Die Ludwigsburger Vesperkirche bietet bis zum 2. März wieder Mittagessen für Jedermann an. Wie viele freiwillige Helfer und Spenden es benötigt, zeigt ein Blick hinter die Kulissen.
Dass große Dinge entstehen können, wenn viele Menschen gemeinsam anpacken, zeigt die Ludwigsburger Vesperkirche in diesen Tagen wieder eindrucksvoll. Knapp 70 ehrenamtliche Helfer wuseln am Dienstagmittag durch die Räume der Friedenskirche. Die einen servieren Mittagessen oder Kuchen, andere transportieren Wägen mit gestapeltem Geschirr von A nach B, und mittendrin versucht, Nathalie Gaus den Überblick zu behalten.
Mit sichtlichem Erfolg. Die Diakonin und Sozialpädagogin ist seit 2024 für die Gesamtleitung der Vesperkirche Ludwigsburg verantwortlich und ist dankbar für so viel Engagement. „Für viele ist die Mithilfe bei der Vesperkirche einfach selbstverständlich.“ Täglich sind etwa 70 Ehrenamtliche im Einsatz. „Über die ganze Zeit helfen knapp 500 Leute mit.“ Jeder davon hat eine feste Aufgabe und weiß genau, was zu tun ist. Einige der Mitarbeiter seien schon viele Jahre Teil des Projekts.
Auch Sigrid Böhle ist seit acht Jahren im Team der Vesperkirche, damals hat eine Freundin sie mitgenommen. „Wer einmal hier angefangen hat, kommt immer wieder“, sagt die 64-Jährige. Hauptberuflich arbeitet sie als Hebamme, verschiebt ihre Hausbesuche auf die Zeit vor oder nach der Vesperkirche. Für Böhle scheint das kein großes Ding zu sein. Die ehrenamtliche Arbeit mache ihr Spaß. „Man sieht einen Sinn in dem, was man macht“, sagt sie. „Und das Team ist einfach super. Man kommt rein und blickt in lächelnde Gesichter.“
Service nach dem Motto: Für Leib und Seele
Im vergangenen Jahr hat Böhle sich ein Zahlensystem für den Rollatorparkplatz ausgedacht. „Aufgrund des begrenzten Platzes kann man den Rollator leider nicht mit an den Tisch nehmen“, erklärt sie. Daher gibt es einen Parkplatz für die Gehhilfen. Einige Gäste hatten Sorge, dass ihr Rollator verwechselt werden könnte. „Es gibt Menschen, die haben ihr halbes Leben darin verstaut.“ Mit den Zahlen kann es keine Verwechslung geben.
Neue Leute treffen und ins Gespräch kommen
Für Nathalie Gaus ist es wichtig, dass die Besucher eine tolle Zeit haben. Das ist auch ein Grund, warum Servicekräfte das Essen an die Tische bringen. „Die meisten haben im Alltag selten den Luxus, bedient zu werden“, sagt sie. „Ganz nach unserem Motto für Leib und Seele.“ Ziel des Projektes ist es, Tischgemeinschaften über Milieugrenzen hinweg zu schaffen. Die Vesperkirche soll keine reine Armenspeisung sein. „Wir haben viele Arbeitnehmer, die ihre Mittagspause hier bei uns verbringen.“
Auch viele Rentner kommen zum Mittagstisch. Cornelia Peters* (Name geändert) aus Ludwigsburg freut sich über das offene Angebot. Ihr geht es um das Essen und um die Gemeinschaft. Die 68-jährige Rentnerin lebt allein, ihre Rente falle nicht sehr üppig aus. „Hier kann ich Geld sparen und muss nicht alleine essen.“ Ihre Freundin sei im letzten Jahr täglich bei der Vesperkirche gewesen. Inzwischen kommen sie gerne zu zweit. „Das Essen ist so abwechslungsreich, dass man gut jeden Tag kommen kann“, sagt Peters. Ein besonderes Lob haben ihrer Meinung nach auch die Kuchenspender verdient. Bis zu 40 Stück werden am Tag gebraucht. „Die schmecken teilweise besser als von manchen Bäckereien.“ Auch die Mittagsandacht, die täglich um 12.45 Uhr stattfindet, hört Cornelia Peters gerne. „Man kann jeden Tag eine kleine Anregung mitnehmen. Für Leib und Seele – das passt, finde ich.“
Zu 100 Prozent durch Spenden finanziert
Blickt man hinter die Kulissen, wird schnell klar, was für ein großer logistischer Aufwand hinter dem Projekt steckt. Jeweils eine Woche benötigt das Team zum Auf- und Abbau. Es wird extra ein Holzboden verlegt, da der Steinboden sehr empfindlich ist. „Wir sind zu 100 Prozent durch Spenden finanziert“, sagt Nathalie Gaus. Ohne Sach- und Geldspenden gäbe es das Projekt nicht. Etwa 130 000 Euro kostet die Vesperkirche in den drei Wochen. Für ein Essen, das von der Karlshöhe geliefert wird, zahlen die Gäste zwei Euro. Im Einkauf koste es 7,30 Euro pro Portion. „Wir werden von einigen Firmen unterstützt.“ So spendet Ensinger Wasser, Hochland Kaffee und Bäcker Katz frische Backwaren. Firmen wie die Wohnungsbau Ludwigsburg oder die Landesbank Baden-Württemberg unterstützen die Vesperkirche mit Personal. „Die Mitarbeiter werden freigestellt und bekommen sogar oft noch diese Arbeitsstunden bezahlt.“
Das vielseitige Angebot kommt auch in diesem Jahr wieder gut an. „Direkt am Sonntag haben wir 500 Essen ausgegeben“, freut sich Gaus. Im Schnitt seien es zwischen 450 und 500 Gäste am Tag. Auch die Zusatzangebote wie die Massage oder kleine Näharbeiten werden gut angenommen. „Die medizinische Fußpflege und das Friseurangebot können allerdings nur Menschen mit einem Tafelausweis in Anspruch nehmen.“
Vesperkirche Ludwigsburg
Öffnungszeiten
Die Vesperkirche findet in diesem Jahr vom 9. Februar bis zum 2. März in der Friedenskirche in Ludwigsburg statt. Von 11.30 Uhr bis 13.45 Uhr gibt es warme Mahlzeiten und Getränke. Bis 14.30 Uhr können sich die Gäste bei Kaffee und Kuchen unterhalten.
Zusatzangebote
Neben dem Essen gibt es weitere Angebote wie einen Nähservice, Massage, medizinische Fußpflege, eine Kinderbetreuung oder die Möglichkeit für Bedürftige sich die Haare schneiden zu lassen.