Mit seinem Tempo eine Riesenwaffe: Leipzigs Stürmerstar Timo Werner Foto: dpa/Jan Woitas

Im Spiel zwischen RB Leipzig und Hertha BSC treffen die früheren VfB-Torjäger Timo Werner und Vedad Ibisevic aufeinander.

Stuttgart - Ob sie irgendwann nach dem Schlusspfiff die Zeit finden werden, um über die alten Zeiten zu plaudern? Wenn das Bundesligaspiel zwischen RB Leipzig und Hertha BSC beendet ist, dann haben drei der mutmaßlich entscheidenden Protagonisten trotz des Abstandsgebots womöglich etwas zu besprechen. Der Gedanke liegt nahe, dass es dann nicht nur um die Eindrücke der Partie an diesem Mittwochabend geht, sondern auch um die alten Zeiten. Um die Zeiten beim VfB Stuttgart.

Es ist eine spezielle Konstellation rund um das Spiel, das um 18.30 Uhr beginnt. Denn in Leipzig gibt es, wenn man so will, Stuttgarter Allerlei. Die besondere VfB-Dreiecksgeschichte von diesem Mittwoch geht so: Der neue Hertha-Trainer Bruno Labbadia war von Dezember 2010 bis August 2013 VfB-Coach, wo er von Anfang 2012 an wie jetzt wieder in Berlin den Stürmer Vedad Ibisevic trainierte. Der heutige RB-Torjäger Timo Werner wiederum kickte von seinem Bundesligadebüt im August 2013 an zwei Jahre mit Ibisevic in Stuttgart zusammen – und wer verhalf dem damals 17-jährigen VfB-Eigengewächs Werner zum Debüt? Genau: der damalige VfB-Coach Labbadia, der allerdings nur ein kurzes Vergnügen mit Werner hatte. Denn nur eine Woche später wurde er in Stuttgart entlassen.

Labbadia gerät ins Schwärmen

Fast sieben Jahre und einige Trainerstationen später hat Labbadia seinen ehemaligen Schützling Werner vor dem Gastspiel seiner Hertha in Leipzig nicht vergessen. „Wir haben Timo damals in Stuttgart schon mit 16 Jahren in einem Talenttraining gesehen“, sagt Labbadia im Rückblick: „Schon damals hätten wir ihn am liebsten zu den Profis geholt.“ Bei der Einschätzung von Werners Qualitäten kommt Labbadia ins Schwärmen: „Timo ist ein richtig guter Kerl, der eine wahnsinnige Qualität und mit seinem Tempo eine Riesenwaffe hat. Und er ist richtig heiß aufs Tore schießen, das sieht man jede Woche.“

Werner, der aktuell 24 Saisontore auf dem Konto hat, will jetzt gegen die Hertha wieder knipsen, auf die Berliner Abwehr kommt also einiges zu – auf die von RB Leipzig allerdings auch. Denn auch der Berliner Torjäger Vedad Ibisevic spielte zuletzt wieder in Topform, was wiederum eng mit seinem alten und neuen Trainer Labbadia zusammenhängt.

Kurzbewertung aus Klinsmanns Feder

Unter dem Trainer-Missverständnis namens Jürgen Klinsmann spielte der Bosnier bei der Hertha im Winter kaum noch eine Rolle. Wie alle Berliner Profis bekam Ibisevic seine längst legendäre Kurzbewertung aus Klinsmanns Feder. Darin stand: „Ibisevic, 35, super Typ, leider zu alt, kein Mehrwert“. Letzteres widerlegte Ibisevic nun unter Labbadia.

Der Coach brachte den Angreifer in der Corona-Pause nach eigener Aussage wieder in Form, was sich nun in den ersten zwei Spielen unter Labbadia eindrucksvoll zeigte. So traf Ibisevic beim 3:0 bei der TSG Hoffenheim einmal, ehe er mit einem Treffer und zwei Vorlagen gegen Union Berlin (4:0) nachlegte. Der jüngste Aufschwung der Hertha ist also auch der Aufschwung des Vedad Ibisevic, der offenbar nichts von seinem Torriecher und seinen Abschlussqualitäten im Strafraum eingebüßt hat. 333 Bundesligaspiele, 125 Tore, das ist seine aktuelle Bilanz. Besonders eindrucksvoll ist seine Quote übrigens zu VfB-Zeiten unter Bruno Labbadia. Bis zu dessen Entlassung im August 2013 erzielte Ibisevic in Stuttgart in 70 Partien 38 Tore.

Werner gehört die Zukunft

Im Sommer nun läuft der Vertrag des 35-Jährigen bei der Hertha aus – und es ist nicht ausgeschlossen, dass Ibisevic unter Förderer Labbadia noch ein Jahr dranhängt.

Offen ist auch die Zukunft von Timo Werner. Fest steht: Dem Nationalstürmer (24) gehört die Zukunft, seine Qualitäten beeindrucken sämtliche europäische Topclubs. Offenbar liebäugelt Werner mehr denn je mit einem Wechsel zu Jürgen Klopp und dem FC Liverpool. Und auch da gäbe es für den Cannstatter Werner theoretisch wieder Gesprächsstoff rund um seinen Heimatclub – mit dem gebürtigen Stuttgarter Klopp, der als Kind und Jugendlicher ein glühender VfB-Fan war.