Der Fall wird vor dem Landgericht Stuttgart verhandelt. Foto: dpa

Im Prozess um den versuchten Totschlag in Weinstadt-Endersbach haben Mitglieder des VfB-Fanclubs Schwabensturm als Zeugen vor dem Landgericht ausgesagt. Auslöser sollen Aufkleber der Stuttgarter Kickers gewesen sein.

Bei der Stichattacke vor zweieinhalb Jahren am S-Bahnhof Weinstadt-Endersbach, bei der ein junger Mann verletzt wurde, haben wohl Rivalitäten zwischen den Fanlagern von Anhängern des VfB Stuttgart und der Stuttgarter Kickers eine entscheidende Rolle gespielt. Dies ließ sich aus diversen Zeugenaussagen am zweiten Tag des Prozesses wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht Stuttgart entnehmen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dabei einem 22-Jährigen aus Weinstadt vor, im September 2020 am Bahnhof in Endersbach einem anderen jungen Mann, mit dem es zuvor eine handgreifliche Auseinandersetzung gegeben haben soll, mit einer Metallfeile in die Brust gestochen zu haben. Das Opfer erlitt eine zwei Zentimeter breite und zwei Zentimeter tiefe Wunde in der Brust. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung.

Aufkleber der Stuttgarter Kickers tauchen plötzlich auf

Der Fall war ursprünglich am Amtsgericht Waiblingen angeklagt gewesen. Der Amtsrichter war aber zu der vorläufigen rechtlichen Würdigung gelangt, dass auch der Tatbestand des versuchten Totschlags erfüllt sein könnte. Da für solche Delikte die Landgerichte zuständig sind, hatte er den Fall ans Landgericht Stuttgart verwiesen. Dieses hat die vorläufige rechtliche Würdigung übernommen und den Prozess als versuchten Totschlag eröffnet. Ein 20-Jähriger aus Weinstadt erklärte, er habe zusammen mit ein paar Freunden am Remsufer in Endersbach gefeiert. Er selbst habe dabei „zehn bis zwölf Bier und ein paar Wodka Red Bull“ getrunken. Dabei sei in der Gruppe, in der alle VfB-Fans und manche Mitglieder im Fanclub Schwabensturm seien, das Thema aufgekommen, dass in Weinstadt erneut Aufkleber der Stuttgarter Kickers aufgetaucht seien, mit denen Aufkleber des VfB überklebt worden seien. In Verdacht habe man den Angeklagten gehabt, er sei ein paar Wochen zuvor beobachtet worden, wie er Kickers-Aufkleber verteilt habe.

Er habe den Angeklagten dann angerufen und aufgefordert, das zu unterlassen. Dabei sei es zu gegenseitigen Beleidigungen gekommen. Der Angeklagte habe dann vorgeschlagen, sich in zehn Minuten am Bahnhof zu treffen. Als er zum Bahnhof gekommen sei, habe er aber nur noch gesehen, dass ein Freund, der zuvor mitgefeiert habe und auch Mitglied des Schwabensturms sei, blutend am Boden gelegen sei.

Der Cousin des Opfers erklärte, sie seien am Bahnhof vom Angeklagten angesprochen worden, ob sie diejenigen seien, die ihn angerufen hätten. Der Angeklagte sei auf seinen Cousin zugegangen, dieser habe ihn dann ein Stück zurückgeschoben. Dann habe der Angeklagte in die Tasche gegriffen und auf seinen Cousin eingestochen. Anschließend sei er geflohen. Von dem Telefonat zuvor hätten sie nichts mitbekommen.

Der Angeklagte selbst wollte sich am zweiten Prozesstag noch nicht zum Tatvorwurf äußern. „Der Vorfall hat beim Angeklagten Spuren hinterlassen und ihn verändert, seine Psyche ist angegriffen“, erklärte sein Verteidiger Siegmund Matthias. Er werde sich aber zu gegebener Zeit äußern. Auch das Opfer selbst konnte wegen einer Erkrankung noch nicht aussagen.