Emotionen pur: VfB-Fans im Irish Pub „Alte Schule“ feiern den Klassenverbleib. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone (2), Screenshot Twitter/chem_oezdemir, Screenshot Instagram/frank_nopper

Der VfB Stuttgart sichert sich gegen den 1. FC Köln in der Nachspielzeit den Klassenerhalt. So erlebten die VfB-Fans in der Stuttgarter Kneipe „Alte Schule“ den letzten Spieltag.

Nach dem Schlusspfiff gab es am Samstag in der Stuttgarter Kneipe „Alte Schule“ in Gablenberg kein Halten mehr. Die Besucher der VfB-Kneipe rissen die Arme nach oben, umarmten sich und gaben einen Freudenschrei nach dem anderen ab. Der Auslöser: Wenige Minuten zuvor hatte Kapitän Wataru Endo mit seinem Last-Minute-Treffer zum 2:1 dem VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln den Klassenerhalt gesichert. Doch der Reihe nach.

Am Samstagnachmittag hatten sich zahlreiche Fußball-Fans in dem Irish Pub versammelt, um den letzten Spieltag der Bundesligasaison 2021/22 zu verfolgen. Die ersten Fans waren bereits um 11 Uhr in der Kneipe eingetroffen, bereit den möglichen Klassenerhalt zu feiern. Dass dieser am letzten Spieltag gelingen würde, daran zweifelte vor dem Spiel kaum ein Anhänger. Immer wieder waren Aussagen wie diese zu hören: „Klar schafft der VfB den Klassenerhalt.“ Mut machte den Fans vor allem die Leistung der Mannschaft in der vergangenen Woche beim 2:2 gegen den FC Bayern München. Folglich herrschte unter den Besuchern der Alten Schule, die aus allen Nähten platzte, vor Spielbeginn eine positive Stimmung.

Kopfballtor lässt verschossenen Elfmeter vergessen

In der Anfangsphase feierten die Anhänger der Roten jede Aktion ihrer Mannschaft – egal ob es sich um ein Ballgewinn handelte oder um einen Torschuss. Den ersten Aufschrei gab es nach etwas mehr als zehn Minuten als Tiago Tomas nach einem Zweikampf mit Köln-Verteidiger Luca Kilian im Strafraum zu Boden ging. Für die VfB-Fans war sofort klar: Das muss Elfmeter geben. Schiedsrichter Robert Schröder kam nach kurzer Überprüfung zu dem gleichen Entschluss. Zur Freude der VfB-Fans, die jedoch Sekunden später entsetzt mitansehen mussten, wie Sasa Kalajdzic vom Punkt am stark reagierenden Kölner Schlussmann Marvin Schwäbe scheiterte. Während die Fans noch damit beschäftigt waren, dem vergebenen Elfmeter hinterherzutrauern, servierte Chris Führich eine Ecke punktgenau auf den Kopf von Zwei-Meter-Hüne Kalajdzic, der zum 1:0 einköpfte. An den erst wenige Sekunden zuvor verschossenen Elfmeter des Österreichers dachte plötzlich keiner mehr.

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Die Freude währte jedoch nur wenige Minuten. Dann mussten die Fans auf einem anderen Bildschirm – die Kneipe zeigte zwei Spiele parallel – mitansehen, wie Hertha BSC auf einem anderen Platz gegen Borussia Dortmund einen Elfmeter zugesprochen bekam – und diesen in Person von Ishak Belfodil zur 1:0 Führung verwandelte. Der direkte Klassenverbleib schien plötzlich wieder in weite Ferne gerückt zu sein, denn nur eine Niederlage von Hertha konnte dem VfB die Relegation ersparen. Dies ließ die Fans in der Alten Schule kurzzeitig verstummen. Obwohl der VfB in dieser Phase viele gute Chancen hatte, viel die Verwertung mau aus.

Fans hadern mit Chancenverwertung des VfB

„Das ist doch ein Scherz“, rief ein Fan, der wie viele um ihn rum die mangelhafte Chancenverwertung nicht wahrhaben wollte. Langsam machte sich Frustration im Fanlager der Schwaben breit. Diese erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt kurz vor der Pause, als Tiago Thomas alleine vor Marvin Schwäbe auftauchte und eine weitere Chance vergab, auf 2:0 zu stellen. „Das gibts doch nicht“, schimpfte ein Fan. Dann war erst einmal Halbzeit.

In der Pause gab es nur ein Gesprächsthema: die Chancenverwertung. Die Führung der Hertha in Dortmund trug ihr Übriges zur mittlerweile gedrückten Stimmung bei. Es vergingen rund fünf Minuten in der zweiten Hälfte, bevor es in der Alten Schule erstmals wieder richtig laut wurde. Marco Reus vergab eine gute Chance zum Ausgleich für den BVB. Weil die Hertha daraufhin immer mehr ins Schwimmen geriet, wanderten die Blicke der Fans immer häufiger vom VfB-Spiel zum Spiel der Hertha gegen Dortmund.

Bis VfB-Torwart Florian Müller eine Flanke durch seine Arme rutschen ließ, die bei Kölns Stürmer Anthony Modeste landete, der aus kurzer Distanz zum Ausgleich einschob.

Bei den Fans keimt wieder Hoffnung auf

Die Hoffnung auf den Klassenverbleib am 34. Spieltag, sie schien in diesem Moment bei den ersten Fans verloren gegangen. Doch noch waren 30 Minuten zu spielen. Sowohl in Stuttgart als auch in Dortmund. Die Fans brauchten rund zehn Minuten, um den Ausgleich zu verdauen. Dann keimte wieder etwas Hoffnung auf. Der Grund: ein Elfmeterpfiff für den BVB. Und anders als Kalajdzic verwandelte BVB-Elfmeterschütze Erling Haaland seinen Versuch vom Punkt zum 1:1. Zu diesem Zeitpunkt fehlten aber immer noch zwei Treffer zum Klassenverbleib der Schwaben: ein Treffer vom BVB und ein Treffer vom VfB. Das änderte sich in der 84. Minute als Youssoufa Moukoko zum 2:1 für den BVB traf. Ein Treffer, der von den VfB-Fans in der Alten Schule wie ein einer des VfB gefeiert wurde. Plötzlich fehlte nur noch ein Tor des VfB, um das große Ziel Klassenerhalt zu erreichen.

Fans feiern den Klassenverbleib des VfB

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In dem Wissen gaben die Fans in den letzten Minuten noch einmal alles. Und wurden in der zweiten Minute der Nachspielzeit tatsächlich noch mit dem 2:1-Siegtreffer belohnt. Ausgerechnet der zuvor mehrmals glücklose Wataru Endo nickte nach einer Ecke zum 2:1 ein und verwandelte damit die Alte Schule in eine Partyzone. Die Fans lagen sich in den Armen, konnten ihren Augen kaum glauben. Als wenige Minuten später der Schlusspfiff ertönte, brachen schließlich alle Dämme. Jedem VfB-Fan war klar: Der VfB spielt auch in der kommenden Saison in der Bundesliga. Und um sicherzugehen, dass dies auch jeder in Stuttgart mitbekommt, veranstalteten manche VfB-Fans spontan einen Autokorso. Und auch außerhalb von Autos prägten an diesem Samstagabend Fans im VfB-Trikot an den unterschiedlichen Orten der City das Stadtbild.

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