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Die ersten Jahrgänge, die an einer Gemeinschaftschule ihren Schulabschluss gemacht haben, kommen jetzt auf den Bewerbermarkt. In den Betrieben und Firmen herrscht oft große Unsicherheit, wie diese Qualifikation einzustufen sei. Dass die Schülerinnen und Schüler der Köngener Burgschule digital voll fit sind, erlebte der grüne Fraktionsvorsitzende des Stuttgarter Landtags, Andreas Schwarz, bei einem Besuch in der Schule.

KöngenDer grüne Fraktionsvorsitzende des Stuttgarter Landtags, Andreas Schwarz, nutzte die Woche der Gemeinschaftsschulen (GMS), zur Stippvisite an der Burgschule in Köngen. Neben Köngens Bürgermeister Otto Ruppaner, den GMS-Schulleiterinnen aus Kirchheim Deizisau und Wendlingen waren auch einige Vertreter aus der Wirtschaft dabei.

„Es ist sehr wichtig die Vertreter aus der Wirtschaft mit einzubeziehen“, begründete Schwarz. Nachdem nun die ersten Jahrgänge mit einem GMS-Schulabschluss in der Tasche auf den Bewerbermarkt kommen, herrscht in den Betrieben und Firmen oft große Unsicherheit, wie diese Qualifikation einzustufen sei. „Es kommen Fragen auf, wie so ein Lernstandsbericht zu lesen sei“, so Schwarz. Insofern sei es wichtig, einen transparenteren Übergang zu schaffen.

Der Landtagsabgeordnete und seine Begleiter bekamen bei ihrem rund zweistündigen Besuch ein lebhaftes Bild, wie die GMS in Köngen funktioniert und vor allen Dingen, wie versiert Schüler und Kollegium in Sachen Digitalisierung unterwegs sind. „Als eine der ersten Schulen in Baden-Württemberg wurden bis Oktober 2018 alle Schüler und Lehrer der Burgschule mit einem persönlichen iPad ausgestattet“, erklärte Rektor Martin Raisch, für den die GMS mit ihrem Ansatz des gemeinschaftlichen Lernens in unterschiedlichen Niveaustufen ein „Erfolgsmodell“ ist. Er gab Schwarz mit auf den Weg, dass diese Arbeit aber nur möglich sei, wenn auch die Kapazität bei den Lehrenden gesichert ist: „Wir haben mittlerweile mehr als 400 Endgeräte, wir brauchen mehr Lehrerstunden um weiter auf diesen Niveau arbeiten zu können.“

Die beiden Lehrer Thomas Wiesner und Stefan Raaf aus dem Medienteam der Burgschule gaben einen kurzen Überblick, wie sich die Schule innerhalb eines starken Jahres zum digitalen Campus gemausert hat und gaben praktische Beispiele aus dem Unterricht, wie sie als Lehrer ihr Tablet dabei einsetzen. „Wichtig ist, dass das Tablet nicht das zentrale Unterrichtsmedium ist. Wir haben immer noch Hefte, in die im Matheunterricht zum Beispiel immer noch Merksätze geschrieben werden“, betonte Wiesner. Das Tablet diene als Hilfsmittel und Werkzeug, oft mit Visualisierungen. Zum Beispiel auch im Sportunterricht und zeigte ein Kurzvideo eines Schülers beim Hochsprung, der die Stange unglücklich mit dem Hintern erwischte und abräumte. „Als ich dem Schüler das Video gezeigt habe, hat er gleich gesehen, was er besser machen muss und beim nächsten Versuch hat es dann geklappt“, so Wiesner weiter. Auch in Sachen Teamzusammenstellung beim Sportunterricht nutzt er mittlerweile eine App, die per Zufallsgenerator die Mannschaften zusammenstellt: „Wer kennt das nicht aus seiner eigenen Schulzeit – per App wird jeder Frust vermieden.“

Wie die Schüler selbst im Unterricht ihr Tablet einsetzen, demonstrierten unter anderem Joris und Fabian anhand eines 3D-Modells eines Einfamilienhauses, das sie im Kunstunterricht gestaltet haben. „Es macht einfach viel mehr Spaß, wenn man sich das alles gleich digital anschauen kann, und es gibt coole Möglichkeiten, die Einrichtung zu verändern“, erklärten die beiden Zehntklässler.

Schwarz hakte ein und wollte wissen, ob sie denn auch in Sachen Lernerfolg von den neuen digitalen Möglichkeiten profitieren würden. Fabian gab zu, dass die Ablenkungsgefahr am Tablet natürlich hoch sei: „Klar kann man einfach bei Youtube und Co. hängen bleiben. Manche Schüler können damit umgehen, manche nicht.“ Für seinen Lehrer Thomas Wiesner ist das ebenfalls ein wichtiger Aspekt: „Die Schüler müssen natürlich verantwortungsvoll arbeiten.“ Allerdings gehe an der Digitalisierung heute weder in der Wirtschaft noch in der Wissenschaft kein Weg vorbei: „Letztlich hat beim Buchdruck damals auch keiner gefragt, ob man dadurch besser wird.“

„Wir müssen die Schüler so ausbilden, dass die digitalen Möglichkeiten für sie zum normalen Arbeitsgerät werden“, bekräftigte auch Köngens Konrektorin Kathrin Kromer, „Und unsere Schüler sind deutlich weiter als andere, da muss man nicht mehr bei Adam und Eva anfangen.“

Für die Vertreter aus der Wirtschaft war der Besuch in Köngen äußerst lehrreich. „Unter den Betrieben ist der Abschluss nach wie vor eher unbekannt“, bestätigte Dieter Proß, Leiter des Referats Beruf und Qualifikation von der Industrie- und Handelskammer Stuttgart. Die Vergleichbarkeit mit Abschlüssen der herkömmlichen Schularten sei für die Ausbildungsbeauftragten schwierig einzuschätzen. „Aber was ich hier gesehen habe, überzeugt mich. Ich sehe Lehrer, die mit unglaublich viel Herzblut arbeiten und begeisterte, motivierte Schüler – so was brauchen die Betriebe.“