Sasa Kalajdzic könnte den VfB noch in dieser Transferphase verlassen. Wir nehmen drei Ersatzkandidaten unter die Lupe. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Sasa Kalajdzic ist einer der Spieler, die möglicherweise den VfB Stuttgart verlassen werden. In der Gerüchteküche werden einige Angreifer als Ersatzkandidaten gehandelt. Drei davon nehmen wir unter die Lupe.

Noch bis zum 4. Juli hat VfB-Angreifer Sasa Kalajdzic Sonderurlaub. Dann wird der Österreicher in Stuttgart zurückerwartet, um in die Vorbereitung einzusteigen. Wie lange er noch beim VfB sein wird, ist dagegen offen. Zwar kann sich der Club durchaus vorstellen, den Spieler zu halten und sogar den Vertrag mit ihm zu verlängern. VfB-Sportchef Sven Mislintat hat dies deutlich kommuniziert. Doch klar ist auch, dass ein Stürmer seiner Qualität mit nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit in einer Transferphase eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich zieht – und auch, dass der VfB gezwungen ist, Transfereinnahmen zu generieren.

Diese Gemengelage bringt es mit sich, dass in der Gerüchteküche Kandidaten gehandelt werden, mit denen der Club mit dem Brustring einen Abgang seiner aktuellen Nummer Neun kompensieren könnte. Wir stellen drei dieser Kandidaten vor und haben Experten der Plattform „Transfermarkt.de“ gebeten, diese Spieler und ihr Potenzial einzuschätzen.

Dion Drena Beljo: 1,95-Meter-Hüne als Eins-zu-Eins-Ersatz für Kalajdzic

Als Kandidat Nummer eins wird Dion Drena Beljo vom kroatischen Erstligisten NK Osijek gehandelt. Mit 1,95 Meter wäre er allein von der Körpergröße als Eins-zu-Eins-Ersatz für Kalajdzic zu verstehen. Die vergangene Saison verbrachte der Linksfuß leihweise beim Ligakonkurrenten NK Istra, für den er in 34 Partien auf 15 Treffer (Platz drei in der Torschützenliste) und vier Vorlagen kam. Auch deutsche Klubs hatten vor der Saison Interesse an einer Leihe, wie Osijek-Trainer Nenad Bjelica schon im Juli 2021 bestätigte.

Wenig überraschend standen in diesem Sommer noch größere Klubs Schlange, diesmal aus halb Europa. Neben dem VfB wurden in der Gerüchteküche unter anderen Borussia Dortmund, VfL Wolfsburg, der FC Basel und RSC Anderlecht diskutiert. „Er hätte sicher das Potenzial für den Schritt in die Bundesliga“, analysiert Transfermarkts Datenscout für den kroatischen Fußball, der Drena Beljo vom Spielstil mit Zlatan Ibrahimovic vergleicht: „Seine größte Stärke ist natürlich das Kopfballspiel, trotz seiner Größe ist er nicht langsam und technisch sehr versiert. Er kann sich in Zweikämpfen gut durchsetzen und wirkt trotz des eher schlaksigen Körperbaus nicht unbeholfen. Er ist kein Stürmer der nur vorne auf die Bälle wartet, stattdessen holt er sich oft vor dem Strafraum den Ball und tankt sich dann zum Tor.“

Der Experte äußert aber auch Zweifel. „Eine Befürchtung von mir ist, dass Drena Beljo ein Problem mit zu hohem Druck hat. Nach seinen Toren in der Liga wurde er in der Öffentlichkeit lautstark für die U21 gefordert, zeigte dort dann aber nicht seine besten Leistungen“, so der Kroatien-Experte.

In Osijek steht der 20-Jährige noch bis 2025 unter Vertrag und dürfte dementsprechend nur für eine Ablöse über Marktwert zu haben sein. Dieser hatte sich im Laufe der vergangenen Saison von 650.000 auf 4,5 Millionen Euro gesteigert. Erschwerend kommt außerdem hinzu, dass Drena Beljo erst kürzlich in einem vereinseigenen Interview beteuerte, im kommenden Jahr bei seinem Stammklub angreifen zu wollen. „Mir ist bewusst, dass es viel Interesse gibt, aber ich habe es einfach nicht eilig und ich bin der Meinung, dass ich noch genügend Raum habe, mich als Spieler weiterzuentwickeln“, so der Mittelstürmer.

Jackson Muleka: Durchbruch bei Kasimpasa – Bereit für nächsten Schritt?

Ein völlig anderer Spielertyp wäre derweil Jackson Muleka. Der 22 Jahre alte Kongolese ist mit 1,80 deutlich kleiner als Kalajdzic und Drena Beljos und dementsprechend weniger auf sein Kopfballspiel fixiert. In der Rückrunde 2021/22 rettete er Kasimpasa, das ihn im Winter von Standard Lüttich auf Leihbasis in die Süper Lig lotste, fast im Alleingang vor dem Abstieg. Bei Mulekas Ankunft lag der Klub aus Istanbul nur zwei Zähler über dem rettenden Ufer, dank zwölf Toren und fünf Vorlagen in 14 Partien stand am Ende ein ungefährdeter Platz elf zu Buche.

Nicht wenige Scouts des europäischen Fußballs trauen Muleka den nächsten Schritt in eine Top-Liga zu. Aufgrund seiner Rückrunde kann Lara Karacan, Lead of Content bei Transfermarkt, das Werben zwar nachvollziehen, hat jedoch auch Zweifel: „Potenzial ist bei Muleka auf jeden Fall zu sehen, ob es für die Bundesliga schon reicht, ist jedoch fraglich. In seinem halben Jahr in der Türkei hat nahezu alles geklappt – noch bin ich mir aber unschlüssig, ob er diese Leistungen auch in einer besseren Liga abrufen kann.“

Mit Tiago Tomás besitzt der VfB ohnehin bereits einen ähnlichen Spielertypen im Kader. Karacan beschreibt Muleka als „wuselig, technisch versiert und mit gutem Auge für den Mitspieler“ – Attribute die größtenteils auch auf den Portugiesen zutreffen. Vielmehr, so zumindest die offensichtliche Lösung, bräuchte Stuttgart einen Zielspieler im Zentrum, um den Tomás herumspielen könnte.

Zudem ist die Konkurrenz im Werben um den 13-maligen Nationalspieler der DR Kongo nicht zu vernachlässigen. Wenig überraschend versucht Kasimpasa eine feste Verpflichtung forcieren und soll bis zu 3 Millionen Euro bieten. Zudem zählen Besiktas und Galatasaray Istanbul, der FC Toulouse sowie Schalke 04 und eben der VfB Stuttgart demnach zu den Interessenten am Rechtsfuß. Auch Hertha BSC wurde jüngst als Interessent genannt.

Vangelis Pavlidis: Erfahrenste Option mit Vergangenheit in Deutschland

Die dritte und erfahrenste Option ist mit Vangelis Pavlidis gerade einmal 23 Jahre alt – im klassischen Mislintat-Stil wird auch bei der Suche nach einer Stammkraft für den Sturm auf das nötige Entwicklungspotenzial geachtet. Der Grieche, der eine Vergangenheit in Deutschland besitzt, steht noch bis 2025 bei AZ Alkmaar unter Vertrag und war dort in seiner Debütsaison auf Anhieb bester Torschütze.

25 Mal traf Pavlidis für den Tabellenfünften der Eredivisie. Erst im letzten Sommer hatte AZ den Angreifer für 2,5 Millionen Euro von Willem II Tilburg verpflichtet – dort hatte er seine Ausbeute in drei Jahren sukzessive von sechs auf 13 und schließlich 14 Tore pro Saison gesteigert. 2015 wechselte Pavlidis nach Deutschland und schaffte beim VfL Bochum den Sprung aus der Jugend zu den Profis. 2017 folgte der Schritt zu Borussia Dortmund, wo es in zwei Jahren bei 33 Einsätzen (sieben Tore) für die Reserve blieb.

Mit rund 10 Mio. Euro liegen die Ablöseforderungen Alkmaars jedoch in anderen Sphären als etwa bei Drena Beljos oder Muleka. „Pavlidis ist nicht der schnellste und auch nicht der stärkste Spieler, aber hat in der vergangenen Saison einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Während er bei Willem II noch viele Chancen selbst kreieren musste und sich oft hat fallen lassen, wurde er bei AZ eher zu einem echten Neuner, der den Abgang von Myron Boadu sowohl spielerisch als auch in Zahlen vergessen ließ“, fasst Jesper Siereveld, Data Administrator NL bei Transfermarkt, zusammen.

Auch Kevin Lux, Content Manager NL bei Transfermarkt, ist von den Fähigkeiten Pavlidis‘ beeindruckt, meldet aber Bedenken darüber an, ob der VfB der nächste richtige Schritt wäre: „Es gibt viele Torjäger aus der Eredivisie, die nach guten Leistungen in den Niederlanden vorschnell in eine der Top-Ligen gewechselt sind und sich dort nicht durchsetzen konnten.“