Zum ersten Mal hat Barbara Schöneberger „Verstehen Sie Spaß?“ moderiert. Es gab klassische Nasführungen, misslungene Showelemente – und eine Antwort auf die Frage, ob das betagte Format noch eine Zukunft hat.
Wie lautstark wird Barbara Schöneberger in ihrer neuen Rolle als „Verstehen Sie Spaß?“-Moderatorin auftreten, wie schrill, wie überdreht? Das haben sich vorab wohl viele gefragt. Als am Samstagabend in der ARD die neueste Folge der traditionsreichen Reinlege-Show losbrach, wurde diese Frage sehr überraschend beantwortet. Schöneberger war zugleich auf 180 und auf Null. Sie schmiss sich förmlich Richtung Kamera, die Arme reckten sich zu großen Gesten, die Augen flammten hoch wie vom Bewegungsmelder geweckte Halogenlampen, der Mund weitete sich, als müsse in einem fast schon schmerzhaften Geburtsvorgang eine Übermenge guter Laune auf einmal statt nacheinander heraus. Es wurde sichtlich gesungen. Nur kam kein Piep.
TV-Geschichte oder Panne?
Eine stille Barbara Schöneberger, das ist die eine unvorstellbare Variante dieser viel beschäftigten Frau. Erklomm Schöneberger da als Eröffnungsgag gerade den Gipfel der Selbstironie? Oder startete etwa das „Verstehen Sie Spaß...?“-Team den Samstagabend im Ersten mit einer vorgetäuschten Panne, in der sich Schöneberger unter heftiger Blamagegefahr hätte bewähren müssen? Das hätte TV-Geschichte geschrieben. Aber es war dann doch nur eine echte Tonpanne.
Nun schauen wohl die wenigsten diese Sendung ihrer Showelemente wegen. Es geht um die Nasführungen, die mal alberner, mal inspirierter ausfallen. Eine Falle diesmal – für die Schöneberger selbst sich pfiffig verkleidete – machte sogar klar, warum das betagte Format noch immer Zukunft haben dürfte. Da wurde ein Mann, der im Schlaflabor sein Schnarchen untersuchen lassen wollte, nach allen Regeln der Kunst in eine Scheinrealität eingesponnen. Ihm wurde weisgemacht, er sei Schlafwandler, habe im Labor ziemliche Verwüstungen angerichtet, sei danach in einem Batman-Kostüm hinaus in die Nacht gefahren und habe in der Stadt sein Unwesen als maskierter Rächer getrieben. Das wurde nicht nur mit ein paar Vandalismusspuren im Labor belegt, sondern mit Überwachungskamerabildern, für die clevere Software den Kopf des Kandidaten auf den Körper eines Doubles gesetzt hatte.
Ein gruselig guter Gag
Solche „Deep Fake“ genannten Manipulationen versuchen bereits jetzt überall, unser Weltbild zu beeinflussen. Der „Verstehen Sie Spaß?“-Gag hat gruselig darauf hingewiesen, dass wir nicht nur Adressat, sondern auch geschmähtes Objekt solcher Fälschungen werden könnten. Das hat eine ganz andere Qualität als jener nette Gag in Schönebergers Debüt, bei dem die Stuttgarter Influencerinnen Lisa und Lena als inkompetente Bäckereiverkäuferinnen ihre Kundschaft zur Verzweiflung trieben. Bei so einem Scherz alter Schule wird einfach erprobt, wie die nichts ahnenden Opfer auf eine skurrile Situation reagieren. Die modernere Sorte Gag stellt infrage, wer die Opfer eigentlich sind. Der spaßige Showapparat verweist auf die Möglichkeiten, wie Technologie gegen uns eingesetzt werden kann.
Für solche Nummern, die Erkenntnisgewinn mit Ulk verbinden, kann man „Verstehen Sie Spaß?“ nur mögen. Was einem die weniger gelungenen, bei drei Stunden Sendezeit auch üppig ausgebreiteten Selbstgratulations- und Kneipenfaschingsentgleisungsmomente dann wieder schwer machen. Barbara Schöneberger, auf eine rotierende Scheibe geschnallt und mit Farbbeuteln beworfen – so eine Schlussnummer zeigt deutlich, wo man am Konzept noch mal nacharbeiten kann.