Diesen VfB-Fans scheint die Wurst zu schmecken. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Lange Schlangen, kaltes Essen: Auch in der neuen Bundesliga-Saison sind die Besucher der Mercedes-Benz-Arena mit den Angebot des Caterers unzufrieden.

Spielerisch ist der Bundesliga-Auftakt gegen RB Leipzig gelungen, kulinarisch offenbar eher nicht. „Die Qualität vom Essen im Stadion ist grauenvoll, nicht mal geschenkt würde ich das noch mal essen“, schreibt ein VfB-Fan auf Facebook. Dabei war der Verein mit guten Nachrichten in die neue Saison gestartet: „Der VfB Stuttgart setzt ein Zeichen gegen die allgemeine Teuerung“, lautete die Mitteilung, bis mindestens Ende des Jahres sollen die Preise für Essen und Trinken stabil bleiben. In anderen Stadien – etwa bei Bayern München – wurde dagegen aufgeschlagen. Aber mit der vor einem Jahr gestarteten Qualitätsoffensive scheint der Stuttgarter Essenlieferer Aramark bei den Stadionbesuchern nicht anzukommen.

„Cannstatt kocht“ heißt das Konzept des zweitgrößten deutschen Cateringunternehmens seit vergangener Saison für die VfB-Spiele. Es steht für „Innovationskraft, authentisches schwäbisches Kochhandwerk, kreative Gerichte und einen starken Servicegedanken“, erklärte Aramark-Betriebsleiter Torsten Reissig zum Start. Das gastronomische Erlebnis in der Mercedes-Benz-Arena solle „unverwechselbar und auf Champions-League-Niveau“ sein. Heimische Erzeugnisse, mehr vegane und vegetarische Optionen sowie „intuitive Bestell- und Bezahlmöglichkeiten“, kündigte er an. Mit Vertretern von mehreren Fanclubs und dem Backnanger Fleischwarenhersteller Idler wurde außerdem eine spezielle VfB-Stadionrote entwickelt. Sie würde perfekt in das Konzept passen, weil sie „durch eine würzige Note, Frische, Qualität und Regionalität zu überzeugen weiß“, meint der Betriebsleiter.

8,30 Euro für eine Wurst und ein Bier

Für 3,80 Euro war die Rote im Weckle am Sonntag zu haben. Der Bayern-Fan muss dafür fünf Euro berappen – mehr als in der vergangenen Saison, räumt Werner F. Götz von der Allianz Arena ein. „Hintergrund sind leider massive Preissteigerungen im Lebensmittelbereich, stark erhöhte Personal- sowie Nebenkosten“, sagt er. Nicht nur sportlich, sondern auch preislich sind die Münchner spitze: Laut einer Rangliste der Sportsendung Ran ist die Kombination aus einem halben Liter Bier und der Wurst zu 10,50 Euro in keinem anderen Stadion der Bundesliga teurer. Der VfB Stuttgart liegt in dieser Liga mit 8,30 Euro auf Platz neun, beim SC Freiburg ist das Paket für 7,90 Euro zu haben (Platz 14) – jeweils 30 Cent mehr für Wurst und Bier als in der letzten Saison –, Schlusslicht ist Union Berlin mit 7,50 Euro.

Zumindest nicht mehr in diesem Kalenderjahr sollen die gestiegenen Kosten an die Fans weitergegeben werden, verspricht Aramark. Das Konzept mit regionalen und frischen Produkten werde trotzdem „weiter konsequent vorangetrieben und ausgebaut“. Neu an den Kiosken von „Cannstatt kocht“ sind das Grombiraküchle, ein Kartoffelpuffer im Brötchen, Schweineschnitzel und Maultaschen mit Kartoffelsalat, die es auch vegetarisch gibt. Wer sparen will, muss in den ersten 1893 Sekunden nach Stadionöffnung Bier und Wurst kaufen, dann kostet die Kombination kostet nur 7,50 Euro.

Fans meckern über das schlechte Essen

Zum Auftakt am Sonntag mussten die VfB-Fans wieder viel Geduld mit ihrem Caterer haben. Ein Dauerkartenbesitzer wartete kurz nach 15 Uhr genau 16 Minuten, „um dann eine kalte Wurst serviert zu bekommen“. Damit bestätigt er die sonst gerne überkritischen Facebook-Nutzer. „Cannstatt wärmt auf“ wäre die kulinarisch richtige Formulierung für das Catering-Angebot, schreibt einer im Internet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme ganz und gar nicht, findet ein anderer, das Angebot müsse billiger werden.

In der Allianz Arena können die Besucher auf mehr fleischlose Alternativen zugreifen. Neu in dieser Saison sind vegane Currychunks, pflanzliche Wraps und Burger gehören ebenfalls zum Angebot. Denn obwohl die Wurst ebenfalls in der Region produziert wird, sind nicht alle zufrieden damit: Als Gummistange bezeichnete ein Kommentator auf Tripadvisor die weiße Bratwurst und die rote als noch schlimmer. Im Gästeblock musste ein anderer Zuschauer 45 Minuten für ein Getränk anstehend. Aber Besserung ist möglicherweise in Sicht: Der Versuch mit Lieferando wird im Bereich für die Rollstuhlfahrer zur Dauereinrichtung, ihre Bestellungen werden jetzt an den Platz geliefert.

Im Netz kursieren Tipps für Alternativen

Während auch in München mit Do & Co ein großer Caterer am Werk ist, geht Freiburg eigene Wege. Die einzelnen Kioske im neuen Stadion werden von eigenständigen Betreibern bespielt. „Dadurch können wir unseren Zuschauern ein sehr breites Speisen- und Getränkeangebot anbieten“, erklärt Clubsprecher Holger Rehm-Engel. Die Auswahl reiche von Döner, Falafel, Pizza bis hin zu Käsespätzle oder Chili ohne Carne. Eine Fan-Wurst wurde ebenfalls kreiert – mit Edeka Südwest und Biofleisch. „Schmeckt lecker“, befand ein Kommentator bei Facebook, während andere kritisierten, dass ein Schwarzwälder Metzger als Lieferant besser gewesen wäre. Fußballfans hätten halt immer etwas zu nörgeln – am neuen Trikot, am neuen Stadion und eben auch an der Wurst, meinte ein anderer Freiburg-Fan.

Der Stuttgarter Dauerkartenbesitzer verzichtet einfach wieder auf die Verpflegung im Stadion. „Ich habe 20 Jahre lang hier keine Wurst gegessen, und das werde ich die nächsten 20 Jahre wieder so machen“, sagt er. Auf Facebook wird Die Schwemme am Cannstatter Bahnhof empfohlen. „Eine Rote vor dem Stadion zum Beispiel beim Polizeisportverein ist günstiger und um Welten besser“, findet ein anderer.