Valencia-Coach Gennaro Gattuso beim Testspiel gegen Borussia Dortmund. In unserer Bildergalerie blicken wir auf frühere Generalproben des VfB zurück. Foto: Imago

Gennaro Gattuso vom VfB-Testspielgegner FC Valencia verfügt über einen zweifelhaften Ruf. Über den Weltmeister von 2006, der immer wieder auf Vorbehalte stößt.

Gennaro Gattuso ist wohl das, was man eine illustre Persönlichkeit nennt. Damit begegnet man dem 44-Jährigen Fußballtrainer noch wohlwollend. Als er jüngst bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des FC Valencia gefragt wurde, was er denn sei, ein Löwe oder ein niedliches Kätzchen, da reichte schon der Blick Gattusos als Antwort. „Lass uns in ein bis zwei Monaten sprechen, dann wirst Du schon sehen“, entgegnete er dem Reporter.

An diesem Samstag (15.30 Uhr) wird sich Gattuso in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena die Ehre geben. Dann tritt er mit seinem neuen Club beim VfB an, für den der Test die Generalprobe vor dem Pflichtspielauftakt bedeutet.

Löwe oder niedliches Kätzchen?

Mit Gattuso als niedlichem Kätzchen an der Seitenlinie? Wohl kaum. Dafür hat sich der Ruf des Italieners im europäischen Fußball inzwischen zu weit verfestigt. Dem deutschen Publikum machte er sich vor allem während der WM 2006 einen Namen – als Giftzwerg und Kettenhund. Mit unbändigem Siegeswillen an der Grenze zum Erlaubten führte er die Italiener zum Titel. Und seinen Namen hernach regelmäßig in die (Negativ-)Schlagzeilen. Als Spieler stand er im Ruf, an Spielmanipulationen in der Serie A beteiligt gewesen zu sein. Letztlich geriet er nur wegen seiner Kontakte zu Hintermännern in Verdacht und wurde später freigesprochen. Als Gattuso (Selbstbild: „Hässlich wie die Schulden“) seine Kickstiefel gegen die Taktiktafel tauschte und 2013 ins Trainergeschäft einstieg, wurde es nicht leiser um ihn – im Gegenteil.

Immer wieder fiel der Italiener durch Äußerungen auf, die als rassistisch, frauenfeindlich oder homophob ausgelegt wurden. Wie seine 2013 geäußerte Meinung: „Es tut mir leid, aber ich halte nicht viel von Frauen im Fußball.“ Seltsam auch sein Kurzzeit-Engagement beim AC Florenz im vergangenen Jahr. Nach nur vier Wochen schmiss der Weltmeister von 2006 wieder hin. Grund waren nicht erfüllte Transferwünsche seitens der Vereinsführung. Derart schlecht beleumundet, scheiterte wenig später auch ein Engagement bei Tottenham Hotspur. Als Fans der Spurs vom Interesse an Gattuso Wind bekamen, starteten sie die Kampagne #NoToGattuso. Die Spurs schwenkten um auf Nuno Santo. Während Gattuso, dessen sportliche Bilanz sich bei seinen Trainerstationen beim AC Mailand und SSC Neapel sehen lassen konnte, ein Jahr auf sein nächstes Engagement warten musste. Anfang Juni gab der FC Valencia trotz erneuter Proteste von Seiten der Fans (#NoAGattuso) die Verpflichtung des umstrittenen Coaches bekannt. Das Raubein soll den im Mittelmaß versunkenen Club wieder aufpäppeln. Valencia und Gattuso – das passt insofern ganz gut, als auch der Club aus der drittgrößten Stadt Spaniens in der Vergangenheit nicht immer seriös unterwegs war.

Gattusos sportliche Bilanz ist besser als seine Außendarstellung

Zwischenzeitlich hatte sich der Schuldenberg des Vereins auf über 500 Millionen Euro aufgetürmt. Weshalb es für den FC Valencia, Fünfter in der ewigen Tabelle Spaniens, in den vergangenen Jahren stetig bergab ging. Daran änderte auch die Übernahme durch den Milliardär Peter Lim nichts, gegen den im Winter 15 000 Fans auf die Straße gingen. Ihr Vorwurf: Falsche Versprechen und Misswirtschaft.

Die Probleme des FC Valencia

Ein illustres Gebilde also, mit dem es der VfB da an diesem Samstag zu tun bekommt. Immerhin: Sportlich hat der Tabellen-Neunte der Vorsaison und noch immer mit zahlreichen Stars wie Carlos Soler und Goncalo Guedes im Kader gespickt einiges drauf: Unter der Woche wurde Borussia Dortmund mit 3:1 besiegt. Für den VfB wird es also ein echter Härtetest. Und Gennaro Gattuso? Eine Pressekonferenz mit dem Trainer werde es hinterher nicht geben, teilte der VfB mit. Schade eigentlich.