Verärgerung bei manchen Bürgerinnen und Bürgern in Bernhausen: Der Stadtteil muss einmal mehr ohne Maibaum auskommen. Was ist der Hintergrund?
Für viele ist es eine Tradition, die einfach zum Frühling gehört: das Aufstellen eines Maibaums. In Filderstadt wird es dieses Jahr wieder mehrere der verzierten Riesen geben. Die 25. Maibaum-Hocketse in Bonlanden inklusive Hochwuchten des geschmückten Baums durch die örtliche Feuerwehrabteilung ist am 26. April ab 12 Uhr. Am gleichen Tag wird ab 16.30 Uhr vor und nach dem anstrengenden Akt auch in Harthausen gefeiert. Dort sind die Feuerwehrabteilung Harthausen und der Vereinsring zuständig. Die Plattenhardter sind erst ein paar Tage später dran, nämlich am 30. April ab 15 Uhr. Dort lässt der Vereinsring beim Aufstellen die Muskeln spielen.
Eine Maibaum-Hocketse findet am 26. April ebenfalls in Bernhausen statt, wie in Bonlanden wird sie vom Gewerbeverband DGHI veranstaltet. Angekündigt werden für den Nachmittag ab 14 Uhr Bewirtung, Musik und ein Programm für die Kinder. Nur eines wird es nicht geben: einen Maibaum, und dies bereits zum wiederholten Mal. Das bestätigt Herbert Köhn, der Vorsitzende. Als Hauptgrund nennt er fehlendes Personal. „Sie brauchen einen Haufen Helfer“, sagt er, und die, die anpackten, benötigten das richtige Know-how.
Bürger machen ihrem Frust bei Facebook Luft
Statt einer Scharnier-Konstruktion, die man beispielsweise in Bonlanden habe und die das Aufstellen erleichtere, gebe es in Bernhausen lediglich eine alte Bodenhülse, „da darf man sich keinen Fehler erlauben“. Auch Versicherungsfragen spricht Herbert Köhn an, zumal sich der Standort in Bernhausen direkt an der Hauptstraße befinde. „Ich bin als Vorstand persönlich in der Haftung“, sagt er.
Eine Maibaum-Hocketse ohne Maibaum? Manche Bürgerinnen und Bürger ärgern sich darüber und machen ihrem Frust bei Facebook Luft. „Echtes Armutszeugnis für Bernhausen mal wieder“, liest man im sozialen Netzwerk, „ist wirklich sehr peinlich für Bernhausen“, wird moniert.
„Das ist sehr schade für das Brauchtum“, sagt auch der Oberbürgermeister Christoph Traub, allerdings nimmt er den DGHI in Schutz. „Im Ehrenamt die Verantwortung für so einen Baum zu übernehmen, unterschätze ich nicht“, sagt er, und dies gerade an einer Fußgängerzone. In der Vergangenheit habe es immer wieder auch Unfälle gegeben, betont er, die Herausforderungen für Versicherungen seien gestiegen.
Fehlender Maibaum tue der Stimmung keinen Abbruch
Bereits vor ein paar Jahren habe sich die Stadtverwaltung daher mit den Vereinsringen und den Gewerbetreibenden zusammengesetzt. Tatsächlich: Im vergangenen Jahr hat ein umstürzender Maibaum im unterfränkischen Amorbach eine Frau und drei Kinder leicht verletzt. Ein weiterer folgenschwerer Maibaum-Unfall hat sich 2024 in Tirol ereignet, dabei wurde ein siebenjähriger Junge schwer verletzt. Das Unglück passierte am Dorfplatz von Going, den das Fernsehpublikum aus der Serie „Der Bergdoktor“ kennt. Auch ein Gebäude wurde damals stark beschädigt.
Laut Herbert Köhn ist die Hocketse in Bernhausen immer gut besucht. Es sei die größte in Filderstadt, und „wir gucken, dass da mehr andere Aktivitäten sind“. Vor allem bei Familien sei die Veranstaltung wegen des umfangreichen Kinderprogramms beliebt, die ganze Fußgängerzone werde dafür bespielt. „Das Fest hat einen ganz anderen Charakter, es wird sehr gut angenommen“, sagt er. Dass es schon seit einigen Jahren keinen Maibaum mehr gebe, tue der Stimmung keinen Abbruch. Herbert Köhn betont: „Bei mir hat sich noch keiner beklagt.“