bei gutem Wetter wurde von Beginn an lautstark auf dem Feld miteinander kommuniziert. Vor allem die Kickers wirkten hoch motiviert. Obwohl die Favoritenrolle klar verteilt schien, entwickelte sich zunächst ein ausgeglichnes Spiel. Die Blauen kämpften und den Weiß-Roten fehlten vor geschätzten 150 bis 200 Zuschauern so ein wenig die letzten klaren Ideen. Außer einem Kopfball nach einer Ecke in der 15. Minute gab es auch keine zwingenden Torraumszenen.

Zwei Treffer binnen einer Minute

In Führung ging die U17 des VfB dann in der 33. Minute. Tim Boldt legte schön auf Salvatore Mule ab, der aus etwa 16 Metern per Direktabnahme rechts unten ins Eck traf. Und damit nicht genug. Schon sieben Minuten später war es wieder die Nummer 10, die aus Sicht des Tabellenzweiten auf 2:0 stellte. Vorausgegangen war eine schnelle Balleroberung des VfB nach einem Abstoß der Blauen. Die Zwei-Tore-Führung hatte jedoch nicht lange Bestand. Unmittelbar nach dem Anstoß gelang den Blauen durch Lirjon Abdullahu der 1:2-Anschlusstreffer. In der Folge wurde es hitziger und lauter auf der Waldau – der Schiedsrichter zückte zwei Mal Gelb – fair verteilt auf beide Mannschaften. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatten die Weiß-Roten dann noch eine gute Gelegenheit – doch die Chance blieb ungenutzt.

Klares Chancenplus beim VfB Stuttgart

Den besseren Start in die zweite Halbzeit erwischte der VfB. Gleich zweimal boten sich Boldt gute Gelegenheiten, einmal war der Schuss zu hoch angesetzt, einmal parierte der Keeper der Kickers, der sich immer mehr in den Vordergrund spielte. Der Charakter des Stadtderbys war derweil natürlich weiterhin hörbar und fühlbar. Kommunikation auf dem Platz, die man sonst bei den Profis vor 60.000 Zuschauern nicht zu hören bekommt.

Nach etwa 50 Minuten gelang Tim Boldt nach einer starken Einzelaktion dann fast das 3:1. Zwei Spieler ließ die Nummer 9 des VfB aussteigen, ehe er dann doch an Kickers-Torwart Lucas Attanasio scheiterte. In der 61. Minute konnte sich der Kickers-Keeper erneut auszeichnen. Einen Schuss von Mohamed Drammeh aus spitzen Winkel parierte er spektakulär per Grätsche.

Sechs-Tore-Spektakel im Stadtderby

Dass manchmal eine clevere Aktion ausreichen kann, zeigte die 67. Minute. Mehr oder weniger aus dem Nichts kamen die Kickers zum Ausgleich. Eine schöne Flanke verwertete Elijah Johnson-Warren zum 2:2. Jetzt hatten die Blauen wieder Blut geleckt, waren gerade körperlich wieder voll da. Auch die Bank der Heimmannschaft war immer wieder lautstark zu hören.

In der 77. Minute gelang den Kickers fast die Führung, als rund um den Fünfmeterraum der Cannstatter ein Durcheinander herrschte, doch die Blauen konnten den Ball nicht über die Linie bringen.

Auf der anderen Seite zögerte die Offensive des VfB häufig zu lange beim Passen und Abschluss. Doch dann schlug die Jungwirth-Elf nach einem Standard eiskalt zu.

Nach einem Eckball landete der Ball vor den Füßen von Tim Boldt, der die Kugel auf fünf Metern zum 3:2 unter die Latte schoss. Wohl noch in derselben 82. Minute fiel dann auch noch das erlösende 4:2 für den VfB Stuttgart. Salvatore Mule wurde links im Strafraum der Kickers freigespielt und setzte den Ball ebenfalls unter den Querbalken.

Verdienter Sieg für den Tabellenzweiten

Die Erleichterung über die erneute Zwei-Tore-Führung war dem VfB deutlich anzusehen. Versuche, das Ergebnis noch höher zu gestalten, blieben ohne Erfolg. Am Ende stand ein allein durch das Chancenplus verdienter Derbysieg für die U17 des VfB Stuttgart, die damit auch das vierte Spiel in der aktuellen DFB-Nachwuchsliga gewinnen konnte. Punktgleich mit Tabellenführer Hoffenheim bleibt man auf dem zweiten Platz. Die Stuttgarter Kickers müssen sich mit dem achten Platz begnügen. Für sie geht es am Samstag mit einem weiteren Heimspiel gegen Sandhausen weiter. Der VfB ist, ebenfalls am Samstag, auswärts bei Waldhof Mannheim gefordert.