Der einstige Renninger Pfarrer musste als Kind aus Tschechien fliehen. Nun war er Teil einer Gedenkveranstaltung in seiner alten Heimat.
Mehrere Tausend Menschen, fast ausschließlich Alte, Frauen und Kinder, sind bei den Vertreibungen von deutschsprachigen Tschechen nach Ende des Zweiten Weltkriegs ums Leben gekommen. Viele Überlebende fanden danach in Deutschland eine neue Heimat – darunter die Renninger Gerhard und Helmut Hotzy sowie der ehemalige Renninger Pfarrer Franz Pitzal. Pitzal selbst musste mit neun Jahren aus dem tschechischen Iglau fliehen. Gerhard und Helmut Hotzy entgingen zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Horst nur knapp der gewaltsamen Vertreibung durch den sogenannten Brünner Todesmarsch, indem sie wenige Tage zuvor aus ihrer Heimat nach Westen flohen.
Franz Pitzal, der einst die bekannte Renninger Krippe organisiert hat und in seiner Zeit als Pfarrer und danach sich weltweit für Menschen in Not engagiert und über das Sammeln von Spenden unterstützt, hat vor Kurzem gemeinsam mit Gerhard und Helmut Hotzy zum Gedenken an die Ereignisse vor fast 80 Jahren aufgerufen und möchte zudem einen Gedenkstein in Erinnerung an den Brünner Todesmarsch am Weltkulturpfad entlang das Rankbachs aufstellen. Zuletzt beteiligte er sich zudem an einem Erinnerungsmarsch nach Brünn, wenige Wochen nach dem Jahrestag, zu dem Jugendliche aus Tschechien, die katholische Ackermann-Gemeinde und die sudeten-deutschen Landsmannschaften aufgerufen hatten. In seiner Rede appellierte er an eine Vertiefung der Menschlichkeit zwischen den beiden Ländern, der Glaubensgemeinschaft von Christen und Juden und den verschiedensten Religionen. In Pohrlitz, wo sich ein große Feld mit einem Massengrab befindet, kamen um die 1000 Menschen zusammen. Neben dem tschechischen Bürgermeister von Pohrlitz und der Leiterin der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Christina Meinusch, konnte auch Franz Pitzal einige Worte sprechen und nicht nur von seinen persönlichen Erfahrungen berichten, sondern ebenso zu einem besseren Miteinander aufrufen.
1000 Menschen kommen beim Massengrab zusammen
Die Opfer der NS-Diktatur sollten dabei nicht vergessen werden. Am Folgetag ging es zum Kaunitz-Haus, in dem die SS Menschen folterte, misshandelte und ermordete, selbst noch nach Ende des Krieges. Beim abschließenden Gottesdienst übergab Pitzal dem heimischen Pfarrer ein Kreuz, das aus einem Material erstellt worden ist, mit dem die Motoren von Mercedes angefertigt werden. Auf dem Rückweg konnte der einstige Pfarrer sogar seine Heimatstadt Iglau besuchen.
„Dieser Erinnerungsmarsch, von den Tschechen organisiert, von den Deutschen mit vielen Teilnehmern mitgestaltet, soll auch für die Zukunft Bleibendes sein“, sagt der Renninger Franz Pitzal. „Unter Erinnerungen kann kein Schlussstrich gesetzt werden, das wurde deutlich bei dieser Begegnung gesagt.“